Ist die Saison erst ruiniert, siegt es sich ganz ungeniert! Nun schon fünf Siege lang ist die späte Serie der auf dem letzten Tabellenplatz der ProA festklebenden Uni-Riesen. In der heimischen Arena zwangen die Leipziger ihre Gäste aus Essen durch einen Letzte-Sekunde-Dreier von Goeff McCammon in die Overtime. Mit 650 frenetischen Zuschauern im Rücken, spielte die Truppe von Coach Martin Scholz in der Verlängerung ihre Stärken erfolgreich aus - und darf weiter auf ein Wunder hoffen.
Dass es gegen Ende doch noch einmal so spannend werden würde, daran hatten die Zuschauer in der Leipziger Arena wahrscheinlich selbst mit Beginn des letzten Viertels nicht mehr geglaubt. Bis dahin plätscherte die Partie leblos dahin, war so farbig wie eine geschlossene Schneedecke. Die Baskets aus Essen, die zur Abstiegsgespensteraustreibung gern alle Punkte mitgenommen hätten, führten beständig mit bis zu elf Punkten. 21:24, 33:42 und 54:61 hieß es nach den ersten drei gespielten Vierteln.
“Wir haben in den ersten 35 Minuten nicht das gespielt, was uns in den letzten Spielen stark gemacht hat. Wir sind nicht dahin gegangen, wo es weh tut, nämlich unter den Korb”, bemängelte Uni-Riesen-Coach Scholz. Schnell nach vorne spielen und den Korb attackieren lautete der Auftrag, doch das klappte zunächst nicht. Wahrscheinlich habe sich seine Mannschaft zu viele Gedanken gemacht, vermutete Scholz. So enteilten die Gäste im letzten Viertel beim 58:69 sogar auf elf Punkte. Aber Simon, Schaffartzik und Sollazzo korrigierten den Stand auf 66:75. Jetzt war das Publikum da und auch die Leipziger Offense agierte nun munterer. Freer gelang das 72:77 und Sollazzo legte zwei verwandelte Freiwürfe nach. 74:77 stand es damit – und Adrenalin bestimmte die Schlussphase.
Der vorher eher glücklose Geoff McCammon ließ die Nerven Nerven sein, fasste sich zwei, drei Sekunden vor Ultimo ein Herz und zwirbelte die orangefarbene Kugel aus der Distanz in den Ring – 79:79, Overtime! Für die Uni-Riesen war es in dieser Saison bereits die dritte Verlängerung – alle mit Happy End. Das rief auch Scholz seinen Jungs in Erinnerung. Diese ließen nun keine Luft mehr ran, während Essen immer nervöser wurde. “Grundsätzlich ist gewinnen schön!”, schmunzelte Martin Scholz nach dem 90:86-Erfolg auf der Pressekonferenz. Aus seiner Truppe wollte er keinen hervor heben (“Es gibt keinen besten Spieler im Team. Es gibt eine Mannschaft, und die gewinnt gerade”). Dennoch erwähnenswert: Adam Sollazzo tauchte mit den meisten Rebounds (10), den meisten Assists (4) und der größten Effektivität (25) gleich dreimal als bester Uni-Riese in der Spielstatistik auf. Die meisten Punkte des Spiels konnte allerdings Nick Freer (26) für sich verbuchen.
Solange die direkte Konkurrenz aus Gotha und Kirchheim (jeweils 20 Punkte) verliert, ist die theoretische Chance auf den Klassenerhalt für Leipzig (16 Punkte) noch intakt. Zwei Spieltage stehen für die Bewerkstelligung dieses Basketballwunders noch zur Verfügung. Der ultimative Härtetest steht Leipzig direkt bevor. Am Donnerstag (28. März) geht es zum Tabellenführer nach Vechta. “Basketball ist grün!”, lautet das Motto der Uni-Riesen – eigentlich ein gutes Omen für ein Spiel, das ausgerechnet am Gründonnerstag ausgetragen wird…
Die Statistik zum Spiel:
www.diejungeliga.de/linkit.php?menuid=204&topmenu=22
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