RB Leipzig hat sich am Mittwoch-Abend gegen Union Sandersdorf durchgesetzt. Nach zähem Spiel gewann der Regionalligist das Testspiel mit 4:1. Die Tore erzielten Wallner (2x), Kammlott und Nattermann. Am Sonnabend steht nun noch ein Test gegen Arsenal ?eská Lípa an.
Fußballprofi müsste man sein. Dann darf man die 53 Kilometer ins kleine Sandersdorf (15.500 Einwohner) im vollklimatisierten 5-Sterne-Bus zurücklegen. Wären die Rasenballer mit der Bahn angereist, hätten sie im benachbarten Bitterfeld aussteigen müssen. Die 4,6 Kilometer zum Sportplatz schafft man schnellen Schrittes in etwa 50 Minuten. Die glühende Hitze hätte den Kickern schon vor Anpfiff die Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Und hätten sie kein Wasser dabei gehabt, hätte manch einer am Ziel an Dehydrierung gelitten.
Der Weg ins Fußball-Nirvana führt mitten durch den trostlosen Chemiepark Bitterfeld-Wolfen. Die Gegend wirkt so charmant wie ein getrockneter Kaugummi auf einer Kirchbank. Früher ein Herz der DDR-Wirtschaft, haben sich hier heute eine handvoll Mittelständler niedergelassen – und der Chemie-Riese “Linde” aus dem Westen. Autohäuser säumen die Straße, am Rand auch zwei Solarparks und die ein oder andere Gaststätte.
Wer nun den Ortseingang Sandersdorfs passiert, wähnt sich auf einem anderen Planeten. Statt Staub und Schmutz lachen einen gutbürgerliche Kleinstadtfassaden an. Hinter den Wohnhäusern auf der linken Straßenseite eine der bessseren Sportanlagen in der Region. Das Stadion eines der besseren im Hallenser Umland. Kein Wunder, spielt der Verein doch in der Landesliga. Sandersdorf scheint fußballverrückt zu sein. 970 Zuschauer haben sich am Mittwoch auf den Weg ins Stadion gemacht. Die kleine Tribüne platzt aus allen Nähten. Manch Zuschauer hat seine Liebe zu dem unbedeutenden Vorstadtclub sogar auf die Wade tätowieren lassen.
Die Sandersdorfer bekommen an diesem Abend fade Kost serviert. Union geht mutig in die Partie. Die Leipziger Gäste wirken kraftlos, müde, schlapp. Keine große Herausforderung für die Männer von Ex-Lok-Coach Rainer Lisiewicz. Viele lange Bälle, Fehlpässe und Ideenlosigkeit brennen sich in die Köpfe ein. Wo bleiben die Kreativität und die Leichtfüßigkeit, mit der die Leipziger am Sonnabend Fortuna Chemnitz in die Knie zwangen?
Trainer Alexander Zorniger vertraut zunächst völlig überraschend einer B-Elf. Mit Fabio Coltorti, Dominik Kaiser, Jeremy Karikari, Daniel Frahn und Juri Judt sitzen fünf heiße Stammelf-Kandidaten auf der Bank. Andere versuchen sich zu beweisen. Etwa Roman Wallner, der um den zweiten Sturm-Posten neben Frahn kämpft. Hereingabe vom rechten Flügel, der Österreicher steht im Sechzehner goldrichtig, Führung (4. Minute). Nach 29 Minuten tritt der Torjäger zum Elfmeter an – und verwandelt souverän. Zehn Minuten später legt er für Kammlott vor, der schiebt zum 3:0 ein. Ab der 55. sehen die Zuschauer elf andere Rasenballer. Die erledigen ihre Job keineswegs besser. Zorniger: “Die Mannschaft wirkte heute etwas müde und nicht so willig, wie ich sie kenne.” Zwar kann Nattermann nach Frahn-Vorlage auf 4:0 erhöhen (58.), doch kurz darauf wirkt die Innenverteidigung stehend K.O. Erol Gugna verkürzt ohne jede Gegenwehr auf 4:1. Rasenball in der Folge konsterniert. Zwingende Chancen bleiben aus. Ein dicker Wehrmutstropfen: Tom Nattermann musste mit Verdacht auf ausgekugelter Schulter vorzeitig in die Kabine.
Am Sonnabend gegen Arsenal ?eská Lípa (13:30 Uhr in Grimma) möchte Zorniger endlich das Geheimnis lüften, welche Elf sein Vertrauen genießt: “Das Spiel wird eine Generalprobe. Es wird größtenteils die gleiche Aufstellung zu sehen sein, es sei denn, deren Leistung gefällt mir nicht.”
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