Der diesjährige Internationale Tag des Waldes, der heutige 21. März, steht unter dem Motto „Wälder und Gesundheit“. Dazu kommentiert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Im Wald finden wir Erholung und kommen zur Ruhe. Die frische, saubere Waldluft, sein angenehmes Klima, seine Farben und Geräusche stärken unsere Gesundheit, doch unsere Wälder selbst sind krank. Trockenheit, Wassermangel und Schädlingsbefall setzen ihnen massiv zu. Und ihr Zustand wird von Jahr zu Jahr schlechter.“

„Das bedroht uns selbst!“, fügt Krüger hinzu. „Um die Abwehrkräfte unserer Wälder zu stärken, braucht er Schutz und Erholung. Konkret heißt das: Nachhaltig bewirtschaften, Ressourcen schonen, Pestizide minimieren, ökologisch umbauen und wertvolle Gebiete strikt schützen.“

In seinem Grundsatzprogramm Wald zeigt der NABU auf, wie der Zustand der Wälder in Deutschland verbessert werden kann und wie der „Wald der Zukunft“ gestaltet werden muss. Demnach braucht es einen Dreiklang aus striktem Schutz, naturschutzorientiertem Management und einer nachhaltigen, ressourcenschonenden Nutzung der Wälder.

Sachsens problematische Wälder

In Sachsen besteht weniger als ein Drittel der Waldfläche aus naturnahem Mischwald. Ein Großteil der Bestände setzt sich aus schnell wachsenden Nadelbäumen zusammen, die ursprünglich für die forstwirtschaftliche Nutzung vorgesehen waren. In sächsischen Wäldern ist derzeit die Fichte mit einem Anteil von 35 Prozent die vorherrschende Baumart, weitere 31 Prozent macht die Kiefer aus.

Das war nicht immer so. Ursprünglich waren es Laubbäume, die das Bild des sächsischen Waldes prägten, aber von der Forstwirtschaft mehr und mehr verdrängt wurden. Heute haben Stürme, Dürren und Borkenkäferbefall viele der Bäume geschwächt oder ganz absterben lassen, wobei Nadelbäume besonders betroffen sind.

„Wälder müssen wieder widerstandsfähiger werden – gegen Wetterextreme, aber auch gegen Waldbrände“, bekräftigt Bernd Heinitz, Vorsitzender des NABU Sachsen. „Die Lösung dafür ist Waldumbau. Wir müssen weg von Monokulturen, hin zu Mischwäldern.“

Eine ganz besondere Bedeutung nehmen alte Wälder ein, in denen Bäume unterschiedlichen Alters nebeneinander stehen und für eine hohe Strukturvielfalt und Anpassungsfähigkeit sorgen. Auch Totholz in den Kronen und am Boden hat seinen Platz. Es sorgt für Kühlung, speichert Wasser und hält das Ökosystem Wald und seinen Artenreichtum lebendig. Im Durchschnitt sind deutsche Waldbestände etwa 77 Jahre alt.

Sächsische Wälder sind mit einem Durchschnittsalter von 70 Jahren insgesamt etwas jünger. Vor allem in den oberen Altersklassen von 120 Jahren und älter hat Sachsen deutlich weniger Bestände.

Mehr Wildnis wagen

Die Nutzung der Wälder und Forste sollte sich auf das Notwendige beschränken: Weniger Nutzungsdruck durch intensive Bewirtschaftungsmethoden, die es den Beständen erlauben, sich auf natürliche Weise anzupassen, weniger Fragmentierung, mehr Wildnis- und Schutzgebiete. So sind unsere Wälder bestens gegen die Klimaextreme gewappnet.

Neben intensiver, naturferner Bewirtschaftung und hoher Pestizidbelastung macht die Klimakrise dem Ökosystem Wald und seiner biologischen Vielfalt zunehmend zu schaffen. Sehr junge, naturferne Wälder und eine geringe Vielfalt an Baumarten machen den Wald dabei besonders anfällig für extreme Trockenheit und erhöhen die Waldbrandgefahr. Indirekt birgt der Temperaturanstieg weitere Gefahren.

Wärmeliebende Insekten und bestimmte Krankheiten können sich schneller und häufiger ausbreiten. Borkenkäfer, können sich bei hohen Temperaturen besser und schneller vermehren. Hinzu kommt, dass Schutzmaßnahmen bisher zu wenig Wirkung entfalten. 67 Prozent der Wälder in Deutschland liegen in Schutzgebieten unterschiedlicher Kategorien. Nur rund drei Prozent sind jedoch vor forstlichen Maßnahmen geschützt.

Der Fall Leipziger Auwald

Das gilt auch für den Leipziger Auwald, der nach wie vor einer forstlichen Bewirtschaftung unterliegt, wie man auf der Homepage der Stadt nachlesen kann: „Die wichtigste Aufgabe der Bewirtschaftung im Leipziger Auwald ist die nachhaltige Sicherung des Baumartenreichtums sowie der Strukturvielfalt der Hartholzaue, um dadurch die gesamte Biodiversität (Artenreichtum) zu erhalten. Die Bewirtschaftung ist darauf ausgerichtet, die Umwelt-, Erholungs- und Klimaschutzfunktion des Stadtwaldes langfristig zu sichern.

Naturschutzbelange sind mit der Nutzung und Erholungsfunktion des Waldes, aber auch mit Bereitstellung des umweltfreundlichen Rohstoffes Holz in Einklang zu bringen.“

Gleichzeitig scheut sich Leipzigs Verwaltung auch nicht vor gravierenden Eingriffen in den gewachsenen Baumbestand, wenn man Umfahrungen für wichtige Brückenprojekte plant. Die zur Fällung vorgesehen Bäume sind dabei mit 120 Jahren älter als die maroden Brücken.

Wie schwer es Leipzigs Verwaltung fällt, den Umgang mit dem längst unter Trockenstress stehenden Auwald anders zu denken, machte zuletzt die Stadtratsentscheidung zum jüngsten Forstwirtschaftsplan deutlich.

Auch Leipzig muss lernen, mit dem unter dem Klimawandel leidenden Wald sorgsamer umzugehen.

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