Freiberg, Chemnitz, Leipzig, Stopp. Aktuell könnte man sicherlich den Reigen vor allem mit kleineren Städten Sachsens noch ein wenig fortsetzen, in denen sich Gruppen bedenklich verwirrte Männer diversen Alters gemeinsam in gewaltbereite Posen werfen und kreischende Frauen „füar dä Kindor“ kämpfend „Kretschmer muss weg“ rufen. Oder wahlweise diverse Politiker/-innen megaphonverstärkt des Volks-, Vaterlands- und Schweinefleischverrates bezichtigen. Was aber nützt es in Coronazeiten für vier Millionen Sachsen, sich an mal 30, mal 100 oder heute in Freiberg in der Spitze 1.000 Impfverweigerern abzuarbeiten, wenn man in Leipzig Polizeibeamte schon ab 25 Versammelten beim kollektiven Laissez-faire gegenüber der Corona-Schutzverordnung der eigenen Landesregierung beobachten kann?
Entgegen der in ihren Reihen explodierenden Hospitalisierungszahlen und der traurigen Realität, dass Sachsen längst statt Maschinenbauteile Intensivpatienten mittels Bundeswehr in andere Bundesländer exportiert, gibt es diese schillernde Welt aus renitenten Randale-Rentnern, in medizinischen Fragen schwer vorverbildeten Immunsystemgläubigen, Sozialdarwinisten und auf der DDR hängengebliebenen „Spaziergängern“, die offenbar glauben wollen, es hätte 1989 eine Revolution gegen einen Virus gegeben.Sei es drum, kann man sich sagen, lass se machen, bis dass sie Delta, Omikron (seit heute auch in Leipzig verfügbar) oder irgendeine andere Corona-Mutante ungeimpft abfrühstückt und auf den Boden der ITS-Realität oder gleich mehrere Fuß breit tiefer unter die Rasenkante drückt – sie sind eine Minderheit, welche der Sensenmann eben öfter als gewöhnlich besucht. Zaun drumrum, Soldaten dazu und nach einem halben Jahr wieder nachschauen, wer noch da ist.
So in etwa lief es zumindest im Mittelalter, also da, wo man in ummauerten Kleinstädten lebte und sich heute noch einige „Querdenker“ bildungsmäßig verorten, der Seuchenschutz ab. Wollte man die Sache beschleunigen, warf man einfach noch ein paar Pestilenz-Tote mehr über die Mauer; gerade in Kriegszeiten ein etabliertes Mittel zur Dezimierungsbeschleunigung beim Gegner und Entlastung für die eigenen Reihen.
Oder man erlässt Corona-Schutzverordnungen, um wenigstens zu versuchen, alle Sachsen vor einem verfrühten Erstickungstod oder Langzeitschäden ebenso zu bewahren, wie eine auf den Sankt-Nimmerleinstag verschobene Krebs-OP. Es ist komplizierter geworden, denn anders als noch im Mittelalter, gebietet die Aufklärung neben dem Schutz der Vernünftigen vor der Unvernunft der wenigen auch den Schutz dieser vor sich selbst durch gemeinsame Regeln und medizinischen Fortschritt.
Wofür sich Sachsen wenigstens bis zum 12. Dezember 2021 aufgrund mangelnden Intensivpflegepersonals neben halbherzigen Gastronomie-Teilschließungen, Testpflichten und Kultur-Lockdown speziell bei Demonstrationen entschieden hat, ist bekannt: 10 Leute auf einer Versammlung, möglichst geimpft, mit Maske und keine „Spaziergänge“.
Leicht zu merken, diskriminierungsfrei und polizeilich klar umsetzbar, um, wie die Polizei heute selbst twitterte, „Infektionsketten zu durchbrechen“ und das Virus in seiner Ausbreitung zu verlangsamen. Dass dies höchste Not tut, scheint sich als Konsens längst durchgesetzt zu haben: Die Impfstationen werden überrannt, die Krankenhäuser ebenfalls.
Kann man alles festlegen, nur muss man es eben dann auch umsetzen.
