Am Freitag, 1. Juli, beriet der Regionalausschuss des Landtages über den Entwurf der Linksfraktion für ein „Gesetz über das Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum“. Denn auch in Sachsen gilt ja, dass ausgerechnet da, wo der Wohnraum sowieso schon knapp ist, auch besonders viele Wohnungen zweckentfremdet werden – als Ferienwohnungen zum Beispiel. Aber Sachsen hat bis heute kein Zweckentfremdungsverbot, kritisiert die Linke-Abgeordnete Juliane Nagel.
„Der Mietpreis ist auch in Sachsens Großstädten eine zentrale Gerechtigkeitsfrage. Es wäre gerecht, mehr bezahlbaren Wohnraum verfügbar zu machen, damit auch Menschen mit geringem Einkommen ein Dach über dem Kopf finden und behalten können. Dresden und Leipzig wünschen sich seit langem, dass der Freistaat ein Zweckentfremdungsverbot ermöglicht. Bis jetzt ist das nicht passiert, obwohl die Koalition es versprochen hat. Auch die meisten Sachverständigen haben in der Anhörung unseren Entwurf begrüßt“, erklärt Juliane Nagel, die wohnungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion, zum Antrag der Linksfraktion im Landtag.
Ohne eine Landesregelung aber können die betroffenen Städte nichts machen.
Juliane Nagel: „Damit Dresden und Leipzig gegen das Gebaren von Vermietungsplattformen wie AirBnB oder den profitorientierten Leerstand von Wohnraum vorgehen können, brauchen sie dringend eine Landesregelung. In elf anderen Bundesländern gelten Regelungen zur Zweckentfremdung. Unser Gesetzesentwurf lehnt sich eng an die existierenden Gesetze an. Die Kommunen brauchen jedes denkbare Instrument, um Bestandswohnraum nutzbar zu machen und zu schützen. Die Koalition sollte über ihren Schatten springen und unsere Forderung erfüllen. Die Vernunft muss endlich siegen!“
In Leipzig und Dresden ein wachsendes Problem
Sowohl in Dresden als auch in Leipzig ist die Zweckentfremdung von Wohnraum ein wachsendes Problem. In Leipzig wurden nach einer Untersuchung im Jahr 2019 rund 600 Wohnungen dauerhaft als Ferienwohnungen genutzt. Rund 8.400 wurden etwa als Kanzleien oder Büros gewerblich genutzt und circa 12.000 Wohnungen standen leer.
In Dresden wurden laut einer Studie 2019 bis zu 1.300 Wohnungen als Ferienwohnungen zweckentfremdet. Schon lange fordern die beiden Kommunen eine Landesregelung, die es ihnen erlaubt, gegen die Zweckentfremdung vorzugehen.
Untersuchungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung kamen zu dem Ergebnis, dass in Berliner Bezirken mit einem hohen Anteil an AirBnB-Ferienwohnungen die Mietpreise auch in den benachbarten Wohnungen stiegen und umgekehrt. Das Verbot von Zweckentfremdungen wirke sich insgesamt senkend auf die Mietpreise aus.
Über ein Zweckentfremdungsverbot wird in Leipzig übrigens seit 2015 diskutiert. 2018 beauftragte der Leipziger Stadtrat den OBM, auf Landesebene aktiv zu werden, damit der Freistaat endlich ein Zweckentfremdungsverbot erlässt. 2020 legte die Stadt dann auch die entsprechenden Zahlen vor. Doch eine entsprechende Initiative der Staatsregierung fehlt bis heute.
Es gibt 2 Kommentare
“600 Wohnungen dauerhaft als Ferienwohnungen genutzt” vs.
“circa 12.000 Wohnungen standen leer”.
Also ist die Nutzung als Ferienwohnung gar kein drängendes Problem, sondern der Leerstand von Wohnungen.
Oder gibt es da große Überschneidungen?
Für mich sieht das nach Populismus / Aktionismus aus, bei der lächerlichen Anzahl von Ferienwohnungen in einer Stadt mit >600K Einwohnern.
Gut, dass die Linke da nachbohrt und dranbleibt. Warum macht die SPD da nicht mehr Druck in der Koalition oder die Grünen?