Ohne ausländische Arbeitskräfte würde auch im Freistaat Sachsen vieles nicht mehr funktionieren. Eine neue und bisher unveröffentlichte Statistik der Bundesagentur für Arbeit zeigt erstmals, wie viele Betriebe tatsächlich internationale Arbeitskräfte beschäftigen. Fazit: Aktuell beschäftigen 22 Prozent der Betriebe in Sachsen Mitarbeitende aus dem Ausland – doppelt so viele wie noch 2015.

„Der sächsische Arbeitsmarkt ist angesichts der demografischen Entwicklung auf Zuwanderung angewiesen. Inländische Potenziale allein reichen nicht aus, um die altersbedingten Abgänge auszugleichen. Es ist ermutigend, dass bereits mehr als jeder fünfte Betrieb in Sachsen auf Vielfalt setzt und ausländische Menschen beschäftigt.

Diese Unternehmen schaffen Chancen, bauen den Zusammenhalt innerhalb ihrer Belegschaft aus und sichern langfristig ihre dringend benötigten Arbeits- und Fachkräfte – unabhängig von Herkunft oder Sprache ihrer Mitarbeitenden“, sagte Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit, bei Veröffentlichung der neuen Zahlen.

„Die neuen Zahlen zeigen, dass Sachsens Betriebe bei der Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte auf einem guten Weg sind. Dennoch gibt es noch viel Potenzial zu heben, vor allem bei kleineren Unternehmen. Letztendlich ist entscheidend, dass ein Mitarbeiter für den Unternehmenserfolg und als wertvolles und gleichberechtigtes Mitglied einer Mannschaft arbeitet – unabhängig von der Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Sprache.“

Internationale Arbeitskräfte in sächsischen Betrieben

Jeder fünfte Betrieb in Sachsen beschäftigt ausländische Arbeitskräfte: In Sachsen gab es vergangenes Jahr (Stand: Juni 2023) insgesamt 106.820 Betriebe mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. 23.262 (21,8 Prozent) dieser Betriebe beschäftigten insgesamt 131.000 ausländische Arbeitnehmer.

Seit 2015 hat sich die Zahl verdoppelt. Damals waren es nur 11.654 Betriebe, die ausländische Arbeitskräfte beschäftigten (weiterer Vergleich: Jahr 2013: 8.935).

Große Betriebe setzen häufiger auf Internationalität

Auffällig ist der Blick auf die Unternehmensgröße. Je mehr Beschäftigte ein Unternehmen hat, desto höher der Ausländeranteil an deren Belegschaft. Beispielsweise haben nur zehn Prozent der Betriebe mit 1 bis 4 Beschäftigten in Sachsen ausländische Arbeitnehmer.

In Unternehmen mit fünf bis 19 Beschäftigten liegt dieser Anteil bei 25 Prozent, in Betrieben mit zwanzig bis 99 Beschäftigten liegt der Ausländeranteil bei 58 Prozent. Mittlere und große Unternehmen beschäftigen sehr oft ausländische Staatsbürger (Betriebe von 100 bis 499 Beschäftigte: zu 86 Prozent und Betriebe mit 500 und mehr Beschäftigten: zu 99 Prozent).

Höchste Ausländeranteile im Gastgewerbe und der Logistik

Besonders hoch ist der Anteil der Betriebe mit ausländischen Beschäftigten im Gastgewerbe. Dort hat jeder zweite sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen ausländischen Pass. Von den 7.228 Betrieben beschäftigen 3.599 oder 50 Prozent ausländische Arbeitnehmer.

Aber auch im Bereich Verkehr und Lagerei (der Logistikbranche) beschäftigen von den 3.716 Betrieben insgesamt 1.143 oder 31 Prozent Ausländer. Die Betriebe aus dem verarbeitenden Gewerbe folgen auf Platz drei. Von 9.569 Betrieben beschäftigen 2.844 oder 30 Prozent ausländische Arbeitnehmer.

Betriebe aus den Bereichen der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (sechs Prozent), dem Grundstücks- und Wohnungswesen (11 Prozent), dem Bergbau sowie der sonstigen Dienstleistungen (jeweils 13 Prozent) beschäftigen unterdurchschnittlich ausländische Arbeitnehmer.

Der Blick auf Leipzig, Dresden und die Landkreise

Jeder dritte Leipziger und Dresdner Betrieb setzt auf internationale Arbeitskräfte: Leipzig und Dresden liegen innerhalb Sachsens bei der Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte ganz vorne. Von allen 15.508 Leipziger Betrieben haben 4.794 (30,9 Prozent) ausländische Beschäftigte. Von den 14.233 Dresdner Betrieben sind es 4.169 (29,3 Prozent) Betriebe, die auf dieses Potenzial setzen. Aber auch Betriebe aus dem Landkreis Görlitz (27,1 Prozent) und der Stadt Chemnitz (24,5 Prozent) haben einen überdurchschnittlichen Ausländeranteil.