Kerzen gegen die Angst, sich impfen zu lassen
Wie zuvor in den einschlägigen Telegram-Kanälen angekündigt, trafen sich ab 18 Uhr am 29. November 2021 erst zwei, dann drei, dann immer mehr jener Menschen vor dem Leipziger Rathaus, die noch immer glauben, irgendwer möchte sie mit mittlerweile milliardenfach erfolgreich verimpften Stoffen totspritzen. Um wieder Platz auf der Erde zu schaffen, so die Überzeugung nicht weniger in der Bewegung, die sich selbst gern als „erwacht“ oder anderweitig stark überinformiert sieht.
Wie neben den Neonazis um Martin Kohlmann (Pro Chemnitz) und NPD-Kader Stefan Hartung („Freie Sachsen“) auch bei der eher verschwörungsesoterisch getriebenen „Bewegung Leipzig“ wortgleich angekündigt, hatten sie Kerzen dabei und platzierten sie nach ihrer Entzündung vor dem Gebäudeeingang. Der Sinn der Illumination laut der Chemnitzer „Freien Sachsen“: „Zeigen wir, wieviele Menschen es gibt, die sich keiner Impfpflicht unterwerfen wollen.“ (Fehler im Original)
Eine Debatte übrigens, die es ohne sie, die rund 25 Prozent freiwillig Ungeimpften in Sachsen, aktuell so gar nicht gäbe.
Gesamt fanden sich dafür in Leipzig in der Spitze 20 bis 25 Menschen gleichzeitig, die dem Sinn des Aufrufes nach, mutmaßlich ungeimpft, ohne Masken und nicht aus einem Haushalt kommend dagegen protestierten, sich impfen zu lassen. Beäugt von allmählich – mit FFP2-Masken und Sicherheitsabstand – hinzukommenden Beobachtern aus dem linken Spektrum. Und die sahen gemeinsam mit der Leipziger Stadträtin Katharina Krefft (Grüne) durchaus Erstaunliches im Kerzenschein.
Obwohl das Leipziger Rathaus bis hinauf in die Spitze des Ordnungsdezernates über die Aktion informiert war, tat sich seitens des Hausherren erst einmal nichts. Während dieser es also unterließ, sein Hausrecht geltend zu machen, entwickelte sich ab etwa 18 Uhr eine zunehmend groteske Situation.
Vollzugsdefizite: Wie die Polizei selbst für Anarchie sorgt
Statt die kleine Menge „Querdenker“ zügig anzusprechen und, wie sonst bei jeder vorgeblich spontanen Versammlung üblich, nach einer Versammlungsleitung zu fragen und dabei auf die geltenden Corona-Schutzbestimmungen hinzuweisen, schauten Polizeibeamten der Propaganda-Inszenierung erst einmal zu.
Um sie kurz darauf auch gegen den Protest abzuschirmen, während man ein bisschen mit den anwesenden „Querdenkern“ plauderte. Ob es hierbei um mögliche Bußgelder ging, war nicht zu ermitteln, doch ein simples Durchzählen hätte rund 25 Personen ergeben (siehe Video).
Auf LZ-Nachfrage teilte ein einzelner Beamter mit Blick auf die eigentlich nicht existierende Versammlung mit: „das bleibt erlaubt“. Womit er nichts anderes meinte, als die laut Corona-Schutzverordnung unzulässige Ansammlung von mehr als 10 Personen samt gemeinsamer Kerzenaktion vor dem Neuen Rathaus augenzwinkernd laufen zu lassen.
Während sich in der Folge des Kommens und Gehens bis zu 90 Kerzen sammelten, Fotos für die anschließende gegenseitige Bestätigung des Volksaufstandes gefertigt wurden und sich ein erster Zusammenprall zwischen dem Gegenprotest und einem Kerzenaktionsteilnehmer anbahnte, sicherten die Polizisten den reibungslosen Ablauf des Verstoßes gegen die sächsischen Coronaregeln professionell ab.
