Deutschland steht im EM-Halbfinale und L-IZ.de-EM-Experte René Müller zieht den Hut vor Joachim Löw. Doch im Gegensatz zu diversen Medien und Spaniens Trainer Vincente del Bosque, hat Müller immer noch einige deutsche Schwächen erkannt.
Herr Müller, bewundern Sie Joachim Löw für seinen Mut?
Es ist schon ungewöhnlich, dass ein Trainer nach drei Siegen in der Vorrunde drei Wechsel in der Offensive vornimmt. Mit Klose habe ich gerechnet, mit Reus und Schürrle eher nicht. Das mit Reus hat sehr gut funktioniert, gerade im Zusammenspiel mit Özil. Da muss man schon den Hut ziehen. Schade, dass die Tore nicht gleich am Anfang gefallen sind, die Möglichkeiten waren da.
Nach der Führung sah alles nach einem deutschen Sieg aus, dann diese Schrecksekunde mit dem griechischen Ausgleich. Hatten Sie Angst um die deutsche Mannschaft?
Wenn man so viele Chancen liegenlässt, hat man zwar nicht Angst, aber man zuckt erst mal zusammen. Dass man das zweite Tor schnell gemacht hat, war optimal. Das war das bahnbrechende Tor, wenn das nicht so schnell fällt, wird es gefährlich.
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Spaniens Trainer Vincente del Bosque sagte kürzlich: Die deutsche Mannschaft hat keine Schwächen. Die Bild-Zeitung schreibt heute: Uns stoppt keiner mehr! Was sagen Sie?
Das stimmt beides nicht. Dass del Bosques Aussage nicht stimmen kann, hat man ja bei dem Konter gesehen. Wenn man das Spiel in die gegnerische Hälfte verlagert, ist man hinten immer offen und gerade Schweinsteiger hat mehrere Fehlpässe gespielt. Ich habe einige Fehler gesehen. Schon in der ersten Hälfte hat Neuer mit seinem beherzten Rauslaufen einen Konter der Griechen unterbunden. Del Bosque wird das gesehen haben, die anderen auch. Demzufolge ist das Quatsch, dass man nicht mehr zu stoppen ist. Dass wir sieben verschiedene Torschützen haben, macht uns allerdings unberechenbarer als andere Mannschaften. Gerade die Spanier und die Engländer haben nicht so viele Leute, die Tore schießen können.
Was kann man als Torhüter in so einem Spiel tun, um im entscheidenden Moment zur Stelle zu sein?
Man darf den Ball und das Spiel nicht aus dem Auge verlieren. Dann ist man auch hellwach. Man darf sich nicht ablenken lassen. Das gilt auch für die Feldspieler. Der griechische Innenverteidiger schläft auch beim Gegentor von Khedira. Aber reden wir nicht soviel über Neuer. Sifakis hat ja so viele Fehler gemacht.
Wer wäre Ihnen für die deutsche Mannschaft im Halbfinale lieber – England oder Italien?
Das hat Oliver Kahn gestern Abend schon richtig beantwortet: Italien hat man bisher nicht in einem Turnierspiel geschlagen, die werden genauso tief stehen wie die Griechen, sind aber taktisch deutlich besser geschult. Die Engländer hatten wir zuletzt immer geschlagen. Daher sind die mir lieber.
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