Der globale Earth Overshoot Day 2022 fällt in diesem Jahr auf den 28. Juli – und findet damit einen Tag früher statt als 2021. Damit sind alle innerhalb eines Jahres natürlicherweise regenerierenden Ressourcen aufgebraucht für 2022. Und zwar weltweit. Denn die Bilanz für Deutschland sieht noch verheerender aus. Da war der Weltübernutzungstag schon im Mai.
„Dass sowohl der globale Earth Overshoot Day, als auch der deutsche Earth Overshoot Day, der bereits Anfang Mai war, sich im Vergleich zum letzten Jahr wieder nach vorne geschoben haben, zeigt: Die Bestrebungen, die Umweltinanspruchnahme zu verringern, reichen bislang nicht ansatzweise aus“, kommentiert Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen, diese Entwicklung.
„Das zeigt zugleich, dass Werthaltungen und Faktenwissen allein wenig ausrichten – sonst hätten wir in einem Land, in dem so viel etwa über Klimaschutz geredet wird wie in Deutschland, keine derart desaströse Bilanz. Solange kurzfristiges Eigennutzdenken in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht überwunden wird, wird das nichts mit der Energie-, Agrar- und Verkehrswende.“
Vor fünfzig Jahren lag der Stichtag noch im Dezember
Noch 1971 lag der Weltübernutzungstag im Dezember. Doch mit steigendem Konsum und zunehmender Globalisierung rückt der Tag, an dem rechnerisch die verfügbaren Ressourcen eines Jahres schon verbraucht sind, im Kalender immer weiter nach vorn. Aber das bedeutet eben auch, dass immer mehr Ressourcen sich nicht mehr regenerieren können und wir an unseren eigenen Lebensgrundlagen Raubbau betreiben.
Nur hilft augenscheinlich das Wissen um die Folgen dieses gedankenlosen Konsums nicht, wie Ekardt feststellt.
„Das Konzept des Earth Overshoot Day ist auch deshalb wichtig, weil die Unterschiede und Entwicklungen einzelner Länder dargestellt werden“, sagt der BUND-Vorsitzende. „Es macht deutlich, dass der aktuelle Ressourcenverbrauch der Menschen in Deutschland nur deswegen möglich ist, weil wir auf Pump künftiger Generationen leben – der Tag wird auch ‚Ökoschuldentag‘ genannt – und weil andere Länder einen deutlich geringeren Ressourcenverbrauch pro Kopf haben.
Das zeigt zugleich, dass das Bevölkerungswachstum als Ursache der Umweltkrise deutlich übertrieben wird – in den Ländern des Globalen Südens, vor allem in Afrika, ist die jährliche Pro-Kopf-Inanspruchnahme der Umwelt nämlich um ein Vielfaches geringer als bei uns.“
Kritik an Sachsens Ministerpräsident
„Der durch den Earth Overshoot Day veranschaulichte Raubbau an unserem Planeten wird aktuell auch in Sachsen mehr als deutlich – und beunruhigt viele junge Menschen. Vor allem die Übernutzung unserer Atmosphäre als gigantisches Endlager für CO₂ verläuft ungebremst“, sagt Franca Ledermann von der Landesjugendleitung der BUNDjugend Sachsen.
„Während die Bäume in den Städten und Wäldern sterben, Wälder brennen, Hitzewellen und Dürren zunehmen, kämpft unser sächsischer Ministerpräsident Michael Kretschmer weiter für einen möglichst langen Einsatz fossiler Energieträger, führt Atomkraft-Scheindebatten und trägt so zur Spaltung der Gesellschaft im notwendigen Ausbau der erneuerbaren Energien bei. Wir träumen von dem Tag, an dem endlich andere Signale aus Sachsen kommen, an dem endlich alle an einem Strang ziehen, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformation schnellstmöglich hinzubekommen.
Wir träumen von der Nachricht, dass sich der deutsche wie der globale Earth Overshoot Day endlich wieder nach hinten verlagern. Und zwar nicht deshalb, weil fossil befeuerte Pandemien, Naturkatastrophen oder Kriege unsere Spezies dezimiert haben, sondern weil wir Konzepte für ein nachhaltiges Leben und Wirtschaften gefunden haben.“
Es gibt 4 Kommentare
Das machen wir ganz schnell selbst Lutz. Bevor wir unsere Zeit mit der acht-seitigen Studie von der Wackernagel-Cooperation vergeuden, lieber etwas Nachhilfe zum Dreisatz:
1,75 Planeten verhalten sich zu 7,9 Milliarden Menschen, wie 1 Planet zu X Milliarden Menschen.
Also verhält sich 1,75 zu 1 wie 7,9 zu X oder umgekehrt: 1 zu 1,75 wie x zu 7,9.
Also rechnen Sie 1/1,75=x/7,9. Beide Seiten mit 7,9 multipliziert kommen wir dann auf x=7,9/1,75. Mit dem Taschenrechner: rund 4,5
Antwortsatz und Einheiten nicht vergessen: 1 Planet reicht um den Rohstoffbedarf für 4,5 Milliarden Menschen zu generieren.
Die nächste Aufgabe wäre jetzt zu entscheiden auf welche 3,4 Milliarden Menschen wir verzichten könnten.
Vielleicht gibt es halt einfach nur zu viele Menschen, hat eigentlich schon mal jemand ausgerechnet für wie viele unsere Erde gemacht ist.
Vor 1972 lag der jährliche Bedarf also noch unter der jährlichen Regenrationsrate. Da hatte der Planet folglich ca. 4.6 Milliarden Jahre Zeit um ausreichend Ressourcen bis zum Eintreffen der Menschheit anzuhäufen. Wenn wir jetzt beim 1,75-fachen der jährlichen Regeneration liegen und es so beibehalten, reicht der Stoff ja rechnerisch noch für weiter 6.1 Milliarden Jahre. Wo ist das Problem? Die Natur hat über Milliarden Jahre unwirtschaftlich gehaushaltet und wir sollen das jetzt ausbaden? Bloß weil wir seid rund 300.000 Jahren mitmischen? Sehe ich nicht ein. Überhaupt, Wertschätzung ist keine Einbahnstraße. Wo nimmt denn die Natur mal Rücksicht auf uns?
das konstruierte “Wir”, der “Deutschen”, die dann doch wieder anscheinend individuell und gleichermaßen handlungsmächtig wirken, ist typisch und befremdlich. Maggie grinst aus ihrem Kessel