Daran änderte sich auch nichts, als ein unmaskierter Kerzenfreund erst in Zahnbürstenlänge auf einen maskierten jungen Mann einredete, um ihn anschließend auf der Rathaustreppe herumzustoßen. Als dem Bedrängten daraufhin andere zu Hilfe kamen, griff die Polizei beherzt ein und schubste nach allen Seiten eine Runde mit (siehe Video am Ende des Beitrages).
Der Angreifer dürfte, entgegen seiner Beteiligung an einer Aktion, zu der Rechtsextremisten aufriefen, aus polizeilicher Sicht als „normaler Bürger“ durchgehen. Er und zwei weitere, darunter der von ihm Angegriffene, mussten ihre Personalien angeben.
Nachdem sich der größte Teil der wissenschaftsfernen Kerzenfreunde wieder vom Ort entfernt hatten, untersagte die Polizei vor Ort die Beräumung des hinterlassenen Kerzenfriedhofes. Eine weitere Maßnahme, die man auch auf Nachfrage der Presse und Stadträtin Katharina Krefft (Grüne) nicht erläutern wollte.
Dass man den polizeilichen Schutz der Anti-Impf-Aktion hingegen ernst nahm, musste dann ein weiterer junger Mann lernen. Als er sich gegen Ende auf den Weg machte, um die Kerzen auszublasen, entwickelte sich für die bis hier zuschauende Polizei ein Grund, die Staatsmacht gegen den Minderjährigen rasch und entschlossen in Stellung zu bringen.
Er wurde, wie sein hinzukommender Vater, festgesetzt, die Ausweispapiere kontrolliert und beide erhielten robuste Platzverweise bis zum nächsten Morgen.
Ganz gleich, was für ein Verhältnis der couragierte junge Mann wohl später zu dieser Art Polizei entwickeln wird, an diesen politisch motivierten Zugriff der Beamten dürfte er sich noch länger erinnern. Denn eine Versammlung anderer konnte er mit seinem Wunsch, die Kerzen auszublasen, nicht stören: Es gab ja gar keine. Und wenn doch, dann verstieß sie gegen die Corona-Schutzverordnung, was es ja auch nicht geben dürfte.
Weshalb die Beamten also eingegriffen haben, wollten wir als LZ gern vom Einsatzleiter vor Ort erfahren. Auf die Frage hin, ob er uns den gesamten Einsatz erklären könnte, antwortete er: „Könnte ich, mach ich aber nicht.“
Auch eine Antwort, cool und ein bisschen dumm zugleich, bleibt so ja nur noch die Sicht der Beobachter seines teils undurchsichtigen Einsatzgeschehens.
Zumindest ließen die Beamten anschließend den herbeieilenden Leipziger Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning (SPD) unbehelligt, als dieser den ganzen Propagandakrempel einpackte und wegräumte. Geholfen hat Hörning dabei bis auf ein Rathauswachmann übrigens niemand mehr von den Umstehenden. Es hatte wohl keiner Lust auf weiteren Stress mit den Beamten vor Ort.
Einem amtierenden Bürgermeister der Stadt Leipzig hingegen ein Platzverbot zu erteilen, war dann vielleicht auch für diese etwas zu viel der polizeilichen Anarchie für einen Abend. Er hatte zumindest das Hausrecht auf seiner Seite. Und das respektiert ein deutscher Beamter offenbar eher, als geltende Corona-Schutzmaßnahmen.
Alles wie immer.
Falls es keine Chatgruppen auf WhatsApp mehr gibt, sollte man vll mal bei Telegram schauen…#c2911 pic.twitter.com/gfS7Vw0vr8— Astrakete @astrakete.bsky.social (@Astrakete) November 29, 2021
Bleibt eigentlich nur eine Frage offen, während sich in Chemnitz allein heute Abend wieder einige hundert rechte „Spaziergänger“ (wie auch in Freiberg) unbehelligt durch die Stadt bewegen konnten und „1,2,3 – Super Polizei“ riefen, während die Polizei regelrecht Jagd auf den Gegenprotest machte:
Wer vertraut eigentlich einem Staat, der seine eigenen Regeln nicht unparteiisch und transparent nachvollziehbar auf alle Menschen anwendet?
