Der Streit um den Kiesabbau im Heidebogen bei Dresden kocht immer höher, insbesondere, da die Räumung der Waldbesetzung „Heibo bleibt“ jeden Tag näher rückt. Vor allem eine Vereinbarung des sächsischen Umweltministeriums, des sächsischen Wirtschaftsministeriums und des Kieswerks Ottendorf-Okrilla GmbH & Co. KG zum im Planfeststellungsverfahren befindlichen Abbaugebiet Würschnitz-West bereitet der Bürgerinitiative „Würschnitz contra Kiesabbau“ (BI) sowie den Parents For Future Dresden Sorgen – außerdem die grundsätzliche Argumentation des sächsischen Umweltministeriums.

„Es wird sehr deutlich, dass das grüne Umweltministerium lediglich versucht, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, indem ein natur- und klimaverträglicher Kiesabbau versprochen wird. Und – das ist für uns besonders bitter – die Auswirkungen des Kiesabbaus generell und im Heidebogen verharmlost werden. Dabei entstehen für uns bei der fachlichen Betrachtung nur Kritikpunkte und offene Fragen“, erklärt Elisabeth Lesche von der Bürgerinitiative „Würschnitz contra Kiesabbau“.

„Vor allem sind es die Erfahrungen der Vergangenheit, die unser Vertrauen verspielt haben. Seit Jahrzehnten sind die Auswirkungen der bestehenden Abbaugebiete bekannt. Das Umweltministerium stellt selbst klar, dass die Abwägung aller Belange alleinig bei demselben Oberbergamt liegt, das bereits seit Jahrzehnten abwägt. Wie soll denn der vom Umwelt- und Wirtschaftsministerium versprochene Schutz in Zukunft verbindlich sichergestellt werden?“

Kein Schutz für Moore und Quellen

Bisher machen sich vor allem die Beeinträchtigungen des Grundwassers und der Wasserversorgung der am bestehenden Tagebau Laußnitz 1 anliegenden Schutzgebiete durch die Verfüllung mit Bauschutt bemerkbar. Nun soll auf die Verfüllung mit bergbaufremdem Material verzichtet werden und der Kiesabbau soll einen Meter oberhalb des höchsten Grundwasserspiegels verbleiben. Beides bietet jedoch keinen Schutz der Moore und Quellen, stellt die Bürgerinitiative fest.

Vor allem aber die versprochene Wiederaufforstung mit klimaresistentem und artenreichem Mischwald nach der Rodung wird immer wieder in den Vordergrund gestellt. Dabei droht gerade diese den Schaden am Wassergefüge der Region noch zu verstärken: Der Kies geht als Wasserspeicher und -filter mit seiner puffernden Wirkung verloren, die grundwassernahe Aufforstung verbraucht zusätzliches Wasser.

Die bereits jetzt bestehende Wasserknappheit und -konkurrenz durch die Klimakrise in der Region mit den wertvollen Großdittmannsdorfer Mooren und dem quellenreichsten Gebiet im sächsischen Tiefland – dem Töpfergrund bei Radeburg – wird also noch schneller zunehmen – je mehr die Aufforstung über die Jahrzehnte wächst.

„Viele der vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen im Heidebogen sind – wie der Kiesabbau an sich – am Ende Experimente für die Ökosysteme! Und wirklich sehr besorgniserregend ist auch, dass wichtige Auswirkungen auf die Schutzgebiete und das Grundwasser sich erst mit der Zeit zeigen werden und längerfristige Prozesse in den Ökosystemen in Gang gesetzt werden“, sagt Lesche.

„Dann noch eine Einschränkung des Abbaus durchzuführen, wird die Schäden nicht wiedergutmachen oder die Prozesse kurzfristig stoppen können. Maßnahmen wie beispielsweise auch die Wiederaufforstung werden ja nicht wieder zurückgenommen werden können.“

„Es geht uns nicht darum, den Kiesabbau in ganz Sachsen sofort zu stoppen und Verlagerungseffekte zu riskieren. Aber es darf beim Kiesabbau kein Greenwashing geben, auf dem wir uns ausruhen. Wasserspeichernde und puffernde Ökosysteme, wie der Heidebogen mit seinen Kiesvorkommen und Schutzgebieten, sind in der fortschreitenden Klimakrise mit Dürren und Starkregen eine Überlebensversicherung“, erklärt Louise Hummel-Schröter von Parents For Future Dresden.

Als Reaktion auf ein FAQ des sächsischen Umweltministeriums hat die Bürgerinitiative ein eigenes FAQ mit fachlicher Beratung von Dr. Holger Oertel vom NABU Sachsen erstellt.

Aktuell sammelt die Bügerinitiative „Würschnitz contra Kiesabbau“ Spenden in Vorbereitung eines rechtlichen Vorgehens gegen den Kiesabbau/die Erweiterung des Kiesabbaus.

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Keine Kommentare bisher

tja, da ist es wieder, das sächsische Oberbergamt, das dem Wirtschaftsministerium von Herrn Dulig untersteht. Das SMEKUL ist also wieder mal nur am Katzentisch mit wohwollenden Empfehlungen an den Entscheidungen beteiligt – leider. Wie beim Holzberg etc etc. Solange wir eine Koalition mit der Minderbetieligung der Grünen in Sachsen (und auch im Bund) haben, werden wir diese Art Naturvernichtung erleben

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