Der 1. FC Lok kassiert im Aufstiegsrennen die nächste bittere Pleite. Das Kronhardt-Team verlor zu Hause gegen den Tabellenletzten VfL Halle mit 1:2 (0:1). Rico Engler vergab fünf Minuten vor Schluss einen Elfmeter, fast im Gegenzug traf der Gast zum Sieg.

Vor fast genau 25 Jahren zog der 1. FC Lok ins Europapokal-Finale ein und wer sich am Freitag beim Oberliga-Heimspiel gegen den VfL Halle ins Bruno-Plache-Stadion mischte kam fast nicht umhin, zu erkennen, dass die Ansprüche 25 Jahre später nicht geringer geworden sind. Lok begann gegen den Tabellenletzten passabel, verpasste drei gute Möglichkeiten, geriet nach 19 Minuten unglücklich in Rückstand. Eine Faustabwehr von Gäng fiel Oliver Laub auf die Füße, der den Ball über den Torhüter ins Tor beförderte. Die kalte Dusche für den FCL und der Auftakt zu einer vollkommen verkorksten restlichen 1. Halbzeit.
Pfiffe, die es schon vor dem Gegentreffer gab und sicher angemessen wären, wenn Bundesliga-Spieler so gespielt hätten, verstärkten sich. Anstatt die Mannschaft, die nach zwei Niederlagen nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzte, nach vorn zu brüllen, pfiffen und schimpften viele der 2.633 Zuschauer lieber. Nicht immer auf der Höhe des Geschehens, so meckerte ein Zuschauer lauthals darüber, dass Kronhardt einmal mehr zeitig wechselte. Er hatte allerdings nicht bemerkt, dass Lok wegen einer Verletzung von Kapitän Werner bereits mehrere Minuten in Unterzahl spielte. Lok hatte in der Folge bis zur Pause vollkommen den Faden verlor, nach vorn ging nichts mehr, hinten brachte man sich durch eigene Fehler immer wieder selbst in die Bredouille. Nach 15 Minuten Pfiffen zudem auffällig: Die Mannschaft, ohne den gelbgesperrten Seifert und den verletzten Seipel, scheute das Risiko. Die Spieler spielten im Zweifel zurück, was nur noch mehr Pfiffe provozierte. Die Feinfühligkeit der Zuschauer vermisste man in Probstheida in dieser Phase genauso wie die Leidenschaft der Mannschaft. Trainer Willi Kronhardt hatte von seiner Mannschaft eine Antwort gefordert, nach dem Spiel sah er in der Leistung der ersten Halbzeit “eine Schande”, nannte Pfiffe und Leistung der Mannschaft Bestandteile eines Kreislaufs.
In der zweiten Hälfte stimmte der Kampf und die Körpersprache – weil Pfiffe weitestgehend nicht gehört worden waren? Nach 66 Minuten belohnte sich Lok für sein Anrennen, Halles Torhüter René Hartleib ließ eine scharfe Eingabe des gerade eingewechselten Thomas Hildebrandt nach vorn abprallen, Ristovski staubte ab. Nun war die Zuversicht nach Probstheida zurückgekehrt. Lok vergab in seiner besten Phase allerdings wieder mehrere Möglichkeiten. Unter anderem köpfte der kurz vor der Pause eingewechselte Racko nach Flanke des agilen Hildebrandt freistehend an den Pfosten, den auch Saalbach nach einer Ecke traf. Neun Minuten vor dem Ende hätte der Siegeszug schon abgefahren sein können. Patrick Selle knallte den Ball allerdings volley aus 13 Metern freistehend über das Tor. Auf der Gegenseite dann allerdings scheinbar Licht am Horizont für den FCL. Fünf Minuten vor dem Ende überlupfte Racko seinen Gegenspieler im Strafraum, wird zu Boden gerissen, der gute Schiedsrichter Christopher Musick aus Friedland zeigte sofort auf den Punkt.
Wie im Hinspiel wollte Engler zum Punkt schreiten, stritt sich noch mit Ristovski um den Ball und verschoss. Hartleib hatte die Ecke geahnt, dieselbe wie im Hinspiel als Engler traf. Entsetzen in Probstheida, das sich quasi im Gegenzug steigerte. Ein langer Ball aus der Lok-Abwehr flog wie ein Bumerang zurück in den Lauf von Tobias Haufe, der an Gäng vorbei ins Tor schob. Die Entscheidung. “Für uns lief es einfach sehr gut”, jubelte nach dem Spiel Halles Trainer Lars Holtmann, während sein Gegenüber Kronhardt mächtig austeilte. “Die Jungs machen sich den Druck selbst, schlagen sich selbst. Wir kämpfen uns auf den 5. Platz und müssen die Situation einfach nur genießen”, so der 43-Jährige, der bei der Pressekonferenz zudem auch laut fragte: “Vielleicht will ja auch nicht jeder von den Jungs hoch?”. Warum allerdings hat sich das Team dann gemeinsam nach oben gekämpft? Gemeinsam, das ist auch das Stichwort für Kronhardt. “Wir haben alles zusammen und als Mannschaft erreicht, da kann es nicht sein, dass wir uns erneut um den Ball streiten. Hier wollen Leute Tagessieger sein, aber es geht um den Erfolg des Vereins.”

Durch die Niederlage hat Bautzen am Sonntag die Möglichkeit mit einem Heimsieg gegen Rot-Weiß Erfurt II auf einen Punkt auf den FCL ranzukommen (bei einem Spiel mehr). Bautzen hat danach noch zwei weitere Heimspiele und nur ein Auswärtsspiel, der FCL noch drei Auswärtsspiele und nur ein Heimspiel. Bei dem Anspruchsdenken der Fans vielleicht gar nicht schlecht, wenn die Mannschaft in der Fremde in Ruhe kicken kann.
1. FC Lok Leipzig: Christopher Gäng – Jens Werner (26. Marcus Brodkorb), Kevin Kittler, Rico Engler, Tino Schulze, Felix Bachmann, Albrecht Brumme (65. Thomas Hildebrandt), Marcus Saalbach, Ivan Ristovski, Christoph Schulz, Benjamin Fraunholz (43. Filip Racko). Trainer: Willi Kronhardt.
VfL Halle: René Hartleib – Maximilan Cachay (89. Tom Pilz), Stefan Karau, Sebastian Markowitz, Robin Huth, Patrick Selle, Tobias Haufe (90. Louis Simon Klein), Martin Wehlert, Ricky Wittke, Stephan Neigefink, Oliver Laube (78. Raimund Kasch). Trainer: Lars Holtmann.

Torfolge: 0:1 Laube (19.), 1:1 Ristovski (66.), 1:2 Haufe (88.), Gelbe Karten: Fraunholz, Saalbach (Lok), Markowitz, Cachay, Huth, Karau, Haufe (Halle), Gelb-Rot: Saalbach (90.+3). Zuschauer: 2.633 im Bruno-Plache-Stadion Leipzig.
1. FSV Zwickau 23 Spiele/ 53 Punkte/ +49 Tore
2. VfB Auerbach 22/ 43/ +13
3. FC Rot-Weiß Erfurt II 22/ 39/ +5
4. Carl Zeiss Jena II 22/ 38/ +6
5. 1.FC Lok Leipzig 22/ 33/ +10
6. Dynamo Dresden II 21/ 32/ +4
7. FSV Budissa Bautzen 22/ 29/ +1
8. Fortuna Chemnitz 21/ 28/ -6
(…)

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