Es ist wie ein Kampf gegen Windmühlen. Da ringt das sächsische Umweltministerium um die Rettung der letzten Moore – und ein geplanter Kiesabbau bedroht nun ein ganzes Moor und die Verwaltung bekommt es nicht fertig, die Sache zu verbieten. Und so kämpft der NABU Sachsen unermüdlich weiter gegen Genehmigung des Kiessandtagebaus „Würschnitz-West“.

Denn die beabsichtigte Ausweitung des Kiessandtagebaus „Würschnitz-West“ droht die einzigartige und geschützte Radeburg-Laußnitzer Heide unwiederbringlich zu zerstören. Der NABU Sachsen hat jetzt seine Stellungnahme eingereicht und appelliert eindringlich an die zuständigen Behörden, das Vorhaben abzulehnen.

Anlässlich der öffentlichen Auslage des Rahmenbetriebsplans haben mehrere NABU-Landesfachausschüsse, Artenexperten, Moorhydrologen, engagierte Bürgerinnen und Bürger sowie die vor Ort aktive NABU-Fachgruppe Ornithologie Großdittmannsdorf dem NABU-Landesverband für seine Stellungnahme umfassend zugearbeitet und gravierende Mängel und Risiken des Projekts aufgezeigt.

Ein ökologischer Hotspot

Das geplante Abbaugebiet „Würschnitz-West“ und dessen unmittelbare Umgebung in der Radeburg-Laußnitzer Heide sind ein ökologischer Hotspot im sächsischen Tiefland. Er zeichnet sich durch vielfältige und wertvolle Lebensräume wie Moore und Sickerquellen aus, die seit der letzten Eiszeit existieren. Diese Biotope sind unersetzbar und bieten zahlreichen bedrohten Arten einen Lebensraum.

Besonders das FFH-Gebiet „Moorwaldgebiet Großdittmannsdorf“ und das quellenreichste Gebiet im sächsischen Tiefland, der Töpfergrund bei Radeburg, sind auf die kontinuierliche Zufuhr von sauberem und nährstoffarmem Wasser aus den Kiesrücken angewiesen. Die geplante Zerstörung des Waldes und der Kiesrücken würde die Moorbildung, Quellschüttung und die lokale Biodiversität irreversibel schädigen.

Die Region beherbergt seltene und gefährdete Arten, darunter die stark gefährdete Kreuzotter. Die trockenen, warmen Kiesrücken sind für ihre Reproduktionsstätten und Winterquartiere unentbehrlich. Eine angedachte Umsiedlung wäre unverantwortlich und würde die Population zerstören. Weitere geschützte Arten wie der Sperlings- und der Rauhfußkauz sowie die Arktische Smaragdlibelle oder die Zweigestreifte Quelljungfer sind ebenfalls auf die speziellen Bedingungen der Region angewiesen.

Ein unzureichendes Gutachten

Das vorgelegte hydrogeologische Gutachten des Antragstellers ist unzureichend, stellt der NABU Sachsen fest. Es biete lediglich mittlere Jahresbilanzen der Grundwasserneubildung und vernachlässige wesentliche Aspekte wie Retentionsvolumen, Sommertrockenheit und fortschreitenden Klimawandel. Grundwasserstandsmessungen im Abbaugebiet fehlen völlig, und viele Aussagen basieren auf ungenauen Interpolationen, also Schätzungen.

In den letzten 30 Jahren gab es immer wieder Versuche, den Kiesabbau in der Laußnitzer Heide auszuweiten. In den 1990er Jahren wurde das Trinkwasserschutzgebiet verkleinert, um den Weg für den Abbau zu ebnen. Frühere Anträge wurden aufgrund erheblicher Bedenken des NABU zurückgezogen. 2015 wurde ein neuer Antrag für den Abbau im Gebiet „Würschnitz-West“ eingereicht, der 2016 ein Raumordnungsverfahren durchlief.

Trotz klarer Maßgaben gegen das Projekt wird nun erneut versucht, eine Genehmigung zu erhalten und das auf einer noch größeren Fläche. So wäre mit dem Vorhaben eine Waldrodung von 135 Hektar verbunden, das entspricht umgerechnet 185 Fußballfeldern. Zudem ist eine Teilverfüllung mit 4,4 Millionen Tonnen tagebaufremden Material geplant, was die Wasserqualität verschlechtern würde. Das wären umgerechnet über 160.000 LKW-Ladungen à 27 Tonnen.

Es gibt genug Kies

Die Region Dresden ist bereits überversorgt mit Kiessand, sodass kein Bedarf für den neuen Tagebau „Würschnitz-West“ besteht. Alternative Abbaugebiete in weniger sensiblen Gebieten und eine Erhöhung der Recyclingquoten würden den Bedarf langfristig decken, ohne weitere Umweltschäden zu verursachen.

Der NABU-Sachsen fordert die zuständigen Behörden mit Nachdruck auf, das Vorhaben des Kiessandtagebaus „Würschnitz-West“ abzulehnen. Der Schutz der natürlichen Lebensräume, die Erhaltung der Biodiversität und die Sicherstellung der Wasserversorgung müssen unbedingten Vorrang vor kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen haben.

In den kommenden Wochen wird der NABU-Sachsen weitere Gespräche mit den zuständigen Behörden und politischen Entscheidungsträgern führen. Wir werden alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um das Projekt zu stoppen und den Schutz dieser wertvollen Naturräume sicherzustellen. Der NABU steht für weitere Informationen und zur Unterstützung bei der Entscheidungsfindung gern zur Verfügung.

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