Nachdem Chris McClellan und Patrick Rembert für die Spielmacher-Position nicht mehr in Frage kamen, war die Spannung natürlich groß: Wen würden die Uni Riesen als Nachrücker in der so wichtigen Rolle präsentieren? Die Antwort hieß: Harry Marshall. Als Neuankömmling mit gerade noch rechtzeitig erteilter Spielberechtigung, konnte er sein Potential in der zweiten Hälfte teilweise andeuten.
Zunächst jedoch trug Kevin Schaffartzik, wie schon beim Auswärtsspiel in Gotha, den Ball nach vorne. Aber schnell liefen die Hausherren einem Rückstand hinterher, da sie einige Fehlwürfe nicht zurückerobern konnten, die Gäste aber ihre Rebounds für erfolgreiche Angriffe nutzten. Ehingen gönnte sich dann zwischendurch eine kurze mentale Auszeit, auch gute Wurfchancen ließen Ralph Junges Männer aus. Diesen Gefallen taten sie ihren Gegnern aber gegen Ende des ersten Viertels nicht mehr, so stand es 14:18 – auch weil Malik Müller mit seinen Einzelaktionen schwer zu kontrollieren war. Im zweiten Viertel zog Erdgas Ehingen bis auf 10 Punkte davon, in einigen Situationen waren die Gäste gedanklich einen Tick schneller als die Uni-Riesen. “Wir haben im ersten Heimspiel einfach viel zu verkrampft und ängstlich gespielt”, befand Trainer Dr. Ivan Vojtko nach dem Spiel. So bestraften die Steeples einen Abspielfehler der Riesen vor dem gegnerischen Korb eiskalt mit einem Dreier und ahnten öfter, was die Leipziger vorhatten. Zu viele einfache Punkte waren die Folge. Dass sie aufholen können, hatten die heimischen Liganeulinge zwar am Wochenende in Gotha bewiesen, Ehingen ließ aber weiter wenig zu.
Nach glücklosem Beginn der zweiten Hälfte, lagen die Gäste zwischenzeitlich mit 18 Punkten deutlich vorn. Jetzt lief Neuzugang Harry Marshall langsam warm und versenkte zunächst Freiwürfe und wenig später den selbst eroberten Ball per Schnellangriff und Dunking. Nach seinem Sprung ins kalte Wasser traten noch punktuell Missverständnisse mit den Mitspielern auf. “Es ist normal, dass Harry noch keines unserer Spielsysteme kennen kann”. Die Strategie lautete nun, die schon mit den Mannschaftsfouls kämpfenden Ehinger zu Aktionen zu treiben, die Freiwürfe bringen würden. Das gelang wiederholt Chris Gadley, damit leider nicht dem sichersten Akteur von der Linie im Team. Allerdings machten es an diesem Dienstagabend auch seine Mannschaftskameraden nicht viel besser. Nur 63 Prozent der Freiwürfe fielen letztlich durch das Nylonnetz.
Ehingen versuchte im Schlussabschnitt die Angriffe größtenteils auszuspielen. Da die Riesen den Abstand nur kurzzeitig bis in den einstelligen Bereich verkürzen konnten, hatten sie alle Zeit der Welt. Insgesamt gesehen waren die Gäste individuell stärker und vor allem eingespielt. Der 67:77 Endstand war die logische Folge. Ivan Vojtko könnte also Recht behalten, mit seiner Vorahnung aus der vergangenen Woche: “Der Oktober wird ein ganz schwerer Monat”, hatte er bei der Pressekonferenz vor der Fahrt nach Gotha gesagt. “Ich verliere äußerst ungern, muss aber erst einmal damit rechnen, denn bisher habe ich immer von einer guten Vorbereitung gelebt, die wir nun nicht hatten. So hatten wir heute keine Chance.”
Vier Wochen dauere es nun mindestens, bis Harry Marshall voll trainiert sei. Auf dem Weg zum ersten ProA-Erfolg müssen auch die Dreipunktwürfe wieder sicherer verwandelt werden, und lediglich bei 3 von 22 Versuchen trafen die Riesen von außen. Gäste-Trainer Ralph Junge sagte nach dem Spiel: “Da können wir uns auf die Schultern klopfen, Kai-Uwe Kranz und Kevin Schaffartzik hatten gegen uns weniger freie Würfe als gegen Gotha.”
Die Punkte lieferten: Kai-Uwe Kranz (7), Kevin Schaffartzik (8), Walter Simon (17), Algirdas Macevicius (9), Chris Gadley (13), Nick Freer (8) Harry Marshall (5). Zuschauer: 585 in der Arena Leipzig.
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