Energiewende ist Teamwork. Manchmal muss man das einfach so hinschreiben, weil gerade bei diesem Thema immer so gern getan wird, als wรคren immer die anderen schuld, wenn es nicht vorankommt. Oder als kรถnnte ein einzelner Umweltminister den Stau auflรถsen, wenn die Koalitionspartner nicht mitspielen. Oder Lobbyisten dagegen anarbeiten. Am Sonntag schon machte Sachsen Umweltminister Wolfram Gรผnther (Grรผne) seine Enttรคuschung รผber die Ergebnisse der UN-Klimakonferenz COP27 im รคgyptischen Scharm El-Scheich deutlich.
โUm das 1,5-Grad-Ziel zu schaffen, mรผssen die Emissionen drastisch runter. Eine Einigung darauf hat die UN-Klimakonferenz verfehlt. Das ist frustrierend und kein gutes Ergebnis fรผr den Klimaschutzโ, sagte Sachsens stellvertretender Ministerprรคsident, Energie- und Klimaschutzminister Wolfram Gรผnther.
โEin Stรผck Klimagerechtigkeit schafft allein der Ausgleichsfonds fรผr klimabedingte Schรคden. Fรผr Sachsen bedeutet das Ergebnis der UN-Klimakonferenz: Wir mรผssen weiter alle Bremsen fรผr den Ausbau der erneuerbaren Energien lรถsen. Das ist unser Beitrag zu den deutschen Klimazielen. Fรผr Sachsen geht es ums Klima, um eine bezahlbare, sichere Energieversorgung und um eine zukunftsfรคhige, COโ-freie Wirtschaft.โ
Und so erfreulich ist auch der Blick nach Sachsen nicht, wo er zwar seit 2019 Klimaminister ist. Aber er hat es bei Ministerprรคsident Michael Kretschmer (CDU) eben auch mit einem Verfechter von Kohle, Gas und Atomenergie zu tun. Weshalb es keine รberraschung ist, dass die Entwicklung bei der Senkung der Treibhausgasemissionen in Sachsen seit 2001 stagniert.
Entwicklung stagniert seit 2001
Die Emissionen von Treibhausgasen (THG) sind zwar zwischen 1990 und 2019 in Sachsen um rund 55 Prozent zurรผckgegangen. Aber was ermutigend klingt, hat nichts mit gezielter Senkung von Treibhausgasemissionen zu tun, sondern mit dem Ende einer nicht mehr konkurrenzfรคhigen Industrie.
Wurden im Jahr der Wiedervereinigung noch 117,7 Millionen Tonnen COโ-รquivalente ausgestoรen, sank der Wert bis 2019 auf 52,6 Millionen Tonnen. Zugleich stagniert die Entwicklung seit 2001, stellt das sรคchsische Umweltministerium fest. Dies geht aus dem ersten Bericht zu den Treibhausgasemissionen in Sachsen hervor. Grรถรte Emittentengruppe sind Groรfeuerungsanlagen (58 Prozent aller THG-Emissionen). Hiervon wiederum hatten die Braunkohlekraftwerke 2019 einen Anteil von 90 Prozent. Die zweitgrรถรte Quelle ist der Verkehr mit einem Anteil von 17 Prozent.
โDer Befund ist ganz klarโ, sagte Wolfram Gรผnther, der qua Titel auch Klimaschutzminister in Sachsen ist, aber die Energiewende nicht ohne Unterstรผtzung von CDU und SPD voranbringen kann. โDer Ausstoร an Treibhausgasen muss in Sachsen deutlich und schnell sinken. Das zeigen die Zahlen eindrรผcklich. Hier hat sich in den letzten zwanzig Jahren zu wenig getan. Dass die Emissionen trotz Wirtschaftswachstum und gestiegenem Verkehrsaufkommen in etwa stagnieren, ist allein ein Ergebnis hรถherer Energieeffizienz. Fรผr den Klimaschutz aber braucht es eine umfassende Reduktion von Kohlendioxid und anderen klimaschรคdlichen Gasen.โ
Dumm nur, dass gerade Sachsen in den vergangenen 20 Jahren bei der Energiewende krรคftig aufs Bremspedal getreten hat.