Impressionen vom 29.11.2021 am Neuen Rathaus
Video: LZ
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Es gibt 16 Kommentare
@Nebbich. Danke. So ahne ich, dass ich es doch noch erklären konnte.
PS: der Mann heißt Wonneberger 😉
Bedenken muss man immer auch, dass es sich bei diesen demokratiefeindlichen Querulanten konzertiert geplant um bewusste Provokationen handelt.
Und mindestens das wird zunehmen.
Wenn ich mir den Zeitpunkt anschaue, hatte eine halbe Stunde vorher die Entzündung der zweiten Kerze des Chanukka-Leuchters stattgefunden.
https://www.l-iz.de/melder/wortmelder/2021/11/der-grosse-leipziger-chanukka-leuchter-leuchtet-puenktlich-zu-chanukka-beginn-423125
Wichtig wäre also gewesen, dass die Einordnung der Situation am Neuen Rathaus nicht alleine dem Polizei-Einsatzführer hätte überlassen werden dürfen.
Ordnungs- bzw. Versammlungsbehörde, Verwaltung.. hätten viel früher klären müssen, wer da nichts außer provozieren und spalten will.
Dankeschön denen, die versucht haben, den Spuk zu beenden.
Und den Dokumentierenden sowieso.
Hallo Herr Freitag,
vielen Dank für die nachträgliche Einordnung – die Zeit, zwischen “echten” Bürgerrechtlern” und späteren Trittbrettdemonstranten zu unterscheiden, nehmen sich ja die Wenigsten.
Daß allerdings auch von den total authentischen Bürgerrechtlern mittlerweile so manche (wie A. Barbe oder V. Wollenberger) ins antidemokratische Lager gerutscht sind, wird auch Ihnen aufgefallen sein.
Ganz zu schweigen von der großen Masse von Afd-Politikern, Coronaleugnern & Querschwurblern, die die Gnade hatten, im anderen Teil von D geboren & aufgewachsen zu sein – die können ihren braunen Quark nun erfolgreich als Freiheitsliebe ausgeben…
Gut, wenn Sie das unterscheiden können, Thomas_2. Der aktuelle Trend geht aber gelegentlich in Richtung “Covidioten” vs. “vernünftige Menschen”, und dagegen kann man auch mal was schreiben, fand ich. Hier in der LIZ wurde ja auch schon mit dem Begriff “unterkomplex” argumentiert, und solche Kommentare, wenn sie ohne Not verallgemeindernd abgegeben werden, begeben sich auf ähnliches Niveau.
Ohne von anderen Themen ablenken zu müssen (ihre “Manöverkritik”, die ich nicht teile) geht das durchaus auch parallel, dass man versucht sich gesellschaftlich nicht allzu weit zu entfernen beim Kritisieren.
Wenn man es gar nicht erst versucht (“nicht mein Anspruch”; “interessiert nicht”) ist es erst Recht schade. Das klingt dann eher nach Stimmungmache.
Natürlich werde ich nicht einen Menschen innerhalb eines Kommentares ganzheitlich betrachten (können). Das ist auch nicht mein Anspruch.
Hinsichtlich der Impfung (also nur einen isolierten Aspekt eines Menschen betrachtet) ist ein geimpfter Waffenhändler vernünftig und ein ungeimpfter Heiliger unvernünftig. Der Rest interessiert in diesem Zusammenhang nicht, auch wenn es derzeit en woke ist, immer alles durcheinander zu schmeißen. Sind alles nur Ablenkungsmanöver und Whataboutism…
So kompliziert ist es nicht.
Da die Formulierung „auf der DDR hängengeblieben“ von mir ist, darf ich diese Gruppe also als einen Teil der Aufzählung in der „Gesamtbewegung“ gern nachträglich erläutern. Die Formulierung erhebt also nicht den Anspruch alle zu beschreiben, sondern einen Ausschnitt der “Bewegung”.
