Ein Storch macht noch keine gesunde Wasserlandschaft. Aber die oft genug mühsame Arbeit der Naturschutzverbände um die Bewahrung von Biotopen und Populationen zahlt sich aus. Wenn auch erst einmal auf noch niedrigem Niveau: Mit mindestens fünf Fünflingsbruten war das Jahr 2021 eines der erfolgreichsten Storchenjahre seit knapp 30 Jahren in Sachsen.

In Stehla im Kreis Nordsachsen sowie in Frankenthal, Gaußig, Ralbitz und Uebigau bei Neschwitz im Kreis Bautzen schlüpften jeweils fünf Jungstörche. Von den Fünflingsbruten sind nun drei komplett ausgeflogen. Bezogen auf den Altkreis Bautzen ist das sogar Rekord seit sechs Jahrzehnten, teil das NABU-Naturschutzinstitut Dresden mit. Dabei liegen noch nicht einmal alle Daten der zumeist ehrenamtlich tätigen Weißstorchbetreuer für 2021 vor.„1994 gab es mit sieben erfolgreichen Fünflingsbruten zuletzt mehr“, berichtet Sylvia Siebert vom NABU-Naturschutzinstitut (NSI) Dresden. Während dies in den 1970er und 1980er Jahren keine Seltenheit war (1981 und 1987 gar 18 Fünferbruten, 1978 24), waren diese bis 2014 in Sachsen gar nicht mehr zu verzeichnen. Grund dafür: Eine massiv ausgeweitete intensive Landwirtschaft, der auch viele wichtige Feuchtbiotope zum Opfer fielen.

„Leider gilt jedoch Ralbitz nicht als erfolgreiche Fünflingsbrut“, so Siebert, „da der fünfte Jungstorch nur wenige Tage nach der Beringung tot unter dem Horst lag.“

Gute Reproduktionsrate von 2,1

Gemessen an der Vermehrungsziffer von 2,1 Jungen pro Brutpaar war das Jahr 2021 ebenfalls ein sehr gutes. Im vergangenen Jahr gab es 328 Brutpaare in Sachsen mit 665 Jungen, teilt das NABU-Naturschutzinstitut Dresden mit. Die Vermehrungsziffer lag bei 2,0, in anderen Jahren auch oft darunter zwischen 1,4 und 1,9, aufgrund der vielen Nässe- und Sturmschäden 2013 sogar nur bei 0,4. Für dieses Jahr werden aufgrund mehrerer Neuansiedlungen etwas mehr Paare und aufgrund der höheren Vermehrungsrate ca. 690 Jungstörche erwartet.

„Die positiven Zahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Ergebnis unter anderem zahlreichen menschlichen Rettungsaktivitäten und günstigen Witterungsbedingungen zu verdanken ist“, mahnt Sylvia Siebert. „Die Haupttodesursache bei Weißstorch-Nestlingen in Sachsen bilden nach wie vor Abwürfe vom Horst infolge Nahrungsmangel, während die Zahl der Freileitungskollisionen aufgrund von Sicherungsmaßnahmen kontinuierlich zurückgeht.“

Und der Nahrungsmangel hat nun einmal mit dem sachsenweiten Verlust von Feuchtbiotopen und naturnahen Flusslandschaften zu tun. Fast vergessen ist, dass auch in Leipzig einst Störche nisteten. Jetzt muss man schon bis nach Schkeuditz fahren, um einmal Störche zu sehen.

Trauriges Beispiel für den Nahrungsmangel: So wurde bei der Fünferbrut Mitte Juni in Uebigau ein abgeworfener Jungvogel geborgen und in den Naturschutztierpark Görlitz zur Pflege gebracht, Ende Juni ein toter Jungstorch unter demselben Horst entdeckt. Am 17. Juli kippte dann auch noch das Nest infolge von 40 Litern Starkregen und begrub einen Jungvogel unter sich.

Die übrigen beiden konnten geborgen, getrocknet und ebenfalls in den Tierpark Görlitz verbracht werden, wo auch der Brustbeinbruch des einen versorgt wurde. Anfang August erfolgte dann die Auswilderung der drei geretteten Jungstörche im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Leider verunglückte der von der Brustbeinverletzung Genesene an einer Stromleitung tödlich.

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