Als "Wundertüten"-Mannschaft waren die Nördlinger wegen schwankender Form bezeichnet worden. Im Spiel der Tabellennachbarn begann die Partie ausgeglichen, beide Mannschaften fanden noch nicht optimal in ihren Angriffsrhythmus. Vom Verlauf her glich die Partie einer Achterbahnfahrt, Läufe der einen Mannschaft wurden direkt von der anderen gekontert, so dass keine Führung sicher war. Logische Folge: Verlängerung. Dass es sogar zu einer zweiten kam, war allerdings kurios.

Anfangs agierten die Hausherren leicht übermotiviert. Einzelaktionen endeten inmitten eines Pulks von Gegenspielern, mit einem Pass ins Aus oder einem Ballverlust. Nördlingen schien darauf bedacht, mit taktischen Fouls die Uni-Riesen zu irritieren. Dies funktionierte zunächst und es stand ein 8:16 auf der Anzeigetafel. Leipzig aber fand zurück ins Spiel und glich aus. Nun kehrte auch beim Heimteam Sicherheit ein, die in eine 24:22-Führung am Ende des Viertels mündete. Der Zwischenspurt gelang auch, weil Spielzüge die Einzelaktionen ablösten und die sicheren Freiwurfschützen Fouls zogen und dann von der Linie verwandelten.

Bei solchen Aufholjagden sollte es fortan bleiben. Das Wurfglück war beiden Mannschaften in schönem Wechsel hold. Und auch sonst mangelte es nicht an Kuriositäten. Eine davon dürfte es sogar in die Basketball-Annalen schaffen. Nachdem schon Mitte des dritten Viertels drei der Nördlinger Giants vier Fouls auf ihrem Konto hatten, zog bis zum Ende der regulären Spielzeit der gesamte Kader nach. Sechs Spieler standen also kurz davor, das Feld verlassen zu müssen und alle spielten noch bis 1:20 Minute vor Ende der ersten Verlängerung.
Dann allerdings erwischte es Marco Miklos mit dem fünften Foul. Nach einem nötigen taktischen Foul folgte dann Fabian Brütting. Zum ersten Mal kam nun Maximilian Gentner bei Nördlingen aufs Feld, um wieder eine Fünfer-Aufstellung zu komplettieren. Die Zuschauer bekamen für ihr Eintrittsgeld einiges geboten, nur keinen glücklichen Ausgang.

Dabei schien acht Sekunden vor Ende der ersten Verlängerung schon alles geritzt. Doch C.J. Mc Farland glich mit einem Dreier noch einmal aus und rettete das Gäste-Team somit in die zweite Verlängerung – in der die Uni-Riesen in der entscheidenden Phase nicht den freien Wurf fanden, der sich in der Überzahl eigentlich immer bietet.

Gäste-Trainer Marco Matic fand auch zunächst keine Worte, sagte später bei der Pressekonferenz: “Ich habe in zehn Jahren als Spieler – auch als Profi – und in vier Jahren als Trainer einiges erlebt. Aber zwei Verlängerungen und nur noch drei Spieler auf dem Feld, das bleibt wahrscheinlich einzigartig.” Auch er sah, dass Leipzig den Sack schon hätte zu machen müssen. “Eine Überzahl im Basketball ist eigentlich ein Riesenvorteil. Das hätten wir viel cleverer ausspielen müssen, aber unsere Wurfauswahl war schlechter als noch beim Fünf gegen Fünf”, pflichtete Martin Scholz bei.
Uni-Riesen-Kapitän Jorge Schmidt meinte abschließend: “So ein Spiel bleibt wahnsinnig positiv im Gedächtnis, wenn du gewinnst, aber es ist sehr bitter, so zu verlieren.” Genau dies müssen die Leipziger nun aus dem Kopf bekommen, denn nach zwei Niederlagen in Serie muss am kommenden Wochenende ein Sieg in Rhöndorf her, damit der Kontakt zur Tabellenspitze nicht abreißt.

Die Statistik zum Spiel:

www.diejungeliga.de/scouting…

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar