Bis 2013 darf er - den Aufstieg bringen soll er: Willi Kronhardt ist neuer Trainer des Oberligisten 1. FC Lok Leipzig. Der 42-Jährige wurde am Montag vorgestellt, wird aber erst kommende Woche das Training leiten. Bis dahin soll der alte und zukünftige Co-Trainer Eric Eiselt die Übungseinheiten durchführen. Dass er dabei neue Gesichter begrüßen darf, ist erstmal unwahrscheinlich.

Jeder will ihn fotografieren, die Arme verschränkt vor dem Lok-Logo stehend und lachend. Dabei ist Steffen Kubald gar nicht der neue Trainer des 1. FC Lok. Der Sicherheitsbeauftragte des Verein feierte am Montag “nur” seinen 50. Geburtstag. Sieht man ihm nicht an. Dem neuen Trainer des 1. FC Lok, Willi Kronhardt, sieht man seine 42 Lenze auch nicht an. Modisch elegant, mit Schal um den Hals und in dunkelblauer Jeans, wurde der Ex-Cottbuser den Medienvertreter am ersten Arbeitstag des Jahres als neuer Trainer des 1. FC Lok vorgestellt. Nur die grauen Haare zeugen ein wenig vom Altersfortschritt des einstigen DFB-Pokalfinalisten (1997 mit Energie). Dass weitere graue Haare hinzukommen, ist bei der ihm auferlegten Aufgabe nicht unwahrscheinlich. Kronhardt, der seine ersten neun Lebensjahre im heutigen Kasachstan verbrachte, soll die Lok auf ein hochwertigeres Gleis bringen, den Aufstieg schaffen.
“Sechs Punkte ist bei 14 ausstehenden Spielen gar nichts. Wir werden alles tun, um das zu schaffen”, so Kronhardt, der dem Verein eine sehr überzeugende Bewerbung zukommen lassen hatte. Beim ersten Treffen war auch Kronhardt von seinen Gesprächspartnern, angeführt von Lok-Präsident Michael Notzon, angetan. “Wir haben lange geredet und ich habe gemerkt, dass ich mit Fachleuten diskutiere, deren Philosophie mich überzeugt hat. In diese Philosophie werde ich mich einbringen.” Einbringen heißt im Falle des neuen Trainers: viel und stetig arbeiten und auch verstärkt im Nachwuchs Entscheidungen tragen. “Schlafen ist für mich lästig. Ich bin bereit zu arbeiten wie ein Tier.”

Das wird der 42-Jährige auch von seinen Spielern verlangen. “Wir haben immerhin eine Menge vor und müssen jeden Tag hart arbeiten.” Dass die viele Arbeit seine Spieler, von denen einige den ganzen Tag schon im Beruf arbeiten, überfordern könnte, glaubt Kronhardt nicht. “Die Spieler sind freiwillig da und ich hoffe, dass sie soviel lernen wollen, wie möglich.”

Von ihrem neuen Trainer, der sich ihnen am Montagnachmittag vorgestellt hatte, werden sie die erste Woche allerdings nicht viel lernen können. Kronhardt nimmt die durch Hallenturniere zerplante Woche als Einarbeitungszeit, saß beim Auftakttraining zur Vorbereitung auf die Rückrunde auf einer Turnbank am Rande und schaute zu. Das Notizbuch immer dabei. Das eine oder andere Hallenturnier wird er von der Tribüne verfolgen. “Ich will die Körpersprache der Spieler sehen. Sind sie bereit, dem neuen Trainer zu zeigen, was sie können?” Sollten sie, denn wie der Trainer extra betonte, zählt bei ihm nur die Leistung. “Mir ist lieber, dass fünf Mann rackern als wenn einer ?Hacke, Spitze’ spielt.”
Wenn die Leistung der Mannschaft stimmt, will der Neu-Trainer auch einen fairen, partnerschaftlichen sportlichen Wettstreit mit RB Leipzig nicht ausschließen. Dass die LVZ daraus gleich eine Schlagzeile machte, wirkt nach der harmonischen Trainer-Vorstellung bei der RB Leipzig gerade mal ein von einem LVZ-Redakteur selbst ins Spiel gebrachter Halbsatz war, wie der Versuch, einen Verein zu platzieren, um in einen anderen Unruhe zu bringen. Eigentlich sollte jeder in Leipzig wissen, dass dieses Thema nach wie vor sensibel ist.

Wird die Leistung des Teams dagegen schon in der Vorbereitung, die Kronhardt gern eine Woche länger gehabt hätte, nicht stimmen, könnten nach dem neuen Trainer vielleicht auch ein oder zwei neue Spieler nach Probstheida kommen. Verstärkungen schloss Präsident Notzon gegenüber L-IZ.de am Samstag nicht aus, ob es sie gibt, soll Kronhardt entscheiden, der zumindest Achim Steffens als Verstärkung hat. “Er kennt hier in der Region alles und jeden, seinen Rat nicht zu hören, wäre falsch. Aber was ich damit mache, ist dann meine Sache.” Kronhardt tanzte beim VfB Leipzig einst für ein Jahr nach Steffens Pfeife. Die Qualifikation für die eingleisige 3. Liga verpasste der VfB Leipzig damals. Als Trainer arbeitete Kronhardt zuletzt im Sudan beim Top-Club Al Merreikh mit dem er das Double holte. Aber auch mit einer Menge Arbeit wird das bei Lok noch nicht so schnell machbar sein. Vielleicht ja, wenn Steffen Kubald wieder lachend vor dem Lok-Logo steht. Zu seinem 100. Geburtstag…
Geboren 17. Februar 1969
Stationen als Spieler: TSV Havelse, Fortuna Köln, Energie Cottbus, VfB Leipzig, Tennis Borussia Berlin, insgesamt 68 Zweitligaspiele

Stationen als Trainer: Co-Trainer bei Eintracht Braunschweig und Alemannia Aachen, Cheftrainer der U23 des VfL Wolfsburg (Aufstieg in die Regionalliga), Cheftrainer bei Al Merreikh (Sudan)

Info:
Beim Trainingsauftakt fehlten nur Markus Saalbach und Marcus Brodkorb. Letzterer feierte seinen 22. Geburtstag. Die zuletzt verletzten Jiri Masek und Raik Hildebrandt waren wieder dabei.

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