Es ist nicht leicht für die Leipziger Uni-Riesen, ihren Kader für die ProA zusammenzustellen und umzubauen. Der finanzielle Rahmen ist (zu?) knapp, zudem ist der Aufsteiger aus der Messestadt für die Agenten und Spieler nicht so attraktiv wie etwa ein Kandidat für den Bundesliga-Aufstieg. L-IZ.de befragte Manager Christoph Stumpf zu diesen Punkten und dem Umbau der Mannschaft seit dem Jahreswechsel.

Herr Stumpf, mancher Spieler schien nicht so ganz in das Team zu passen, welche Gründe hatte das?
Es gibt viele gute Spieler, die man kennt, die sind aber außerhalb unseres Budgets. Die erfahrenen haben sich ihren Marktwert schon erspielt und kommen nicht für das Geld, das wir zahlen können. Also mussten wir auf junge, unerfahrenere Spieler zurückgreifen. Da erlebt man leider auch mal eine Negativüberraschung, wie wir mit Aufbauspieler Chris McClellan zu Beginn der Saison. Auf dem College spielte er wahnsinnig gut, aber in der Vorbereitung konnte er nicht überzeugen, weil die Spielweise eine andere ist.

Bleiben wir bei den Aufbauspielern, Patrick Rembert hätte man wohl halten wollen, er wurde aber von Scouts in Tschechien weggelockt. Wie schwierig ist es einen Vertrag so festzuzurren, dass so etwas nicht passiert?
Nun, auch Patrick war zunächst eine Wundertüte. Seine College-Videos – und damit meine ich nicht nur Highlights, sondern auch komplette Spiele – waren toll. Trotzdem kann man nie den Vergleich zur ProA ziehen. Es ist immer unsicher, ob ein Spieler wegen seines Talents einen tollen Pass spielt oder weil das Spielsystem des Trainers gut ist. Das merkt man erst, wenn man die Leute hier hat und mit eigenen Augen sieht. Daher ist es üblich, Tryout-Phasen zu vereinbaren, um die Jungs eventuell nach Hause zu schicken. Leider lockten tschechische Scouts mit dem Geld und zwar noch in dieser Phase. Außerdem hatte Patrick zwei Agenten und der, mit dem wir verhandelten, wusste von nichts.
Wie steht es mit dem Wechsel von Nikita Khartchenkov nach Nürnberg? Wäre es nicht besser gewesen ihn zu halten?
Nikita hatte in Rumänien einen sehr gut dotierten Vertrag, bei dem wir nie mithalten konnten. Kurz vor der Saison bekam er aber kein Angebot aus Deutschland und er kannte Trainer Ivan Vojtko sehr gut. Dadurch entstand der Deal: “Komm du her, wenigstens für eine halbe Saison, ich mache dich wieder fit.” Wir hatten gehofft, dass er uns ein paar Spiele gewinnt und tatsächlich war er bei den Siegen in Göttingen und gegen Chemnitz ein sehr großer Faktor. Den Star-Unterschied hat er aber nicht gemacht, trotz seiner Bundesliga-Erfahrung.

Trainer Ivan Vojtko sagte im L-IZ-Interview, er hätte sich gewünscht, manche Entscheidung wäre schneller gefallen. Gab es außer finanziellen Hürden andere Hemmnisse?
Es ist immer schwierig, da jeder Spieler, den man auch nur zur Ansicht holt Geld kostet. Auch jede neue Lizenz kostet einiges an Abgaben an den Jugendfonds. Daher müssen wir als Management und Geschäftsführung sehr aufpassen, dass wir nicht sinnlos die knappen Mittel binden und andererseits auch jeder wirklich in die Mannschaft passt. Viele Spieler wollen auch nicht zum Aufsteiger, obwohl sie hier viel mehr Spielzeit hätten, sondern sind lieber sechster oder siebter Mann bei einem Bundesliga-Aspiranten.

Nun kamen mit Adam Sollazzo und Geoffrey McCammon die neuesten Zugänge. Was sind denn die Vorzüge der beiden?
Adam ist ein physisch starker Aufbauspieler, der einen wachen Blick für den freien Mann hat. Davon wird die ganze Mannschaft sicher profitieren, auch Nick Freer, von dem wir uns für die Rückserie noch einmal eine Verbesserung erhoffen. Geoffrey McCammon ist erst kurz hier und hat noch Trainingsrückstand. Seine Spielanteile sollen schon noch wachsen, das heißt er wird auch stärkere Leistungen bringen. Beide passen menschlich gut ins Team und so glaube ich, dass die Mannschaft stärker aufgestellt ist. Die verschiedenen Spielertypen passen besser zusammen und sobald der erste Sieg eingefahren ist, machen wir sicher noch einen großen Schritt nach vorne. Es wäre schön, wenn das auch bei den Zuschauern gelänge.

Wie stehen denn die Chancen in der ProA zu bleiben? Mittlerweile sind es schließlich sechs Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz.
Es sind noch 12 Spiele, damit können wir 24 Punkte holen und in die Playoffs einziehen. Nein im Ernst, wenn wir uns anschauen, wie viele Spiele wir nur knapp verloren haben, geht da schon etwas. Ich rechne mit einigen Siegen und sehe unsere Chancen nicht so schlecht. Das Spiel in Heidelberg kann ganz entscheidend sein, vielleicht holen wir ja den wichtigen Sieg schon.

Vielen Dank, Herr Stumpf.
Gern geschehen.

Info: Am heutigen Sonntag sind die Uni-Riesen beim Tabellen-10. Heidelberg zu Gast. Sprungball ist um 17:00 Uhr.

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