Störungen am Wasserhaushalt, Nährstoffeinträge, Waldrodungen: Seit Jahrzehnten stellt der Kiesabbau bei Ottendorf-Okrilla eine akute Bedrohung für die seltene und geschützte Moorlandschaft im Raum Radeburg-Großdittmannsdorf dar. Trotz nachweislich bereits entstandener Schäden am FFH-Gebiet „Moorwaldgebiet Großdittmannsdorf“ plant der Tagebaubetreiber eine Erweiterung des Abbaugebiets. Bereits 2019 hatte sich der NABU Sachsen ablehnend gegen den Rahmenbetriebsplan „Würschnitz-West“ geäußert.

Nun wurde eine überarbeitete Fassung zur Öffentlichkeitsbeteiligung ausgelegt, die vorgenommenen Änderungen sind aus Sicht des NABU Sachsen jedoch eher kosmetisch und in diesem sensiblen Naturraum nicht zu akzeptieren.

Die Moorlandschaft im Raum Radeburg-Großdittmannsdorf ist über 8.500 Jahre lang gewachsen. Die besonderen Standortbedingungen mit dem nährstoffarmen Grundwasser der Radeburg-Laußnitzer Heide und den Kaltluftsenken und Quellaustritten am Fuß der Kiesrücken sorgen für ideale Lebensbedingungen für seltene Torfmoose, Libellen- und Wasserkäferarten und sogar für die in Deutschland stark gefährdete Kreuzotter.

In direkter Nachbarschaft gräbt der Kiesabbau den Großdittmannsdorfer Mooren und dem quellenreichsten Gebiet im sächsischen Tiefland, dem Töpfergrund, die Lebensgrundlage ab, da die wirtschaftlich interessanten Kiesrücken maßgeblich für den Wasserhaushalt der Moore und Quellen sowie die umgebenen Wälder für die Nährstoffarmut und Reinheit des zuströmenden Wassers verantwortlich sind.

Die Eingriffe bewirken an einigen Standorten schon jetzt eine verringerte Wasserzufuhr und zunehmende Austrocknung. Zudem führt die Verfüllung mit Fremdmaterial im ausgekiesten Tagebau „Laußnitz 1“ zu einem fatalen Nährstoff- und Salzeintrag, wie ein NABU-Gutachten zeigt.

Im März trat der NABU Sachsen mit dem Sachkundigen Dr. Holger Oertel vor dem Sächsischen Landtag für die naturschutzfachlichen Belange ein und wies auf eklatante Fehler, Fehlinterpretationen und anhaltende Versäumnisse hin.

„Die Aussagen der Landesdirektion im Ergebnis des Raumordnungsverfahrens 2016 waren eindeutig und sind nach wie vor gültig: Das Vorhaben ist nicht raumverträglich. ‚Es muss mit erheblichen Auswirkungen auf die Natur, Tiere und Pflanzen, das Wasser, den Boden und das Klima gerechnet werden.‘ Die eher kosmetischen Änderungen haben daran leider nichts geändert“, so Oertel.

Im Planfeststellungsverfahren sind die Bürgerinnen und Bürger nun aufgerufen, sich zu beteiligen. Die Unterlagen liegen bis 7. Mai 2024 aus. Das Oberbergamt wird danach über die Genehmigung des Abbaus entscheiden.

„Für ‚Würschnitz-West‘ sollen mehr als 130 Hektar Wald gerodet und die Kiesrücken abgebaggert werden. Dadurch würde nicht nur ein strukturreicher Wald verschwinden, sondern auf lange Sicht auch die Moore und Quellen selbst. Ein Vorhaben wie dieses führt all die anderen Anstrengungen zur Eindämmung der Klimakrise ad absurdum“, ergänzt NABU-Landesvorsitzende Dr. Maria Vlaic. Der NABU Sachsen wird weiter um den Erhalt dieses einzigartigen Lebensraumes kämpfen, auch mit rechtlichen Schritten.

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