Die Siegesserie des 1. FC Lok Leipzig geht weiter. Auch vom FSV Luckenwalde ließen sich die Kronhardt-Jungs nicht stoppen, siegten vor 1.054 Zuschauern deutlich. Aber: In Süd-Brandenburg brauchte es einen starken Torhüter Gäng und zwei unhaltbare Raketen für den Sieg.
“Ich weiß nicht, ob er schon mal so ein Tor geschossen hat, aber in den nächsten 20 Jahren wird es sicher nicht noch mal passieren.” Nur wenige Minuten sind seit dem Oberligaspiel FSV Luckenwalde gegen den 1. FC Lok Leipzig vergangen, als Ingo Nachtigall angefressen das 1:0 für Lok durch Ivan Ristovski kommentierte. 50 Minuten lang hatte Nachtigalls Mannschaft ein gutes, phasenweise sehr gutes Spiel geliefert, aber am Ende stand sie mal wieder zu Hause mit leeren Händen da.
Lok hatte in der ersten Spielhälfte allenfalls in Sachen taktischer Disziplin geglänzt, spielerische Höhepunkte setzte die Mannschaft von Willi Kronhardt allerdings nicht. Zwar war das Team sichtbar auf tiefstehende Gastgeber eingestellt, die Laufwege im Sturm passten auch, aber zu oft wurden die langen Bälle aus der Abwehr ungenau oder ungeschickt weitergeleitet. Weil Luckenwalde selbst die ersten zwanzig Minuten die Bälle nur rausgeschlagen hat, hätten die Mittelfeldspieler beider Mannschaft auch mit Zeitung und Sonnenstuhl im Mittelkreis sitzen können. Sebastian Seifert und Marcus Brodkorb im Lok-Mittelfeld sahen die Bälle – über ihre Köpfe fliegen. Als die Truppe von Ingo Nachtigall merkte, dass gegen Lok etwas ging, nahm auch das Spiel Fahrt auf. Die letzte Viertelstunde der ersten Halbzeit musste Christopher Gäng im Lok-Tor gleich fünf Mal ran und die 500 mitgereisten Lok-Fans mussten das erste Mal seit langem wieder um ihre Mannschaft zittern. Gäng hatte aber einmal mehr einen Sahne-Tag erwischt und vereitelte alle fünf Möglichkeiten. Der Pausenpfiff von Schiedsrichter Sebastian Schmickartz rettete Lok in die Halbzeit. “Der Gegner hat sich wirklich sehr gut auf uns eingestellt. Wir konnten hier nur mit einer disziplinierten Leistung gewinnen”, kam Willi Kronhardt nicht umhin zuzugeben.
Schmickartz hatte gerade wieder fünf Minuten spielen lassen, als sich für beide Mannschaften Verhängnisvolles abspielte. Ivan Ristovski kam in halbrechter Position 20 Meter vor dem Luckenwalder Tor an den Ball, Drehung und Schuss verschmolzen zu einer Aktion und Carsten Buschs Sprung im Luckenwalder Tor war vergebens. Ristovskis drittes Tor aus den letzten vier Spielen war ein Leipziger Bewerbungsschreiben für das Tor des Monats. Sein Ball flog die 20 Meter bis in den Winkel. Lok führte, spielte in einem offenen Schlagabtausch locker mit und legte 20 Minuten vor dem Ende nach. André Stratmann, der für Benjamin Fraunholz überraschend in der Anfangsaufstellung stand, stibitze Luckenwaldes Kapitän Florian Bitzka am gegnerischen Strafraum den Ball von der Stiefelspitze, spritzte zwischen Bitzka und Busch und überlobte Busch als wäre es die leichteste Übung. Die Gegengerade im Werner-Seelenbinder-Stadion feierte, dort stand die Probstheidaer Reisegruppe, die sich, vom Spielfeld nur von einer kleinen Balustrade getrennt, vorbildlich benahm. Lohn des guten Benehmens: Die zweite Rakete des Tages neun Minuten vor dem Ende. Nach einem Eckball streichelte der eingewechselte Fillip Racko den Ball volley aus siebzehn Metern ins Eck. Zwischendurch hatte sich Luckenwaldes Top-Torjäger Henry Haufe allen Frust von der Seele gefoult. Er grätschte nach 72 Minuten Ivan Ristovski im Mittelfeld unvermittelt um und ging mit rot vom Platz.
“Wir arbeiten Woche für Woche hart und bereiten uns akribisch auf jeden Gegner vor, der Lohn ist so ein Sieg”, freute sich Lok-Trainer Willi Kronhardt anschließend. Allerdings waren Nachtigalls Einwände nach dem Spiel berechtigt: “Was wäre eigentlich passiert, wenn wir vor der Pause getroffen hätten?” Dann wäre es gewiss ein anderes Spiel geworden und Lok hätte in Luckenwalde (noch) mehr Probleme bekommen. So war der Ausflug ins Südbrandenburgische aus Leipziger Sicht ein abgezockter Auftritt mit einer Brise Glück.
Nach vier Zu-Null-Siegen in Folge und einem Unentschieden unter Willi Kronhardt, kann sich der 1. FC Lok an diesem Wochenende zurücklehnen und warten, was die Konkurrenz macht. Am kommenden Freitag, 19:00 Uhr, will Wacker Gotha im Bruno-Plache-Stadion bespielt sein.
FSV 63 Luckenwalde: Busch – F. Schmidt, Bitzka (72. Zielke), Hadel, Nachtigall, Bogdan, Leimbach, M. Schmidt (58. K. Adam), Becker, Haufe, Müller (54. Lindner)
1.FC Lok Leipzig: Gäng – Werner, Kittler, Engler, Schulze (71. Racko), Seifert, Bachmann (71. Seipel), Brodkorb, Ristovski, Schulz, Stratmann (72. N’Diaye).
Torfolge: 0:1 Ristovski (50.), 0:2 Stratmann (69.), 0:3 Racko (81.), Zuschauer: 1.054 im Werner-Seelenbinder-Stadion, Luckenwalde, Schiedsrichter: Sebastian Schmickartz, Gelbe Karten: M. Schmidt, Becker (Luckenwalde), Ristovski, Brodkorb (Lok), Rote Karte: Haufe (Luckenwalde, grobes Foulspiel, 74.)
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