Auch im Freistaat Sachsen werden die Gelder knapp. Und bislang sah es so aus, als wรผrde die neue Staatsregierung den Doppelhaushalt 2025/2026 nur mit einem Milliarden-Minus zusammengebunden bekommen. Aber bei ihrer Haushaltsklausur am 10. und 11. Februar in Roรwein beschรคftigte sich das Regierungskabinett intensiv mit der Aufstellung des Doppelhaushaltes fรผr die Jahre 2025 und 2026.
Und schaffte dann tatsรคchlich einige รnderungen in der Haushaltsfรผhrung, die in den Vorgรคngerregierungen schlichtweg nicht mรถglich schienen.
Fรผr die Jahre 2025 und 2026 plant die Staatsregierung jetzt mit einem Haushaltsvolumen von etwa 25 Milliarden Euro pro Jahr. In Vorbereitung auf die Klausur fanden bereits Ende Januar intensive Chefgesprรคche mit allen Ressorts zur Abstimmung auf Ministerebene sowie Spitzengesprรคche mit den Kommunalverbรคnden statt.
Auch die Fraktionsvorsitzenden sowie finanzpolitischen Sprecher des Sรคchsischen Landtages wurden informiert. In Roรwein konnten nun der finanzielle Rahmen des Doppelhaushaltes 2025/2026 weiter konkretisiert und auf Basis der Mittelverteilung zentrale Schwerpunkte der Regierungsarbeit definiert werden.
โWir stehen vor groรen Herausforderungen: Der Zeitplan ist eng, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind schwierig. Doch wir haben ein klares Ziel: Ein stabiler รbergangshaushalt, der uns auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten Planungssicherheit gibt und gleichzeitig Raum fรผr Gestaltung lรคsstโ, betont Finanzminister Christian Piwarz. โDieser Doppelhaushalt ist ein Haushalt der Vernunft. Er bildet einen Stabilitรคtsanker und Handlungsrahmen in schwierigen Zeiten und bewahrt zugleich etablierte Strukturen, die fรผr Sachsens Zukunft entscheidend sind.โ
Wo nicht gespart wird
Die finanzielle Unterstรผtzung dieser Schwerpunkte wird nur durch die Umsetzung eines Deckungskonzeptes ermรถglicht. Dieses sieht umfassende Einsparungen vor, darunter die Reduzierung von Personal- und Sachaufwendungen in allen Bereichen auรer den prioritรคr benannten.
Um diesen Ressorts trotz der angespannten finanziellen Lage die Umsetzung der prioritรคren Vorhaben zu ermรถglichen, werden gezielt Mittel bereitgestellt. Diese Mittel mรผssen jedoch an anderer Stelle im Haushalt eingespart werden. Folgende zentrale Schwerpunkte der Regierungsarbeit wurden unter anderem definiert:
Bildung, Lehre und Forschung: Die Absicherung des Personalhaushalts des Kultusministeriums bildet einen Schwerpunkt. Neben der Finanzierung von Lehrkrรคften sind auch Beschรคftigte in Forschung und Lehre von Kรผrzungen ausgenommen โ denn Bildung, Forschung und Lehre sind eine tragende Sรคule fรผr Sachsens Entwicklung.
Jugend: Fรผr die Fรถrderung von Jugendangeboten werden Mittel prioritรคr bereitgestellt โ eine Investition in Sachsens Jugend und damit in Sachsens Zukunft.
Fachkrรคftesicherung: Alle in Sachsen ausgebildeten Anwรคrterinnen und Anwรคrter, beispielsweise aus den Bereichen Polizei, Justiz sowie Finanz- und Steuerverwaltung, werden รผbernommen โ fรผr klare Zukunftsperspektiven im Land.
Kultur: Die Kulturraumfรถrderung gemรคร dem Sรคchsischen Kulturraumgesetz wird mindestens auf dem Niveau von 2024 erhalten โ ein klares Bekenntnis zum vielfรคltigen kulturellen Angebot im Freistaat.
