Das Leipziger Stadtduell Rasenballsport gegen Lok Leipzig geht den dritten Tag in die Verlängerung. Protagonisten des Geschehens: Eine Rollstuhlfahrerin, RB-Fußballer Daniel Frahn, Lok-Sicherheitsbeauftragter Steffen Kubald, vier Feuerzeugwerfer - und die LVZ.

Es stand wie in Stein gemeißelt in der Montagsausgabe der LVZ: “Ein Rollstuhlfahrer wurde umgetreten, ein Rentner geschlagen, die Familie von RB-Profi Paul Schinke angegriffen.” Tatort war der Vorplatz des ehemaligen Zentralstadions am Sonntagnachmittag. Das Blatt hatte die Info über die Auseinandersetzung mit einem Rollstuhlfahrer wohl von RB-Kapitän Daniel Frahn übernommen, der auf seiner Facebookseite Angriffe auf Behinderte kritisierte.

Dienstag dann das: “Muss hier etwas Klarstellen: Möchte mich hier offiziell für die Aussage mit dem Rollstuhlfahrer Entschuldigen- habe da etwas falsch aufgenommen (es war ein Unfall wo kein Lok- Fan etwas mit am Hut hatte) Sorry” (Eintrag mittlerweile wieder gelöscht, Rechtschreibfehler im Original/Anm. d. Red.). Indes: Die LVZ blieb stumm, revidierte die Sache mit dem Rollstuhlfahrer nicht.

Verfasser Guido Schäfer selbst saß zum Tatzeitpunkt mit fast allen Journalisten (L-IZ-Redakteure standen zu diesem Zeitpunkt am Ort des Geschehens) bei der Pressekonferenz, lauschte den launigen Aussagen der Trainer, berichtete trotzdem wie ein “embedded journalist” im Afghanistan-Krieg. Idiotisch genug: “Uns liegt der Bericht der Behindertenbeauftragen von RB vor: Die Rollstuhlfahrerin wurde beleidigt und bespuckt”, so Lok-Sicherheitschef und Teammanager Steffen Kubald am Dienstag.Der mittlerweile 50-Jährige eilte direkt nach der Pressekonferenz auf den Stadionvorplatz. “Ich selbst habe aber nur noch ein wenig Gerenne und ein paar verletzte Lok-Fans gesehen.” Diese hockten noch zehn Minuten nach PK-Ende am Rande des Vorplatzes, hatten Reizgas in die Augen bekommen. Steffen Kubald, Stand Dienstagnacht, hat noch einige Fragen an die Polizei und hinsichtlich der Sicherheitsvorkehrungen im Stadion: “Wir treffen uns zweimonatig im präventiven Rat und haben dort ein Papier erarbeitet, was am Sonntag null und nichtig gewesen ist.”

Kubald meint damit offenbar die mangelnde Absicherung der Zäune zwischen den Sektoren. “Auf dem Stadiondamm trennte ein Bauzaun die Sektoren, aber nach dem Spiel war der nur von ein paar Ordnern gesichert. Fans, die schneller zur Straßenbahn wollten, bahnten sich dort ihren Weg.” Und sind auf dem Stadionvorplatz, aber angeblich auch auf der Festwiese logischerweise auf RB-Fans getroffen, die allerdings auf der Festwiese mit einem Nahkampf kein Problem gehabt haben sollen. “Aber das habe ich auch nur gehört”, so Kubald. “Es kursieren so viele Geschichten über die Geschehnisse rund um das Stadion, aber keiner weiß, was man davon glauben kann.” Kubald vertraut nur seinen Beobachtungen, die er spät im Geschehen machen konnte.

“Ich kann sagen, dass ich auf dem Stadionvorplatz keinen gesehen habe, der drei Wochen lang an der Choreografie gearbeitet hat. Dafür waren viele Leute zu sehen, die ich gar nicht kannte, die mich aber offensichtlich kannten.” Die vier Feuerzeugwerfer hat Kubald nun auch kennengelernt. Drei Jungs aus Halle, einer aus Delitzsch. Klare Ansage: “Kein Problem, dass Hallenser zu uns kommen. Aber die müssen sich auch bei uns so benehmen wie in ihrem Stadion.” Die vier “Weitwerfer” wurden vom Verein bereits mit drei Jahre Stadionverbot bedacht.

Der Sicherheitschef des FCL, durch eigene Erfahrungen und Erlebnisse als Sicherheitschef in Sachen Ausschreitungen stets mit geschultem Auge: “Was passiert ist, ist großer Mist. Aber es wird mittlerweile auch enorm hoch gekocht. Es waren doch auf Lok-Seite keine 14.000 Hooligans im Stadion.” Für die Zukunft will Kubald einen Schritt aufs Fanprojekt “Outlaw” zu machen. “Die Gespräche sind eingeschlafen, der Verein ist dadurch seit Monaten in der Fanarbeit auf sich gestellt. Ich werde aber dem Präsidium vorschlagen, dass wir Outlaw mit einbeziehen.”

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