Stürmer Christian Beck beschäftigt weiter die Regionalliga. Nachdem der Stürmer ohne Erlaubnis seines Vereins bei RB Leipzig vortrainiert hat, will Halberstadt nun RB verklagen. Der Dosenclub weist allerdings alle Schuld von sich, Beck gerät derweil aufs Abstellgleis.

Stürmer Christian Beck, 1,96 Meter groß, 15-facher Torschütze in der vergangenen Regionalliga-Saison und Objekt der Begierde jedes Vereins mit hehren Zielen sitzt seit Tagen zwischen allen Stühlen. Nachdem er bei RB Leipzig mittrainiert – und vom neuen Trainer Alex Zorniger wieder weggeschickt wurde – will sein derzeitiger Verein Regionalligist Germania Halberstadt gegen Liga-Konkurrent RB Leipzig klagen und Beck loswerden.

Grund: Beck hatte keine Erlaubnis fremdzugehen, RB hätte laut Spielordnung bei Halberstadt nachfragen müssen, hat er aber nicht. Die Spielordnung besagt unter Paragraph 22: “Ein Vertragsspieler darf einen Vertrag mit einem anderen Verein nur abschließen, wenn sein Vertrag mit dem bisherigen Verein abgelaufen ist oder in den folgenden sechs Monaten ablaufen wird.” Telefonate mit Germanias Geschäftsführer Fait-Florian Banser, RB Leipzigs Pressechef Sharif Shoukry und Becks Berater Wolfgang Benkert werfen mehr Fragen auf, als beantwortet werden.

Shoukry ist derzeit um Schadensbegrenzung bemüht, sieht seinen Verein nicht in der Schuld. “Aufgrund falscher Informationen an uns ist es zu dieser unfreundlichen Situation gekommen. Wir respektieren selbstverständlich bestehende Vertragsverhältnisse und wollen auf kollegiale Ebene dieses Missverständnis klären.” Woher die falschen Informationen kamen und welcher Art sie waren, wollte Shoukry nicht verraten, ließ nur durchschimmern: “Wir werden das mit Halberstadt klären und wollen nicht noch Dritte in die Sache reinziehen.” Wen er meint? Beck, dessen Berater oder dritte Dritte?
Und: Was könnten das für falsche Informationen gewesen sein? Mittlerweile gesichert, weil von Germania Halberstadt und von Becks Berater Wolfgang Benkert bestätigt: Im Frühjahr erhielt Christian Beck von seinem Verein eine E-Mail in der garantiert wurde, dass “bei schriftlicher Anfrage eines Vereins Germania Halberstadt Gespräche mit diesem über einen Verkauf von Christian Beck führen wolle”, so Germania-Geschäftsführer Banser auf L-IZ-Anfrage am Mittwoch.

Laut L-IZ.de-Informationen hatte zu der Zeit der FCM um Beck gebuhlt, der in der Würstchen-Stadt jedoch einen Vertrag bis 2013 besitzt. Doch der Deal mit dem EC-Sieger von 1974 kam nicht zustande. Beck spielte stattdessen letzte Woche bei RB Leipzig vor, soll dort laut LVZ bereits einen Zweijahresvertrag unterschrieben haben.

Das Problem jedoch: RB hat laut Halberstadt nicht schriftlich angefragt, ob der Verein überhaupt Beck freigeben würde. In Leipzig dachte man wohl, das Ding zwischen Halberstadt und Beck sei geritzt. Dachten wahrscheinlich auch Beck und sein Berater, denn Benkert erklärte gegenüber L-IZ.de: “Christian hat von Halberstadt per E-Mail die Freigabe bekommen. Er darf gehen, wenn ein Verein eine bestimmte Summe zahlt” so der ehemalige Torwart, der den Vertrag seines Schützlings kannte und auch respektiert, aber “neben Verträgen kann man ja auch Vereinbarungen schließen.”

Das Arbeitsgericht entschied jedoch kürzlich, dass diese E-Mail, in der Halberstadt nur erklärt, was sie auch sonst tun würden, nämlich Verhandlungen mit potenziellen Interessenten aufzunehmen, rechtlich keinen Bestand hat. “Da fehlen Stempel und Unterschrift, das reicht rechtlich für eine Freigabe nicht aus, wie wir mittlerweile wissen”, so Benkert. Dass sein Schützling bei RB bereits einen Vertrag unterschrieben hat, dementierte er.
Beck steht also weiterhin bei Halberstadt unter Vertrag, wo man bereit ist ihn abzugeben, aber nur, wenn die Spielordnung (siehe oben) eingehalten wird. “Daran muss sich jeder Verein halten, ganz egal ob Halberstadt oder RB Leipzig. Das hat auch nichts mit Profilierung zu tun, und Spatzen sind wir gleich gar nicht.”, spielt Geschäftsführer Banser auf eine Meldung der BILD Leipzig vom Mittwoch an. “Fakt ist: Christian Beck hat bei uns noch ein Jahr Vertrag. Dem kommt er derzeit aber nicht nach. Sein Verhalten ist nicht angemessen, so verbaut er sich vieles für die Zukunft.”

Weil RB aus Sicht von Halberstadt die Spielordnung nicht eingehalten hat, hat Germania die Klage beim NOFV-Sportgericht bereits fertig. “Alle Seiten hatten Bedenkzeit. Obwohl RB am Montag angekündigt hat, die Sache ?kollegial’ zu klären, hat sich der Club bei uns nicht gemeldet. Deshalb geht die Klage in den nächsten Tagen beim Verband ein”, begründet Banser diesen Schritt.

Die weitere Karriere von Christian Beck wird damit allerdings nicht richtungsweisend geregelt. Klar ist: Halberstadt würde Beck abgeben. “Es haben sich einige Vereine bei uns gemeldet”, so Banser. Doch wer auch immer Beck holen will, er muss eine Ablöse zahlen. “Definitiv.” Eile verspürt man bei Germania allerdings nicht. “Wir haben Zeit, Christian Beck hat sie nicht.” Dessen Berater hofft, dass Beck bald wieder spielen kann. Sein vorläufiges Fazit der Posse: “Die Halberstädter spielen eine ganz, ganz schlechte Rolle. Schlimm, dass Christian so lange hingehalten wird.”

RB-Nachbar Lok Leipzig hat bereits bei Halberstadt formgerecht angefragt, ob in der Causa Beck nicht etwas zu machen sei. “Ich habe sowohl mit Beck, dessen Berater als auch mit Herrn Banser telefoniert”, bestätigte Teammanager Steffen Kubald. “Christian muss nun seine Sachen in Halberstadt regeln und ich warte auf einen Rückruf von Banser.” Bis der kommt sucht Kubald potenzielle Geldgeber, die eine Ablöse und Becks Gehalt stemmen würden. “Wir könnten ihn nur extern finanzieren.” Gilt übrigens auch für einen potenziellen Neuzugang für die Lok-Defensive.

Bis zum 31. August muss der Fall Beck geklärt sein, dann läuft die Wechselfrist ab. Vielleicht klären sich bis dahin auch noch die offenen Fragen.

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