Der 1. FC Lok hat im ersten Regionalliga-Spiel seiner Geschichte trotz anständiger Leistung am Samstag keinen Punkt erspielen können. Bei der zweiten Mannschaft von Hertha BSC verlor das Team von Marco Rose mit 0:1 (0:0). Während Lok seine drei Möglichkeiten liegen ließ, nutzten die Gastgeber vor 1.565 Zuschauern im Berliner Amateurstadion eine ihrer drei Chancen.

An Lok-Trainer Marco Rose prallen Gratulationen nach Niederlagen meist ab wie Nachrichten in der “weltbesten Tageszeitung”. Interessiert ihn nicht. Siege zählen. Aber nach dem Auftritt seiner Truppe bei der Zweiten von Hertha BSC konnte man ihm trotz 0:1-Niederlage wieder nur gratulieren. Seine Mannschaft war gegen einen flinken und technisch extrem starken Gegner über 90 Minuten sehr gut organisiert und kämpfte mit ihren Mitteln – Einsatz und Willen. Ein Desaster wurde der erste Auftritt des 1. FC Lok in der Regionalliga deshalb keineswegs.

Lok zeigte, dass der Aufsteiger keine Laufkundschaft in der neuen Regionalliga sein wird. “Wir sind drin in der Liga”, befand deshalb auch der Gratulationsverweigerer, der sich im Wesentlichen zufrieden mit seinem Trupp zeigte. “In Sachen Intensität und Bereitschaft haben die Jungs alles gegeben, einige haben eine Topleistung abgerufen, einige können aber noch mehr”, so Rose. Sein Gegenüber, Ex-DDR-Oberliga-Spieler Karsten Heine zollte der Rose-Truppe jedenfalls Respekt. “Wir kannten Lok nicht, aber die haben es uns extrem schwer gemacht, Chancen herauszuspielen.”
Die Gastgeber, die mit vier Spielern angetreten waren, die schon mal 1. beziehungsweise 2. Liga-Luft geschnuppert haben, nutzen eben eine der nur drei Chancen, Lok keine. Einen Vorwurf konnte man aber keinem der Gescheiterten machen. Engler köpfelte den Ball nach 15 Minuten für seine Verhältnisse sensationell über Herthas unsicheren Torhüter Marius Gersbeck – aber auch nur an den Außenpfosten. Der zur Pause eingewechselte Christoph Schulz entwischte kurz nach Wiederanpfiff und kam von halbrechts nicht an Gersbeck vorbei. Und als Markus Krug nach einer Ecke die Kopfballchance zum Ausgleich hatte, wurde es vor ihm finster. Gersbeck hatte seine Pranken ausgefahren und patschte den Ball zur Seite, bevor er unter die Latte fliegen konnte.

“Hinten war es gut, vorne müssen wir die kommenden Wochen Abschlüsse üben”, kommentierte nach dem Spiel Kevin Kittler, der diesmal für Jens Werner Kapitän war. Ein kleiner Trost ist es da, dass die Hertha noch bessere Chancen liegen ließ. Vor allem Kevin Stephan hatte zunächst eine gewisse “Netzphobie”. Nach 21 Minuten hatte er sich zehn Meter vor dem Tor wunderbar um Krug gedreht, jagte den Ball aber über das Gebälk. Nach 53 Minuten köpfte er erst und schoss dann Gäng aus zwei Metern an. Es waren die dicksten Chancen der Herthaner, die fünf Minuten später doch noch einen rein bekamen.
Neu-Außenverteidiger Alexis Theodosiadis säbelte an einem Diagonalball vorbei, Eingabe des U-17-Nationalspielers Hany Mukthar (Marktwert: 200.000 Euro), Flachschuss Stephan, Tor. Die “Null-Bock-auf-Komplimente-Stimmung” auf der Lok-Bank breitete sich aus. Rose und sein Co-Trainer-Duo Vrabec/Eiselt fabulierten lange, was nun helfen könnte, schickten den außen blassen Fatih Alemdar ins Sturmzentrum und Kevin Walthier von der Bahn in die Mitte, aber mit keiner Maßnahme konnte Lok mehr Durchschlagskraft erzwingen. Am Ende hatte die offensivere Mannschaft, die in einem guten Regionalliga-Spiel mehr Tempo machte, gewonnen.

Lok-Verteidiger Markus Krug, der in einer starken Viererkette eine ordentliche Partie spielte, haderte nach der Niederlage. “Wenn sie uns wenigstens beim Gegentor auseinandergespielt hätten, aber so ein Gurkentor ist echt bitter. Naja, ist in der neuen Liga eben so: Kleinste Fehler werden bestraft.”

Die 900 mitgereisten Lok-Fans unter den 1.565 Zuschauern feierten ihr Team trotzdem als wenn es etwas Zählbares mitgebracht hätte.

Statistik
Hertha: Gersbeck – Leinau, Syhre, Neumann, Holland (9. Dem) – Diring (62. Scheffler), Perdedaj, Mukhtar, Breitkreuz – Morales, Stephan (80. Neuendorf)

Lok: Gäng – Bachmann, Krug, Kittler, Theodosiadis (67. Wendschuch) – Oechsner (85. Werner), Seifert, Alemdar, Walthier – Stratmann (46. Schulz), Engler
Zuschauer: 1.565

Tor: Stephan (58.)

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