Landesliga-Derby mit fadem Beigeschmack. Auf dem Platz hatte am Sonntag die SG Leipzig Leutzsch das Sagen. Durch Tore von Gregor Spitzke (20.) und Antonio Nielsen (32.) gewannen sie mit 2:0 gegen den Ortsteilrivalen BSG Chemie. Neben dem Rasen sorgten ausgerechnet die Diablos für Unruhe. Die Chemie-Ultras, eng mit ihrem Verein verquickt, wollten ihren Unmut über 16 Stadionverbote kundtun.
Diese Verbote hatte Jamal Engel, Vizechef der SG Leutzsch, beantragt. Anlass war der Angriff einiger BSG-Anhänger auf ein Kassenhäuschen vor dem letzten Leutzscher Derby im Juni. Ein Ordner wurde damals verletzt. Nun wollten die BSG-Fans Zusammenhalt beweisen. Mehr als einhundert von ihnen boykottierten das Spiel, wollten Jamal Engel samt seiner SGLL auf den hohen Ausgaben für den Ordnungsdienst sitzenlassen.
Allerdings sorgten dieselben Chemie-Anhänger auch für einen unangenehmen Beigeschmack. Augenzeugenberichten zufolge, sollen sie gegen 11:45 Uhr in der Georg-Schwarz-Straße erst eine Straßenbahn gestoppt und dann in der Kneipe “Abseitsfalle” randaliert haben, wo sich Anhänger der SG Leutzsch aufhielten. Mobilar ging zu Bruch. Laut einer unbestätigten Meldung, hätten sich die antirassistisch eingestellten Chemiker von Neonazi Thomas G. provoziert gefühlt. Der SG-Unterstützer nahm später auf der Tribüne des Alfred-Kunze-Sportparks Platz.
Für die Ultras endete das Derby vorerst im Polizeikessel. Die Beamten nahmen von 156 Fans die Personalien auf. “Die Polizei hat die Ermittlungen hinsichtlich der Prüfung auf strafrechtlich relevante Fakten aufgenommen”, so Pressesprecherin Anke Fittkau. Die Beamten stellten Vermummungsgegenstände, ein Einhandmesser und Pyrotechnik sicher. Eine Person wurde mit Haftbefehl gesucht.
Haben die Chemie-Ultras sich und ihren Verein mit dieser Aktion möglicherweise selbst ins Abseits manövriert? Der Club ist in Verbandskreisen nicht sonderlich beliebt. Trotz seiner kreativen Fankultur, des hohen Zuschauerzuspruchs und der damit verbundenen Einnahmen für die übrigen Landesligisten. Der heutige Vorfall dürfte Wasser auf die Mühlen der Kritiker sein, denen die enge Einbindung der “Diablos” in die Vereinsgremien ein Dorn im Auge ist. Vorstandssprecher Remo Hoffmann war am Sonntagabend nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
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