RB Leipzig genießt wieder die Aufmerksamkeit der deutschen Leitmedien. Diesmal nicht wegen sportlicher Erfolge. Warum auch? Nach der Watsche gegen den ZFC Meuselwitz (0:1) belegen die Kicker nur noch den 2. Platz der Regionalliga Nord. Normalerweise kein Problem - gäbe es da nicht die hochfliegenden Pläne. Aktuell könnte aber Spitzenreiter Hallescher FC seinen knappen Vorsprung im Nachholspiel gegen Halberstadt (18.4.) sogar auf vier Zähler ausbauen. Trainer Pacult jedenfalls scheint mittlerweile genug Red Bull im Blut zu haben.
Denn für große Schlagzeilen sorgte ausgerechnet eben jener Trainer Peter Pacult. Der Österreicher soll laut Medienberichten vergangenen Sonntag am Rande des Gastspiels bei der Reserve vom FC St. Pauli (2:1) einen Fan als “schwule Sau” beschimpft haben. Pacults verbaler Ausfall erregte weit über die Hamburger Stadtgrenzen hinaus die Gemüter. Die Online-Ausgaben von “Zeit” und “Spiegel” berichteten, die “Bild” sowieso. Keine Frage, homophobe Äußerungen haben im Stadion nichts zu suchen.
“Es haben während des gesamtes Spiels Anfeindungen und Provokationen stattgefunden. In der hektischen Endphase der Partie sind allerdings auf beiden Seiten Dinge gesagt und getan worden die nicht korrekt waren”, entschuldigte sich der 52-Jährige nach der Partie. “Es waren persönliche Beleidigungen und körperliche Angriffe auf mich und meine Spieler dabei die inakzeptabel waren. Emotionen gehören zum Fußball dazu aber solche Szenen und Worte dürfen von beiden Seiten natürlich dennoch nicht passieren.”
Laut einer Boulevardzeitung sei der Trainer zuvor selbst als “schwuler Österreicher” bepöbelt worden. Auf dem Platz hätte der 52-Jährige vermutlich die Rote Karte gesehen. Bei Rasenball nimmt man die Angelegenheit dagegen auf die leichte Schulter. Eine offizielle Stellungnahme sei nicht geplant, erklärte Sprecher Sharif Shoukry gegenüber L-IZ.de. Vermutlich plagen die Verantwortlichen größere Sorgen. Miese Stimmung auch beim eigenen Anhang. Während des Meuselwitz-Spiels zeigte mancher Fan sein wahres Gesicht und pfiff das Team aus. Dass das gellende Pfeifkonzert zur Halbzeitpause den in Leipzig antretenden Kickern einen zusätzlichen Motivationsschub verpasste, darf zumindest für diesen Tag als widerlegt gelten.
Das RB-Publikum geht mit seinen Atlethen so gnadenlos ins Gebet wie einst die Römer mit ihren Gladiatoren. Bieten die Kicker schönen Fußball, wird ihnen zugejubelt. Läuft es nicht rund, würde manch Zuschauer die Spieler gefühltermaßen am Liebsten auf den Mond verbannen. Mit gelebter Fankultur hat diese Haltung freilich wenig am Hut. Möglicherweise geht manch einem die sportliche Entwicklung am Elsterbecken nicht rasant genug voran. Die Leipziger Spieler waren ob der Pöbeleien nach Abpfiff jedenfalls sichtlich bedient. “Halt’s Maul, du Vogel!”, rief einer einem unzufriedenen Zuschauer zu.
Verständlich, denn die Spieler hatten zumindest über 90 Minuten aufopferungsvoll gekämpft. Auf die Frage, warum der Ball trotzdem nicht den Weg ins Meuselwitzer Tor finden wollte, hatte jedoch keiner eine Antwort. Jetzt heißt es für Kicker und Betreuer, den Kopf frei von Pfiffen, Pöbeleien und Negativ-Schlagzeilen zu bekommen. Denn sollten sie sich am Samstag bei der U23 von Hannover 96 nicht von ihrem unattraktiven Rumpelfußball lösen können, scheint der avisierte Aufstieg ernsthaft in Gefahr.
Mehr Informationen:
Spielbericht RB Leipzig vs. Meuselwitz
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