Am Donnerstag, 10. April, hat der Inspekteur der Polizei Sachsen, Petric Kleine, im Innenausschuss des Sรคchsischen Landtages รผber das Ergebnis der Ermittlungen der Zentralstelle Waffen und Gerรคt des Polizeiverwaltungsamts zur Inventur von Schusswaffen und Munition an den Dienststellen und der Hochschule der Sรคchsischen Polizei (FH) berichtet.
Noch im Dezember stand das Verschwinden von 180.000 Schuss Munition im Raum. Ganz so viel ist es nicht, stellte Kleine fest. Und sogar bei der Linken ist man etwas erleichtert.
Im Ergebnis haben die Ermittlungen eine Buchungsdifferenz von 60.052 Stรผck Munition ergeben, die korrekt beschafft und physisch im Bestand der Polizei vorweisbar, aber nicht im elektronischen Vermรถgensnachweissystem DALBe der Polizei Sachsen erfasst sind.
โWir werden die Qualitรคt der Bestandsbuchhaltung an den betroffenen Standorten auf das erforderliche Niveau heben. Fรผr eine einheitliche Qualitรคt an allen Standorten werden wir unter anderem zentral eindeutige Verantwortlichkeiten festlegen, die Qualitรคt der Schulungen erhรถhen und die entsprechenden Verwaltungsvorschriften รผberarbeitenโ, versprach Inspekteur der Polizei Petric Kleine am Donnerstag.
โDarin werden Verwaltungsprozesse, das 4-Augen-Prinzip, Berichtspflichten und vor allem die Fรผhrungsverantwortung fรผr regelmรครige Kontrollen einheitlich und unmissverstรคndlich geregelt sein.โ
Zwei Dienststellen im Fokus
Die Buchungsdifferenzen sind ausschlieรlich an zwei von zehn Dienststellen ermittelt worden. Nicht betroffen sind das Landespolizeiprรคsidium im Innenministerium, die Polizeidirektionen Chemnitz, Dresden, Leipzig und Zwickau, das Polizeiverwaltungsamt, das Landeskriminalamt sowie das Prรคsidium der Bereitschaftspolizei.
Diskrepanzen wurden festgestellt in der Polizeidirektion Gรถrlitz und der Hochschule der Sรคchsischen Polizei (FH). Hauptursache fรผr die dortigen Buchungsdifferenzen โ so Kleine โ war eine auffรคllig instabile Personalsituation an der รbertragungsstelle von hรคndisch gefรผhrten Unterlagen in das elektronische Vermรถgensnachweissystem, wo รผber mehrere Monate Buchungsrรผckstรคnde aufgelaufen sind.
Eine weitere Fehlerquelle wurde in der nicht sauber gefรผhrten gemeinsamen Lagerhaltung der Polizeidirektion Gรถrlitz und der Hochschule am Standort Bautzen ermittelt, wo Bestandsvermengungen festgestellt wurden.
Die Buchungsdifferenzen von Schusswaffen und Munition seien ausschlieรlich im Bereich der gemeinschaftlichen Poolausstattung festgestellt worden. Im Bereich der individuellen Personenausstattung ergaben die Ermittlungen keine Beanstandungen.
โBei aller Nachlรคssigkeit mit den Munitionsbuchungen, die in zwei von zehn Dienststellen festgestellt, restlos aufgedeckt und jetzt abgestellt wurde, hat die Inventur der Schusswaffen und Munition aber auch ein positives Prรผfergebnisโ, merkte Innenminister Armin Schuster an. โJeder der รผber 12.000 Polizisten hรคlt die ihm persรถnlich zugewiesenen Schusswaffen und die ausgegebene Munition korrekt und รผberprรผfbar im Besitz.โ
4,2 Millionen Schuss Munition jedes Jahr
Die Polizei Sachsen hat einen jรคhrlichen Munitionsverbrauch von ca. 4,2 Millionen Schuss, die vor allem im Ausbildungsbereich abgegeben werden. Die sรคchsische Polizei verfรผgt insgesamt รผber mehr als 23.000 Schusswaffen, von denen der grรถรte Teil (etwa 80 Prozent) zur individuellen Personenausstattung gehรถrt. Die Inventur der Poolwaffen habe auch den Verbleib von drei an der Hochschule der Sรคchsischen Polizei (FH) als Fehlbestand gefรผhrten Schusswaffen aufgeklรคrt und im Bestand zweifelsfrei nachgewiesen, teilt das Innenministerium mit.
Im Ergebnis der Inventur bleiben nun noch drei Schusswaffen und fรผnf Schreckschusswaffen und ein Schnittmodell im Fehlbestand. Die Unregelmรครigkeiten betrรคfen โ so betont das Innenministerium -nur auรer Dienst gestellte Waffen. Zu allen im Fehlbestand gefรผhrten Schusswaffen wurden durch die Polizei Ermittlungsmaรnahmen eingeleitet und Fahndungsausschreibungen veranlasst. Die Inventur ergab auch zwei Schreckschusswaffen und ein Waffenschnittmodell, welche nicht im Bestand nachgewiesen waren.
Rico Gebhardt: Weiterhin werden Waffen vermisst
Zum Ergebnis der Waffen- und Munitionsinventur bei der Polizei Sachsen erklรคrte im Anschluss der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Rico Gebhardt: โWir nehmen mit Erleichterung zur Kenntnis, dass aus dem berichteten enormen Fehlbestand an Munition ein รberschuss geworden ist, der mutmaรlich nicht korrekt erfasst wurde. Gleichwohl hรคtte es dazu nie kommen dรผrfen, und es werden weiterhin drei Schusswaffen und fรผnf Schreckschusswaffen vermisst.
Es darf kein Zweifel daran entstehen, dass die sรคchsische Polizei ihre Waffen und Munition korrekt verwaltet und verwahrt. In der Polizeidirektion Gรถrlitz sowie bei der skandalumwitterten Polizeihochschule sind dabei Fehler gemacht worden. Das Innenministerium muss das fรผr die Zukunft ausschlieรen!โ
Eine diesbezรผgliche Kleine Anfrage (Drucksache 8/1019) von Gebhardt habe Anfang Januar offenbar entscheidend dazu beitragen, dass diese รผberfรคllige Revision durchgefรผhrt wurde. Gebhardt: โDas zeigt: Opposition ist wichtig und wirksam!โ
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