Am geringsten ist der Ausländeranteil bei den Betrieben im Erzgebirgskreis (14,5 Prozent), in Mittelsachsen (15,4 Prozent) und im Landkreis Leipzig (16 Prozent).

Der Hauptgrund für die manchmal noch fehlende Einstellungsbereitschaft: : Oft fehlt die Erfahrung im Umgang mit ausländischen Fachkräften.

Trotz der positiven Entwicklungen zeigt die Statistik, dass viele Unternehmen in Sachsen noch keine internationalen Arbeitskräfte beschäftigen. Die Gründe dafür sind jedoch nicht immer in Vorurteilen zu finden. Beispielsweise haben Unternehmen oft keine Erfahrung im Umgang mit ausländischen Arbeitskräften und fühlen sich mit Sprachbarrieren, kulturellen Unterschieden oder rechtlichen Fragen unsicher. Die Erfahrung zeigt, dass Betriebe, die einmal ausländische Mitarbeiter eingestellt haben, oft weitere internationale Arbeitskräfte beschäftigen.

Statistischer Überblick: Internationale Arbeitskräfte bei den Beschäftigten

Jeder 13. Arbeitnehmer in Sachsen ist ein ausländischer Staatsbürger: Im letzten Jahr (Stand Juni 2023) waren in Sachsen 131.283 Ausländer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Damit liegt der Ausländeranteil an der Gesamtbeschäftigung (1,64 Mio.) bei acht Prozent. Das ist für den Freistaat Sachsen der bisher höchste Anteil. Noch im Jahr 2013 lag dieser Anteil bei 1,8 Prozent.

Verglichen mit dem Bund und anderen westdeutschen Bundesländern gibt es hier aber noch viel Luft nach oben, so die Arbeitsagentur Sachsen. Bundesweit lag der Ausländeranteil an der Gesamtbeschäftigung bei 15,3 Prozent.

Ausländische Staatsbürger tragen das Beschäftigungswachstum in Sachsen

Von Juni 2022 auf Juni 2023 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Sachsen um 3.041 (plus 0,2 Prozent) auf 1.643.700 gestiegen. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Ausländer um 4.923 (plus 3,9 Prozent) auf 131.283 gestiegen, während dessen die Beschäftigtenzahl der Deutschen Staatsbürger um 1.882 gesunken ist (minus 0,1 Prozent).

Kompensation statt Verdrängung

Insgesamt ist in Sachsen ein demografisch bedingter Rückgang der deutschen Beschäftigten zu beobachten. Viele Arbeitnehmer scheiden aufgrund des Renteneintritts aus dem Berufsleben aus. Nur Dresden und Leipzig profitieren von einem Bevölkerungswachstum. Alle anderen sächsischen Regionen verzeichnen demografische Rückgänge.

Gleichzeitig steigt die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländer kontinuierlich an und kompensiert diesen Rückgang. Das bedeutet, dass keine Arbeitsplätze von einheimischen Arbeitnehmern verdrängt werden. Vielmehr sorgt die Migration dafür, dass frei werdende Stellen nachbesetzt werden können.

Das belegt auch der Blick auf die Beschäftigungsquoten. Die Beschäftigungsquote der Deutschen steigt im Jahresvergleich und belegt, dass trotz der rückläufigen Zahl der deutschen Beschäftigten, deren Anteil an der deutschen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter steigt. 2022 lag die Beschäftigungsquote der Deutschen bei 67,8 Prozent und ist trotz der vielen Abgänge von Deutschen in die Altersrente auf 67,9 Prozent gestiegen.

Die meisten Ausländer arbeiten auf Fachkräfteniveau

Von den 131.000 Ausländern arbeiten 44.900 auf Helferniveau (34,2 Prozent), weil sie keinen Abschluss haben, schnell eine Arbeit aufnehmen wollten, um Geld zu verdienen oder weil die Anerkennung des Abschlusses noch nicht abgeschlossen ist. 61.400 oder 46,8 Prozent sind auf Fachkräfteniveau beschäftigt, 7.300 auf Niveau von Spezialisten (Meister/Techniker | 6 Prozent) und 17.600 als Experte (Akademikerniveau | 13 Prozent). Fazit: Zwei Drittel oder 86.000 ausländische Staatsbürger arbeiten in qualifizierten Jobs.

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