Wirtschaft: Zur Stรคrkung der Wirtschaft im Freistaat Sachsen werden verschiedene Impulse gesetzt. Dazu zรคhlen eine Stรคrkung der Verbundausbildung, der Meisterbonus aber auch die Unterstรผtzung bei der Beseitigung von Bergbaufolgen.
Wo Geld herkommen soll
Die wohl รผberraschendste รnderung, die in den Vorjahren schlicht unmรถglich schien, ist: Die Zufรผhrungen zum Generationenfonds werden deutlich abgesenkt. In den letzten Jahren hat die sรคchsische Staatsregierung รผber 11 Milliarden Euro in diesen Vorsorgefonds fรผr kรผnftige Beamtenpensionen abgezweigt. Mittlerweile waren die jรคhrlichen Zufรผhrungen auf eine Milliarde Euro gestiegen, Geld, das bislang schlicht fรผr aktuelle Staatsausgaben fehlte.
Gleichzeitig beschloss die Regierungskoalition die Absenkung von Kofinanzierungsmitteln fรผr Fรถrderprogramme von EU und Bund sowie die Streckung der Tilgung von Corona-Notlagenkrediten. Durch die Umsetzung des Deckungskonzeptes, das auch die vollstรคndige Entnahme der Haushaltsausgleichsrรผcklage umfasst, wird die strukturelle Deckungslรผcke von 2,3 Milliarden Euro im Jahr 2025 und 2,0 Milliarden Euro im Jahr 2026 geschlossen, teilt die Regierung mit.
โDas sind schmerzhafte, aber in der aktuellen (Welt-)Lage notwendige Schritte. Wir mรผssen jetzt eine ernsthafte Strukturdiskussion fรผhren und Prioritรคten klar definieren. Denn eines steht fest: Mit diesem รbergangshaushalt lรคuten wir schon heute die Diskussion um den nรคchsten Doppelhaushalt fรผr die Jahre 2027/28 und die Folgejahre ein. Entscheidungen von heute kรถnnen die Lasten von morgen sein. Davor mรผssen wir uns und folgende Generationen schรผtzenโ, betont Finanzminister Christian Piwarz.
Das Problem Kommunalfinanzierung
Auch die sรคchsischen Kommunen stehen unter finanziellem Druck. Die Staatsregierung bekenne sich daher zur bestehenden Vereinbarung zum Kommunalen Finanzausgleich. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen fรผr den Staatshaushalt sollen fรผr die Stรคdte, Gemeinden und Landkreise durch Stundungen und weitere Landesmittel zusรคtzliche finanzielle Spielrรคume geschaffen werden.
โDer Freistaat Sachsen und die kommunale Familie sind starke Partner. รber die geltende Systematik hinaus wollen wir den Kommunalen Finanzausgleich in den kommenden beiden Jahren mit 600 Millionen Euro zusรคtzlich unterstรผtzen. Um die Situation gerade der Landkreise dauerhaft zu stรคrken, werden wir tragfรคhige Lรถsungen fรผr den Freistaat entwickeln. Dabei erwarten wir aber auch eine Korrektur seitens des Bundes, der die Sozialhaushalte der Landkreise und Kreisfreien Stรคdte mehr und mehr in eine Schieflage gebracht hat, was nun offenbar wirdโ, erklรคrt Finanzminister Christian Piwarz.
Die nรคchsten Schritte sind jetzt zwar klar definiert. Allerdings bleibt der Zeitplan im Haushaltsaufstellungsverfahren angesichts der aktuellen Herausforderungen straff. Bereits am 18. Mรคrz soll der Kabinettsbeschluss zum Haushaltsentwurf erfolgen. Bis zum 24. Mรคrz soll der Regierungsentwurf dem Sรคchsischen Landtag zur Beratung รผbermittelt werden.
Finanzminister Christian Piwarz: โWir sind im Zeitplan und binden alle relevanten Akteure frรผhzeitig ein. Ziel ist es, den Regierungsentwurf fรผr den Doppelhaushalt 2025/2026 rechtzeitig vor der parlamentarischen Sommerpause zu verabschieden und die Zeit der vorlรคufigen Haushaltsfรผhrung auf ein Minimum zu begrenzen.โ
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