Die wohl spielentscheidende Szene beim 0:2 der BSG Chemie gegen Rasenballsport II ereignete sich in der 23. Minute. Patrick Meißner sah nach einem Rempler den roten Karton, eine sehr harte Entscheidung, wie auch Gäste-Trainer Tino Vogel fand: "Der Elfmeter wäre ausreichend gewesen."
Den Strafstoß verwandelte Daniel Ackermann zum 0:2, womit er auch schon den Endstand markierte. Das wiederum gefiel Tino Vogel nicht. “Wir haben 11 gegen 11 wesentlich besser gespielt und hätten zur 25. Minute 5:0 führen können. Danach haben wir viel Mist gespielt.” Doch Chemie konnte das nicht recht nutzen. Vom zweiten Gegentreffer bis zum Pausenpfiff spielte die Truppe von Steffen Hammermüller verunsichert und Rasenballsport konnte schalten und walten. Vielleicht rührte das daher, dass sich die Spieler fühlten wie der biblische Hiob, soviel Unglück war über sie herein gebrochen.
Das 0:1 fiel aus einer eigentlich harmlosen Situation bei eigenem Ballbesitz. Toni Staygis spielte unter Bedrängnis zurück zu Joachim Haertel. Hätte der den Ball weggeschlagen, wäre ein Einwurf der größte anzunehmende Unfall gewesen. Den Zweikampf gegen den nachsetzenden Rasenballer Mirko Jentzsch verlor er jedoch und so brauchte der nur noch lässig den Ball über die Linie schieben. Nach der Pause lief es wieder besser bei Chemie, doch die heraus gespielten Chancen konnten die Platzherren gegen den Fast-Nachbarn vom Cottaweg einfach nicht verwerten. Die beste Gelegenheit vergab der eingewechselte Martin Korndörfer, als er in der 74. freistehend aus etwa 10 Metern das Tor verfehlte.
Mit zunehmender Spieldauer griff die lange Unterzahl auch sichtlich die Kraft- und Ausdauerreserven der Chemiker an. Dennoch machten die Leutzscher nicht den Eindruck, sich einfach in ihr Schicksal zu ergeben. Der Wille, dem heimischen Publikum noch einen gelungenen Ausklang der Ligaspiele zu bieten, blieb ungebrochen.
Dies wurde möglich, weil auch die Rasenballer zu wenig aus ihren Kontern machten. Joachim Haertel machte seinen anfänglichen Fehler spätestens in der 79. Minute vergessen, als er durch beherztes Herauslaufen dem allein auf ihn zulaufenden Gegner den Ball abnahm und so Schlimmeres verhinderte.
Den Fans auf dem Norddamm machte die Niederlage wenig aus, sie riefen nach Abpfiff geschlossen: “Wir wollen die Mannschaft sehen” und feierten sie, als wären sie die Sieger. Am heutigen Sonntag spielt die BSG Chemie im Alfred-Kunze-Sportpark in einem Testspiel gegen den SV Babelsberg 03. Anstoß ist um 15:00 Uhr und damit direkt nach dem Spiel der zweiten Mannschaft in der Stadtklasse (13:30 Uhr gegen Großlehna).
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