Da ist ein Loch, da kippen wir eben das ganze Zeug rein. So haben sächsische Entsorgungsunternehmen in der Vergangenheit immer wieder gehandelt. Und so handeln sie immer noch. Oft mit Rückendeckung der Umweltbehörden. Egal, ob der entsorgte Schutt dann das Grundwasser gefährdet. Aber ehemalige Tagebaue sind nun einmal keine sicheren Abraumkippen. Der NABU schlägt jetzt beim Kiestagebau Würschnitz-West Alarm.
Die geplante Verfüllung von Bauschutt im zukünftigen Kiestagebau Würschnitz-West hätte verheerende Auswirkungen auf die Grundwassergüte im FFH-Gebiet „Moorwaldgebiet Großdittmannsdorf“ im Landkreis Meißen.
Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten im Auftrag des NABU Sachsen. Seit 1993 hat das Kieswerk Ottendorf-Okrilla & Co. KG im Tagebau Laußnitz 1 östlich des Schutzgebietes tagebaufremdes Material verfüllt. Die dadurch verursachten Veränderungen im Grundwasser sind den Behörden seit spätestens 2003 bekannt, blieben jedoch ohne Konsequenzen.
Gegen die Genehmigung des Abschlussbetriebsplanes Kiestagebau Laußnitz 1 hatte der NABU Sachsen mit anwaltlicher Hilfe Widerspruch eingelegt.
Das Moorgebiet im Bereich des Pechflusses steht als FFH-Gebiet „Moorwaldgebiet Großdittmannsdorf“ unter europarechtlichem Schutz. Es bietet einen Lebensraum für eine große Zahl von waldmoortypischen Tier- und Pflanzenarten, darunter auch extrem seltene Torfmoose und Sonnentauarten.
Lebensgrundlage dieser Arten ist das natürlicherweise nährstoff- und salzarme Grundwasser in dieser Gegend. Teile des Grundwassers, aus dem sich das Moorgebiet neben dem Niederschlagswasser speist, kommen aus dem Deponiebereich des Tagebaus Laußnitz 1.
Hohe Konzentrationen im Grundwasser
Für das Gutachten wurden Analysedaten von vier Grundwasserpegeln an der westlichen Grenze des Abbaubereichs untersucht.
„Die hohen Konzentrationen an Salzen und Nährstoffen (insbesondere Nitrat) sowie die hohe Karbonathärte, die über das austretende Grundwasser in dieses Gebiet gelangen, gefährden die Existenz dieses Ökosystems“, so das Gutachten. „Der Vergleich der Grundwassermessdaten mit den Ergebnissen der Oberflächenwasseranalysen hat sehr deutlich belegt, dass die hohen Salz- und Nährstoffkonzentrationen letztlich aus den Kippen im Bereich des Kiestagebaus Laußnitz 1 stammen.“
Einem Widerspruch des NABU Sachsen gegen die Genehmigung einer weiteren Kippe mit Fremdmaterial in Laußnitz 1 hat das sächsische Oberbergamt bereits stattgegeben. Im geplanten Kiessandtagebau Würschnitz-West soll eine ähnliche Verfüllung stattfinden.
„Sächsische Moore wie das Moorwaldgebiet Großdittmannsdorf sind europaweit einzigartig und von großer Bedeutung für Klima und Artenvielfalt. Es wird Zeit, dass das sächsische Umweltministerium dieser Bedeutung gerecht wird. Umweltminister Günther muss jetzt einschreiten und Würschnitz-West stoppen, um der Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Moorschutz Rechnung zu tragen“, so Bernd Heinitz, Landesvorsitzender des NABU Sachsen.
Der Wert der Moore
Moore sind besondere und seltene Ökosysteme aufgrund ihrer Nährstoffarmut. Der hohe Grad der Spezialisierung führt dazu, dass die Organismen in diesen Gebieten konkurrenzschwach sind und bei einer steigenden Nährstoffkonzentration von anderen, häufigen Arten verdrängt werden.
Im Moorgebiet im Bereich des Pechflusses finden sich typische Waldmoorarten (Torfmoose, Wasserkäfer, Libellen), einige davon extrem selten. Unbeeinflusst vom Sickerwasser der Deponien ist das Wasser in der Laußnitzer Heide leicht sauer und kalkarm. Die hohen Konzentrationen an Salzen und Nährstoffen (insbesondere Nitrat) sowie die hohe Karbonhärte, die durch das Grundwasser in das Gebiet gelangt, gefährden das Ökosystem.
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