Der 1. FC Lok pirscht sich langsam an die Aufstiegsplätze ran. Nach einem 2:0 (1:0)-Heimsieg gegen die Reserve von Erzgebirge Aue erklimmten die Probstheidaer Tabellenplatz fünf. Vor 3.705 Zuschauern glänzte die Mannschaft am Sonntag vor allem mit Ordnung, Disziplin und zwei Toren - aber es hätten noch mehr sein können.
Aues Trainer Torsten Wappler, ein kerniger Typ mit Haaren bis zum Beginn des verlängerten Rückens, teilt ein Schicksal mit dem glatzköpfigen Piet Schönberg, Trainer von Rot-Weiß Erfurt II: So wie Schönberg vor zwei Wochen, saß auch Wappler nach dem Auswärtsspiel seiner Mannschaft im Bruno-Plache-Stadion enttäuscht bei der Pressekonferenz, kritisierte seine Spieler und gestand: “Wenn Fraunholz auch noch den Elfmeter reinmacht, hätte es ein Debakel gegeben.” Sein Nebenan, Lok-Trainer Willi Kronhardt, hatte wiederum, wie schon gegen Erfurt wenig am Auftritt seines Teams zu kritisieren. “Der Elfmeter ist fast die einzige Sache.” 31 Minuten waren gespielt als sich Lok-Stürmer Benjamin Fraunholz die Kugel auf den Punkt legte und unglücklich gegen den Innenpfosten schoss. Der Ball sprang zwar direkt wieder zu ihm zurück, aber wenn niemand zwischendurch berührt, ist der Nachtisch für den Schützen tabu. Die 3.705 Zuschauer hatten sich zu früh gefreut, doch positiv aus Lok- und damit Fraunholzens Sicht: Sie hatten sich vorher schon einmal freuen können.
Nach exakt 67 Sekunden hatte Marcus Brodkorb den FCL in Führung geschossen. Im Anschluss an einen langen Einwurf von rechts, taumelte der Ball durch den Auer Strafraum, ehe sich Brodkorb des Spielgeräts annahm und es aus elf Metern überlegt ins lange Eck schob. Die Auer Veilchen, die ohne Unterstützung von der zeitgleich spielenden ersten Mannschaft auskommen mussten, träumten das ganze Spiel über von einer Gelegenheit diesen Ausmaßes. Einzig nach 83 Minuten prüfte Thomas Stock Lok-Torhüter Christopher Gäng aus spitzem Winkel, ansonsten hätte der gebürtige Mannheimer aber auch zu Hause bleiben können. “Die Mannschaft hat als geschlossene Einheit agiert und sehr diszipliniert gespielt”, lobte Willi Kronhardt sein Team nach dem Spiel und meinte damit zuallererst das Abwehrverhalten. Aue war offensichtlich unfähig, die gut verteidigende Lok-Mannschaft in Kalamitäten zu bringen. Lok wartete darauf, dass Aue etwas tat. Erst als Fraunzholz nach einer halben Stunde von Müller am Trikot gezogen im Strafraum fiel, tat sich wieder etwas. Fraunholz schob die Kugel bekanntlich an den Innenpfosten links und prüfte nur drei Minuten später den Außenpfosten rechts. Marcus Brodkorb hatte ihn mit einem schönen Pass in Szene gesetzt. Überhaupt war Brodkorb aus Lok-Sicht der auffälligste Mann in der ersten Hälfte.
Wechselbedingt – Brumme kam für Werner, Brodkorb rückte in die Abwehr – war Brodkorb dann nach der Pause weniger auffällig und auch die Höhepunkte mehrten sich nicht gerade. Erst als Rico Engler nach wunderschönem Pass des eingewechselte Filipp Racko 24 Minuten vor dem Ende das 2:0 markierte, war das Spiel entschieden. Die Lust aufs Spiel bei Lok war nun groß, der Auer Frust aber auch. Nachdem Andreas Lobsch, früher Fortuna Leipzig, mit gestrecktem Bein Sebastian Seiferts Schienbein am Mittelkreis vollkommen sinnfrei auf Stabilität prüfte, war Aue nur noch zu zehnt und ergab sich. Lok nutzte das zu einigen Chancen, aber weder der eingewechselte N’Diaye (84.) noch Ristovski (85.) nutzten gute Chancen auf das dritte Tor. Beide hatte der Verein in der Halbzeit in eine Aktion gegen Rassismus eingeschlossen. Die 15 Minuten nutzte der 1. FC Lok um alle Nachwuchsspieler des Vereins zu präsentieren, die aus dem Ausland kommen. Die Jungs aus insgesamt 28 Nationen liefen eine Runde über den Platz, gefeiert von den Zuschauern, deren Unterstützung Willi Kronhardt mit dem Wort bezeichnete, mit dem die Entwicklung des 1. FC Lok in den letzten Wochen zu bezeichnen ist: “Sensationell.”
Durch den Sieg gegen Aue II hat Leipzig die Erzgebirgler überholt, rangiert nun auf Platz 5 mit sechs Punkten Rückstand auf den Zweiten VfB Auerbach (ein Spiel mehr). Die vor Lok platzierten Zweitvertretungen von Rot-Weiß Erfurt und Carl Zeiss Jena, die allerdings derzeit nicht aufstiegsberechtigt sind, aus der Tabelle entfernt, rangiert Lok erstmals diese Saison auf einem fast sicheren Aufstiegsplatz, nämlich Platz drei.
1.FC Lok Leipzig: Gäng – Werner (38. Brumme), Kittler, Engler, Schulze, Seifert (78. N’Diaye), Bachmann, Brodkorb, Ristovski, Schulz, Fraunholz (56. Racko)
FC Erzgebirge Aue II: Arnold – Röder, P. Müller, Lobsch, Nguyen, Käsemodel, Kunert, Albustin (46. Bär/ 54. Dartsch), Stock, Weirauch, Stephan (74. Schreiber)
Torfolge: 1:0 Brodkorb (2.), 2:0 Engler (66.), Schiedsrichter: Reuter (Eisfeld), Gelbe Karten: Brumme, Racko (Lok), Weirauch (Aue), Rote Karte: Lobsch (73./ Aue II/ grobes Foulspiel), Zuschauer: 3.705 im Bruno-Plache-Stadion, Leipzig
1.) FSV Zwickau 18 Spiele/ 43 Punkte/ +45 Tore
2.) VfB Auerbach 18/ 33/ +7
3.) FC Rot-Weiß Erfurt II 17/ 33/ +7
4.) FC Carl Zeiss Jena II 18/ 30/ +4
5.) 1.FC Lok Leipzig 17/ 27/ +9
6.) FC Erzgebirge Aue II 17/ 25/ +6
7.) Chemnitzer FC II 18/ 22/ -1
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