Wenn die Wirtschaft eines Landes prosperiert, dann wächst auch die Zahl der Menschen, die mehr als eine Million Euro Jahreseinkommen haben. Wenn die Linksfraktion im Sächsischen Landtag regelmäßig nach den Einkommensmillionären fragt, ist das im Grunde eine Frage nach dem wirtschaftlichen Aufschwung Sachsens. Und zumindest bis 2020 sieht es auch in dieser Statistik so aus, als wäre der Aufwärtstrend ungebrochen.

Aber auch für 2020 sind die Veranlagungen der Einkommensmillionäre und Einkommensmillionärinnen in Sachsen noch nicht abgeschlossen, teilt Finanzminister Hartmut Vorjohann auf die Anfrage der Landtagsabgeordneten Susanne Schaper (Die Linke) mit. Sodass auch die Zahlen für 2020 noch mit Vorsicht zu genießen sind. Ab 2021 wird es an schon richtig lückenhaft. Und für 2022 liegen noch gar keine Zahlen vor.

Aber auch die Zahlen bis 2020 zeigen, dass der wirtschaftliche Aufschwung im Land auch mehr Einkommensmillionäre zur Folge hatte. Von 345 im Jahr 2017 wuchs ihre Zahl auf 441 im Jahr 2019. Für 2020 stehen 421 in der Antwort aus dem Finanzministerium. Aber der Hinweis auf die noch nicht abgeschlossenen Vorgänge lässt zumindest vermuten, dass das noch nicht die endgültige Zahl ist.

Die Zahl der Einkommensmillionäre in Sachsen. Grafik: Freistaat Sachsen
Zahl der Einkommensmillionäre in Sachsen. Grafik: Freistaat Sachsen

Dabei stechen mittlerweile seit Jahren natürlich die Großstädte heraus, wo sich schon längst die moderne sächsische Wirtschaft konzentriert. Mit 97 Einkommensmillionären kratzte Dresden 2019 schon einmal an der 100er-Marke. Leipzig verzeichnete in diesem Jahr 86 Einkommensmillionäre.

Natürlich hatte die Mehrzahl der veranlagten Einkommensmillionäre deutlich mehr als nur 1.000.000 Euro eingenommen. 2019 summierten sich die Einkommen der sächsischen Einkommensmillionäre (im Sprachgebrauch der Finanzministerien „Fälle mit bedeutenden Einkünften“) auf fast eine Milliarde Euro. Konkret auf 994.698.459 Euro. Das dürften auch 2020 und 2021 nicht weniger gewesen sein.

Die noch unsicheren Zahlen ab 2020 brachten Susanne Schaper natürlich zu der Frage, ob der Freistaat Sachsen die Einkommensmillionäre auch regelmäßigen Steuerprüfungen unterwirft? Prüfen Sachsens Finanzämter diese Einkommensgruppe überhaupt?

Die Ergebnisse der Betriebsprüfungen bei Einkommensmillionären in Sachsen. Grafik: Freistaat Sachsen
Ergebnisse der Betriebsprüfungen bei Einkommensmillionären in Sachsen. Grafik: Freistaat Sachsen

Sie tun es, teilte die Staatsregierung am 25. Juli mit. Auch mit einer Tabelle, die sichtbar macht, dass der Anteil der Steuerprüfungen bei Einkommensmillionären in Sachsen seit Jahren sinkt.

Die Regierung teilt dazu mit: „Ab dem VZ 2017 sind noch nicht alle Betriebsprüfungen abgeschlossen, da mit der Prüfung erst begonnen wird, wenn die Steuererklärung des letzten zu prüfenden VZ vorliegt. Die nicht abschließend geprüften VZ sind in der Tabelle nicht enthalten. Die Anzahl wird sich nach Abschluss der noch laufenden Betriebsprüfungen weiter erhöhen. Das Absinken der Quote der geprüften VZ ab dem VZ 2019 ist auf eine Einschränkung der Prüfungstätigkeit während der Corona-Pandemie zurückzuführen.“

Aber die Zahlen verraten trotzdem, dass es ganz offensichtlich an Personal in den sächsischen Finanzämtern fehlt, wenn der Anteil der geprüften Einkommensmillionäre über die Jahre sinkt. Das Prüfpersonal wuchs nicht parallel zur Zahl der Millionäre. Wobei sich Schaper natürlich auch für die Summen interessierte, die bei diesen Prüfungen zusätzliche in die öffentlichen Kassen flossen.

Während es 2018 und 2020 immerhin über eine Million Euro waren, waren es 2019 z. B. nur 22.000 Euro. Die Prüfungen ergeben also nicht immer Nachzahlungen für die öffentlichen Kassen. 2017 kam dabei sogar ein Plus für die Einkommensmillionäre in Höhe von 125.000 Euro heraus.

Wobei das eben alles nur generalisierte Zahlen sind. Und unvollständige sowieso, da nicht alle Millionäre jedes Jahr einer Prüfung unterliegen und viele Prüfungen seit 2020 noch nicht abgeschlossen sind.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar