Seit 30 Jahren plant die tschechische Regierung den Bau einer oder mehrerer Staustufen auf den letzten 40 Kilometern frei fließender tschechischer Elbe – ohne Erfolg, wie der BUND Sachsen feststellt. Das letzte Mal wurde die Staustufe von der Europäischen Union gestoppt. Zu Recht: Die seltenen Sandbänke würden überstaut werden. Tschechien konnte dies nicht ausgleichen. Aber wie das mit Großprojekten so ist: Im Hintergrund wird immer weiter dran herumgebastelt, statt die Planungskosten einfach abzuschreiben.

Gewarnt hat nicht nur der BUND Sachsen davor, die Elbe mit Staustufen zu zerschneiden. Und der Ansprechpartner sitzt nicht nur in Tschechien. Auch Sachsens Regierung träumt immer noch von Transportschifffahrt auf der Elbe. Trotz der jüngsten wasserarmen Jahre, die gezeigt haben, dass die Elbe extrem anfällig ist für Niederschlagsschwankungen und damit als ganzjährig befahrbare Schifffahrtsstraße ausfällt.

Neben erheblichen negativen Auswirkungen auf die tschechische Elbe wäre auch die deutsche Elbe von Staustufen im oberen Flussverlauf betroffen. Der BUND Sachsen betont seit Jahren, dass solche Bauvorhaben keinen Nutzen bringen – auch nicht für die Schifffahrt.

„Wer in Zeiten der Klimakrise immer noch glaubt, dass Staustufen den Schiffsverkehr auf der Elbe retten können, ignoriert die Realität“, sagt Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen. „Die Elbe ist kein Fluss mit einem Verkehrsproblem, sondern mit einem Wasserproblem.“

Die Elbe hat ein Wasserproblem

Tatsächlich ist die 550 Kilometer lange freifließende deutsche Elbe – ebenso wie die tschechische – über weite Teile des Jahres durch Niedrigwasser kaum schiffbar. Die Elbe führt immer seltener ausreichend Wasser – selbst im Frühjahr, wenn früher Schneeschmelze und Regen für hohe Wasserstände sorgten. Heute bleibt die Schneeschmelze wegen der steigenden Temperaturen oft aus.

Gleichzeitig nehmen längere Trockenperioden zu. Niedrigwasser ist deshalb längst keine Ausnahme mehr, sondern die neue Normalität. Eine planbare und zuverlässige Schifffahrt ist unter diesen Bedingungen schlicht nicht mehr möglich.

Die Folge: Transportunternehmen weichen auch jetzt schon auf andere Verkehrsträger aus. Zwischen der deutsch-tschechischen Grenze und Magdeburg liegen die Gütermengen auf der Elbe seit 2018 konstant unter 0,2 Millionen Tonnen pro Jahr, teils weit darunter. Aktuelle Zahlen werden von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung nicht mehr vorgelegt.

Jüngsten Meldungen zufolge wird nun auch die tschechische Elbe-Flotte der Firma Rhenus abgewickelt, wie das tschechische Portal iDNES.cz im Februar 2025 meldete. Was das Ende der kommerziellen Elbschifffahrt weiter besiegelt. Der Fluss hat dann zwar Häfen, aber de facto keine Schifffahrt mehr. Daran würden auch neue Staustufen nichts ändern, so derf BUND Sachsen. Neue Staustufen würden das nicht ändern, sondern lediglich Steuer-Millionen verschlingen und die Natur weiter belasten.

Felix Ekardt bringt es so auf den Punkt: „Was bleibt, ist ein ökologisch fragwürdiges Milliardenprojekt ohne realen Nutzen. Statt in Beton und Illusionen zu investieren, braucht es endlich wirksamen Schutz für unsere Flüsse.“

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