Sachsens Wälder sind weiterhin in einem schlechten Zustand. Das mussten Sachsens Forstminister Wolfram Günther und Landesforstpräsident Utz Hempfling am Montag, dem 16. Dezember, anlässlich der Vorstellung des diesjährigen Waldzustandsberichts in Moritzburg einmal mehr feststellen. Insgesamt lag der Anteil der deutlich geschädigten Bäume in Sachsen bei 34 Prozent. Im Vorjahr betrug dieser Wert 35 Prozent.
Nur 22 Prozent wiesen keine erkennbaren Schäden auf – gegenüber 23 Prozent im Jahr 2023. Der mittlere Nadel- und Blattverlust erreichte im Berichtsjahr 25,9 Prozent und liegt damit um 0,1 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert.
„Trotz der höheren Niederschläge in diesem Jahr geht es Sachsens Wald nach wie vor schlecht“, betonte Umweltminister Wolfram Günther. „Der Zustand des Waldes bleibt besorgniserregend. Klimakrise und Borkenkäfer haben tiefe Wunden hinterlassen – und das seit 2018. Infolge des menschengemachten Klimawandels ist es über die Jahre hinweg zu trocken und zu warm. Das hat die Bäume anfälliger für den Borkenkäfer und andere Schadinsekten gemacht.“
Von einem Weiter-so kann schon längst keine Rede mehr sein.
„Unsere Antwort darauf lautet Waldumbau, den wir in den letzten Jahren nochmal forciert haben“, so Günther. „Ohne Waldumbau sähe die Lage noch dramatischer aus. Zudem haben wir im Staatswald die integrative, naturgemäße Waldbewirtschaftung eingeführt.
Das heißt, wir haben intensiv am Wald der Zukunft gearbeitet. Ziel war und muss sein, klimastabile, arten- und strukturreiche, leistungsfähige Mischwälder zu gestalten. Dabei gehören Nutzung, Naturschutz, Bodenschutz, Wasserschutz und Erholung zusammengedacht. Nur so können wir den Wald mit seinen vielfältigen Funktionen erhalten und für die Klimakrise fit machen.“
„Die erhöhten Niederschläge in diesem Jahr haben dazu beigetragen, dass der Bodenspeicher wieder etwas aufgefüllt werden konnte und die Dürre im Vergleich zu den Vorjahren nicht mehr ganz so flächig ausgeprägt ist“, ging Landesforstpräsident Utz Hempfling auf die positiven Entwicklungen im Jahr 2024 ein.
„Herausfordernd für den Wald und auch für die Bewirtschaftung ist aber, dass der überwiegende Teil des Niederschlags außerhalb der Vegetationszeit fällt und die Bäume somit auf den Bodenspeicher für die Wasserversorgung angewiesen sind.
Vor diesem Hintergrund freut es mich, dass es uns und den privaten und körperschaftlichen Waldbesitzern gelungen ist, die Schadholzmengen durch den Borkenkäfer auch in diesem Jahr durch eine intensive Befallsüberwachung und eine konsequente Sanierung weiter einzugrenzen. Das ist mit einer großen Kraftanstrengung verbunden, die wir auch im kommenden Jahr weiter aufrechterhalten müssen, da die Situation weiterhin kritisch ist. Dafür danke ich allen Beteiligten.“
Wie geht es den einzelnen Baumarten?
Der mittlere Nadelverlust der Fichte nimmt mit 25,1 Prozent den vierthöchsten jemals ermittelten Wert an. Trotz einer Verringerung um 1,9 Prozentpunkte gegenüber 2023 liegt dieser noch mehr als sechs Prozentpunkte über dem langjährigen Mittel. Tendenziell ging der Befall durch die Borkenkäferart Buchdrucker 2023 zwar weiter zurück. Dennoch bleibt der Nadelverlust auf einem hohen Niveau.
Der Nadelverlust der Kiefer beträgt 22,5 Prozent und reduzierte sich mithin um 1,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Lediglich 14 Prozent der Bäume weisen keine Kronenschäden auf. Der Befall durch Borken- und Prachtkäferarten ist regional weiterhin vergleichsweise hoch.
In der Gruppe der sonstigen Nadelbäume stieg die mittlere Kronenverlichtung erneut an und erreichte einen Wert von 25,5 Prozent. Es handelt sich hierbei um ein Maximum in Bezug auf die 34-jährige Zeitreihe und eine Steigerung von 2,5 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Zu der Gruppe gehören in Sachsen vor allem die Europäische Lärche, die Serbische Fichte (Omorika-Fichte) sowie die Japanische Lärche.
Auch die Laubbaumarten wie Eiche, Buche, Ahorn, Eschen und Birken sind weiterhin infolge von Schädlingsbefall und Trockenheit geschädigt.
Die Baumart mit der negativsten Entwicklung gegenüber dem Vorjahr ist aktuell die Eiche. Die mittlere Kronenverlichtung beträgt 45 Prozent und hat sich damit um mehr als acht Prozent verschlechtert. Ungeschädigte Eichen sind in den sächsischen Wäldern quasi nicht mehr anzutreffen. Lediglich 19 Prozent werden als schwach geschädigt eingestuft, während 80 Prozent als deutlich geschädigt gelten. Der Befall mit Insekten wie Eichensplintkäfer und Eichenprachtkäfer bewegt sich auf einem erhöhten Niveau. Die Ursache ist auch hier eine fortdauernde Schwächung der Bäume in Folge der Klimakrise.
Auch die mittlere Kronenverlichtung der Buche liegt mit 23,0 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Anteil der gesunden Bäume sank leicht und erreicht einen Wert von 35 Prozent. Insgesamt wurden für die Buche im Vergleich zu anderen Baumarten weniger starke Reaktionen auf die Trockenperioden der vergangenen Jahre erfasst.
Die Gruppe der sonstigen Laubbäume wird von der Birke dominiert, die in der Gesamtstichprobe stärker vertreten ist als Eiche und Buche. Der mittlere Blattverlust von 26,6 Prozent ist gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert.
Zur Erfassung des Waldzustandes wurden an 6.504 Bäumen neben der Kronenverlichtung (Blatt- bzw. Nadelverlust) und dem Vergilbungsgrad weitere Merkmale wie Blüte, Fruchtbildung, Anzahl der Nadeljahrgänge sowie biotische, zum Beispiel durch Insekten und Pilze verursachte, und abiotische, zum Beispiel durch Dürre, Feuer und Sturm, verursachte Schäden aufgenommen.
Klimatische Einordnung
Das hydrologische Jahr 2023/2024 war in Bezug auf den entscheidenden Faktor Niederschlag durchaus günstig, da ein deutlicher Niederschlagsüberschuss im Vergleich zum langjährigen Mittelwert zu verzeichnen war. Der ansteigende Temperaturtrend der letzten Jahre setzte sich hingegen fort.
So war es im Vergleich zum Referenzzeitraum von 1991 bis 2020 im aktuellen Berichtszeitraum 2,3 Grad wärmer. Als besonderes Ereignis müssen die Spätfröste im Zeitraum vom 18. bis 25.04. angeführt werden. Mit Temperaturen von -3,0 °C in Nordsachsen und bis zu -7,8 °C im Osterzgebirge entstanden deutliche Schäden an den Frühjahrstrieben unter anderem von Eiche, Rot-Buche und Weißtanne.
Den Waldzustandsbericht 2024 kann man hier herunterladen.
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