Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig hat am Dienstag, dem 19. November, dem Kabinett einen Zwischenbericht zum Zustand der Brücken an sächsischen Staats- und Bundesstraßen vorgestellt. Anlass war der Einsturz der Dresdner Carolabrücke im September und die jüngst erfolgte Vollsperrung der Elbbrücke in Bad Schandau. Und um etliche sächsische Brücken ist es tatsächlich nicht gut bestellt.

2.514 Brücken im Staats- und Bundesstraßennetz unterliegen einer regelmäßigen Überwachung und Prüfung durch qualifiziertes Fachpersonal der Straßenbauverwaltung des Freistaates Sachsen, so der Minister. Die gute Nachricht: Rund 90 Prozent der sächsischen Brücken in Baulast des Freistaates Sachsen sind in einem sehr guten bis ausreichenden Zustand.

Jedoch hat sich der Anteil der Brückenbauwerke des Staatsstraßennetzes im schlechtesten Zustandsnotenbereich (3,5 – 4,0 = ungenügender Zustand) seit dem Jahr 2020 wieder erhöht. Was eben auch für den Freistaat bedeutet, dass er nicht genug Geld in die Sanierung dieser wichtigen Infrastrukturen investiert. Denn dieser Wert sollte eigentlich sinken.

„Mit der von uns im Jahr 2017 eingeführten ‚Ausbau- und Erhaltungsstrategie Staatsstraßen 2030‘ setzten wir uns das Ziel, bis zum Jahr 2030 keine Brücke mehr im schlechtesten Zustandsbereich zu haben“, erklärt dazu Verkehrsminister Martin Dulig.

„Wir sind uns einig, dass wir in den nächsten Jahren mehr Geld für Brückensanierungen benötigen werden. Denn die Sicherheit unserer Straßeninfrastruktur hat höchste Priorität. Trotz der insgesamt guten Brückenzustände im Freistaat müssen wir vor allem auf die älteren Bauwerke, hier speziell die Spannbetonbrücken aus DDR-Zeiten, besondere Aufmerksamkeit richten.“

19 Brücken besonders untersucht

Nach dem Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden wurde der Bauwerksbestand der sächsischen Bundes- und Staatsstraßen mit Blick auf bisher vorliegende Erkenntnisse zum Schadensfall nochmals überprüft. Bei der Ermittlung der Schadensursachen kristallisiert sich heraus, dass der in den 1960er bis 1980er Jahren verbaute sogenannte Hennigsdorfer Spannstahl eine wesentliche Schadensursache für den Einsturz sein könnte.

Infolgedessen wurden 19 potenziell betroffene Brücken in der Zuständigkeit des Freistaates identifiziert und werden nun einer vertiefenden Untersuchung unterzogen – neun auf Bundesstraßen und zehn auf Staatsstraßen.

„Diese 19 DDR-Brücken gelten damit nicht automatisch als einsturzgefährdet, aber aufgrund ihres Materials und ihrer Bauweise müssen wir sie uns besonders gründlich ansehen“, betont Martin Dulig. „Die vertiefenden Untersuchungen haben höchste Priorität. Wir werden alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen und diesen zu begegnen.“

Erste Maßnahmen umfassen Sonderprüfungen, statische Nachrechnungen, Materialuntersuchungen und die Installation von Monitoring-Systemen. In Abhängigkeit von den Untersuchungsergebnissen könnten Nutzungseinschränkungen, Instandsetzungs- oder Verstärkungsmaßnahmen sowie Ersatzneubauten erforderlich werden.

Erste Folgen

Ein konkretes Beispiel für die Auswirkungen dieser bisherigen Überprüfungen war die vollständige Sperrung der Elbebrücke in Bad Schandau (B 172) am 6. November. In den kommenden Wochen werden an der Brücke vertiefende Untersuchungen und statische Nachrechnungen durchgeführt, kündigt der Verkehrsminister an. Die Ergebnisse werden voraussichtlich Ende 2024 vorliegen. Auf deren Grundlage sei dann über die weitere Nutzung der Brücke zu entscheiden.

Das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) steht in unmittelbarem Kontakt mit den zuständigen Fachbehörden des Bundes (BMDV), der Bundesanstalt für Straßenwesen, der Landeshauptstadt Dresden und den beauftragten Ingenieurbüros. Gemeinsam wurde ein Gremium zur Ermittlung der Schadensursachen eingerichtet. Ziel ist eine genaue Ermittlung der Schadensursachen, um daraus Rückschlüsse auf weitere Bauwerke zu ziehen, mögliche Maßnahmen zur Erhaltung der Bauwerke, aber auch Empfehlungen für zukünftige Brückenprüfungen abzuleiten.

Und das bedeutet in den nächste Jahre eigentlich, dass mehr Geld in die Brückensanierungen fließen muss, wie Martin Dulig erklärt: „Investitionen in die Infrastruktur, in den Brückenbau sind mit viel Geld verbunden, aber es ist notwendig und darf nicht infrage gestellt werden. Die Sicherheit und Mobilität der Menschen hat oberste Priorität. Daher gibt es für mich keine Alternative.“

Aktueller Stand Elbebrücke Bad Schandau

Angesichts der aktuell bekannten Schäden erfolgte als erste Maßnahme eine sofortige Sperrung, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. Diese Maßnahme dient dem Schutz der Bürgerinnen und Bürger und ermöglicht eine gründliche Untersuchung des Bauwerks. Parallel dazu wurden unverzüglich die Untersuchungen zur Tragfähigkeit und Instandsetzung eingeleitet.

Ziel dieser Analysen ist es, detaillierte Erkenntnisse über den Zustand und die Lebensdauer der Brücke zu gewinnen. Die beauftragten Gutachter entwickeln aktuell einen Prüf- und Messplan sowie ein Probenahmekonzept. Die ersten Materialentnahmen und Tests sollen voraussichtlich noch in diesem Monat beginnen.

In den kommenden Wochen soll der Beton des Unterspannbandes geöffnet werden, um den Zustand des Spannstahls und anderer sicherheitsrelevanter Bauteile genauer zu bewerten. Hierbei werden Materialproben entnommen und im Labor auf Festigkeit und mögliche chemische Belastungen getestet. Im Übergangsbereich des Unterspannbandes zum Brückenüberbau in Pfeilernähe erfolgen ebenfalls gezielte Untersuchungen, um eine fundierte Grundlage für die Entscheidung über die weiteren Sanierungsschritte zu schaffen.

Die Arbeiten und die anschließenden statischen Berechnungen sind voraussichtlich bis Ende des Jahres abgeschlossen. Erst nach Abschluss dieser Untersuchungen können belastbare Aussagen zur langfristigen Nutzung der Brücke getroffen werden.

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