Es hat zwar deutlich mehr geregnet im Sommer 2023 als in den Vorjahren. Aber das hat an der Situation der Nadelwälder in Sachsen nicht viel geändert. Sie sind durch die vorhergehenden Trockenjahre deutlich geschädigt. Und das sorgt dafür, dass der Borkenkäfer den Waldbeständen weiter zusetzt. Mit dem langen warmen Herbst droht nun 2024 das nächste Borkenkäfer-Jahr zu werden, befürchtet der Staatsbetrieb Sachsenforst.

Mit sinkenden Temperaturen und kürzeren Tagen gehen die Borkenkäfer zur Winterruhe über. Für die Forstleute in Sachsen bedeutet das indes keine Ruhepause: Durch den langanhaltend warmen Herbst konnten sich die meisten Käfer noch vollständig entwickeln. Die Gefahr ist groß, dass sie den Winter unbeschadet überstehen und im kommenden Jahr neue Bäume befallen, schätzt Sachsenforst ein.

Darum müssten auch im Herbst und Winter weiter Borkenkäfer-Bäume gefällt und aus dem Wald entfernt werden.

Die Borkenkäferzahlen in Sachsen sind weiterhin auf einem extrem hohen Niveau, so Sachsenforst. Zwar gingen die Schadmengen im Freistaat voraussichtlich auch in diesem Jahr weiter zurück, ein Nachlassen bei den Gegenmaßnahmen könnte aber dramatische Folgen haben.

Der Waldumbau wird immer wichtiger

„Wir stecken immer noch in einer historischen, nie dagewesenen Borkenkäfer-Katastrophe“, sagt dazu Sachsens Forstminister Wolfram Günther. „Ihr sind in den letzten Jahren immer größere Teile insbesondere der sächsischen Fichtenwälder zum Opfer gefallen. Dem begegnen wir nach wie vor mit schnellstmöglicher Fällung und Abtransport der befallenen Bäume aus dem Wald, damit der Borkenkäfer sich nicht weiter durch unsere Wälder fressen kann.“

Aber das sei nicht der einzige Ansatz, das Problem anzupacken.

„Und wir betreiben mit Nachdruck den Waldumbau durch entschlossene Unterstützung aller Waldbesitzenden beim Waldumbau. Denn wir brauchen klimastabile, arten- und strukturreiche, leistungsfähige Mischwälder“, betont Günther. „Diese widerstehen künftigen Schadereignissen viel besser als reine Kiefern- oder Fichtenwälder. Was mir große Sorge bereitet, ist die aktuelle Ausbreitung des Borkenkäfers in die höheren Lagen des Westerzgebirges und Vogtlands. Der konsequente Einsatz gegen den Borkenkäfer und für den Waldumbau wird uns noch viele Jahre beschäftigen.“

Witterung mit zwei Gesichtern

Im Jahr 2022 lagen die Schäden durch den Buchdrucker, der gefährlichsten Borkenkäferart, bei 850.000 Kubikmetern, 2019, zum Höhepunkt der Schäden, bei rund 2,2 Millionen Kubikmetern.

In der aktuellen Käfersaison werden Schäden bis 500.000 Kubikmeter erwartet, bis Ende September waren es 260.000 Kubikmeter. Das ist immer noch ein Vielfaches von dem, was in allen Jahren vor 2018 verzeichnet wurde.

Insgesamt wurden seit 2018 sieben Millionen Kubikmeter Schadholz durch Borkenkäfer verursacht. Nach wie vor zeigt das Monitoring der Borkenkäfer auch in diesem Jahr eine hohe Aktivität: Auf fast allen Standorten wurde der kritische Schwellenwert für akuten Befall mindestens einmal in diesem Jahr überschritten, oft sogar mehrfach − ein eindeutiger Hinweis auf das erhebliche Gefahrenpotenzial für eine Ausweitung der Schäden.

Die Witterung während der Vegetationszeit hat für den Wald zwei Gesichter gezeigt: Einerseits fielen in den Sommermonaten überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmengen. Das hat dem Wald geholfen. Andererseits waren der Mai und der September durch lange Trockenphasen geprägt. Hierdurch wurden die Bäume geschwächt.

Insgesamt liegt die Niederschlagsmenge in diesem Jahr nach den Messungen der Waldklimastationen von Sachsenforst auf dem Niveau des Mittels der letzten zehn Jahre. Infolge der warmen Witterung ist es den Borkenkäfern gelungen, bis in die mittleren Berglagen hinein drei Generationen anzulegen, sich bis weit in den Oktober weiterzuentwickeln und somit stark zu vermehren. Da sich die Käferbruten bis weit in den Oktober weiterentwickeln konnten, besitzen sie gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Überwinterung.

Regional deutliche Unterschiede

Regionale Schwerpunkte der Schäden und Aktivitäten der Borkenkäfer in Sachsen sind in diesem Jahr erneut das Oberlausitzer Bergland, das Zittauer Gebirge und das Elbsandsteingebiet. Dennoch sind hier die Schadholzmengen im Vergleich zu den Vorjahren wegen der rapiden Abnahme der Fichtenfläche aber zurückgegangen. Im Erzgebirgsraum hingegen liegen die Mengen teils deutlich über den Vorjahreswerten. Eine besonders starke Zunahme ist in diesem Jahr vor allem im Westerzgebirge und im Vogtland zu verzeichnen. Diesen Trend beobachten die Forstleute mit großer Sorge, weil das fichtenreiche und damit gefährdete Erzgebirge bislang vergleichsweise geringe Schäden aufweist, so Sachsenforst

Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer sollten, so der Staatsbetrieb, das Winterhalbjahr nutzen, um die unter der Rinde überwinternden Käfer in ihren Wäldern ausfindig und unschädlich zu machen. Befallene Bäume müssten eingeschlagen und aus dem Wald transportiert werden. Dabei sei besonders darauf zu achten, dass Rinde mit darin überwinternden Käfern möglichst vollständig vernichtet wird.

Für alle Fragen zur Bewältigung der Waldschäden und Waldbewirtschaftung können sie sich kostenlos durch die zuständigen Revierleiterinnen und Revierleiter von Sachsenforst beraten lassen. Die richtigen Ansprechpersonen und viele weitere Informationen sind im Waldbesitzerportal Sachsen unter www.sachsenforst.de/waldbesitzer zu finden.

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Es sind nicht die Wälder die sterben, sondern die nicht standortheimischen Fichten- und Kiefernplantagen. Somit deren Absterben die logische Folge einer verfehlten Forstwirtschaft und -politik, die sich auch seit dem Regierungsantritt der schwarz-grünen Koalition in Sachsen nicht verändert hat. Riesige Kahlschläge mit Kompletträumungen der Biomasse und Bodenzerstörungen allerortens, Sachsenforst tickt weiter wie eh und jeh. Und wir brauchen auch keinen neuen WaldumBAU, sondern wir müssen den natürlichen Selbstheilungskräften von Wäldern die Chance geben. Und da sind auch die Grünen genauso technokratisch wie CDU & Co. Und auch schlimm: Die Grünen propagieren am allermeisten die Öffnung der Wälder für die Windindustrie – aber wir dürfen die Wälder nicht weiter fragmentieren – mal abgesehen vom Artenschutz der unter die Räder gerät! – , und da kommen sie tatsächlich ins Handeln…

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