โJe lรคnger wir warten, desto gravierender die Folgen und desto einschneidender die notwendigen Schritte, um die Klimakrise in den Griff zu bekommenโ, sagte Gรผnther noch. โDie Dรผrre- und Hitzejahre seit 2018, die Schรคden in Wald, Gewรคssern und Landwirtschaft zeigen, wohin wir steuern, wenn wir nicht handeln. In Sachsen haben wir mit dem Energie- und Klimaprogramm von 2021 einen klimapolitischen Paradigmenwechsel eingeleitet. Aber wir sind immer noch beim Aufrรคumen. Sachsens Beitrag zum Klimaschutz und zum Ausbau der erneuerbaren Energien muss deutlich grรถรer werden.โ
Es klemmt beim Ausbau der Erneuerbaren
Der Bericht zu den Treibhausgasemissionen ist Teil eines Umsetzungsberichts zum Energie- und Klimaprogramm EKP. Danach zeigt sich auch, dass der Energieverbrauch seit 2001 ebenfalls in etwa gleichgeblieben ist. Nur leicht verรคndert hat sich die Zusammensetzung der Energietrรคger. Hier haben die Erneuerbaren Energien anteilsmรครig leicht zugenommen, wรคhrend der Anteil von Mineralรถl abgenommen hat. Der EKP-Umsetzungsbericht beinhaltet insbesondere fachliche Grundlagen fรผr das kรผnftige Monitoring.
โDer zu geringe Ausbau der erneuerbaren Energien zeigt sich vor allem im Bereich Windenergie. Deshalb lรถsen wir hier die Bremsen. Klimaschutz geht nur mit Energiewende. Deshalb bringen wir die Stromerzeugung aus Wind und Sonne genauso voran wie die Nutzung von grรผnem Wasserstoff und anderen grรผnen Gasen. Und all das werden wir kรผnftig anhand von Indikatoren nachhaltenโ, so Gรผnther weiter.
Der Bericht wurde am Dienstag, dem 22. November, dem Kabinett vorgelegt und wird in Kรผrze auch dem Landtag รผbermittelt. Die THG-Berichterstattung ist im sรคchsischen Koalitionsvertrag verankert.
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Komisch, da werden Energietrรคger kostenfrei, Tag fรผr Tag und in kaum fassbarer Menge bereitgestellt โ durch die Sonne, den Wind, usw โฆ
Und wir haben inzwischen die Techniken und Technologien fรผr eine Nutzung dieser Energien entwickelt. In Sachsen kรถnnten wir so etwas Wichtiges wie Energie kostenfrei gewinnen, aber nein das machen wir einfach nicht, da gibt es diesen und jenen Einwand. Lieber nutzen wir noch weiterhin Kohle, Gas und รl, obgleich die Fรถrderung und Gewinnung der Bodenschรคtze riesige Kosten verursachen und das Verbrennen immer spรผrbarer unsere Umwelt, Luft+Wasser und Natur schรคdigt und das Klima so weit aufheizt, so das die Erde mรถglicherweise verbrennt. Nach meiner Kenntnis kann ich nur festhalten โ die Reduzierung der Treibhausgasemissionen wurde bewusst vom Kabinett des MP Kretschmer ausgebremst und wo auch immer behindert. Herr Kretschmer betont ja gern, das er ein ausgebildeter Ingenieur wรคre. Den Umbau der Energiesysteme verschlรคft ein Fachmann nicht โ er entscheidet sich bewusst dafรผr oder dagegen. Im Fall des Herrn Kretschmer hat er sich bewusst entschieden, seine Heimat, die Lausitz, in Teilen abzubaggern, jahrhundertealte Dรถrfer und menschliches Miteinander zu beseitigen sowie Mondlandschaften zu hinterlassen. Die betroffenen Menschen werden einfach nicht gehรถrt, trotzdem es auch Parteikollegen von ihm betrifft. Es geht anscheinend nur um einseitige Wirtschaftsinteressen.
Was soll der Bรผrger davon halten?