Im Kern geht es um die langjährigen Beobachtungen vor Ort bei den Demos, dass sich in der „Bürgerbewegung Leipzig“ ebenso wie in der „Bewegung Leipzig“ (und zuvor auch schon bei „Legida“) unter den älteren Teilnehmerinnen eben nicht wirklich ehemalige Bürgerrechtler der Wendezeit finden, sondern Menschen, die damals zwar in der DDR lebten, aber entweder gar nicht dabei, auf der „anderen Seite“ oder sehr spät auf den „Ringläufen“ waren (also zu einem Zeitpunkt, wo nichts mehr drohte und die nationalistische Wiedervereinigungswelle rollte).
1989 nicht dabei waren unter anderem jene, die damals kleine und mittlere Rädchen bei der Staatssicherheit oder „der bewaffneten Organe“ (500.000?) waren (zuzüglich vieler SED-Funktionäre) und den Umbruch im Nachgang eher speziell verarbeitet, als Abstieg, Missachtung und Niedergang erlebt haben – also am ehesten als „auf der DDR hängengeblieben“ beschrieben werden können.
Einen davon hatte ich das zweifelhafte Vergnügen selbst kennenzulernen: NVA-Offizier, dann Bundeswehr, heute Versammlungsanmelder bei der „Bewegung Leipzig“ und in seinen antidemokratischen Überzeugungen tief verhaftet. Schon sein überaus autoritärer und antiliberaler Stil im direkten Gespräch lässt einen, so man von der realen und nicht verkitschten DDR noch eine gewisse Ahnung hat, erschaudern. Eine Tonalität, wie sie übrigens auch beim harten Kern Pegidas vorherrscht (ja, ich habe auch das mehrfach in Ruhe beobachtet).
Nun ist die hier umstrittene Formulierung ja von mir im Rahmen meines Kommentars. Man darf/kann diese Teilgruppe gern auch anders oder weniger flapsig umschreiben, als ich es getan habe. Dass sie existiert und es denen mitnichten um „Impfkritik“ geht, wie hier fälschlich gemutmaßt wurde, steht für mich jedoch fest.
@Sabine
schön für ihn – dann sollte er ja wissen, wie geimpft wurde.
Allerdings wird seine reflexhafte Einordnung (auf der DDR hängengebliebenen „Spaziergängern“) dann noch weniger nachvollziehbar…
Wer dieses Häuflein für vernachlässigbar hält hat offenbar nicht mibekommen, wer da agiert (und das seit fast 2 Jahren, zuletzt in größerer Ansammlung am 6.11.), wie gewalttätig Teile dieser “Bewegung” sind und warum derzeit aufgerufen wird (um das System so lang zu überlasten, bis es zusammenbricht, kann man auf den einschlägigen Kanälen nachlesen).
Das mag nicht jeden stören, belastet das “System” aber in der Tat.
Und @Nebbich: Der “junge Reporter” ist in der DDR aufgewachsen, das war jetzt ein etwas peinlicher Vorwurf. ;0)
Man kann 25 Leute mit Kerzen als vernachlässigbar abtun, richtig. Wenn auch die Polizei maßhält, auch in Ordnung. Aber es bleibt eine Provokation.
In Leipzig nur eine Beschränkte, aber in anderen Orten sammeln sich leider mehr Uneinsichtige. Es geht ja in dem Fall nur um eine “persönliche Einstellung” – impfen lassen oder nicht. Nicht etwa auch um die “Freiheit der Anderen”
Ist nur etwas seltsam, wenn sich 25 sog. Alternative oder Linke zu einer Demo zusammen finden, da ist gleich ein massives Polizeiaufgebot vor Ort mit weitaus weniger Tolleranz.
Da der Vergleich zur DDR gezogen wurde: in der DDR konnten schon Zusammenrottungen von mehr als 3 Personen (die nicht in einem Haushalt lebten) mit massivem polizeilichem Einsatz geahndet werden. Und dabei stellte die VP nicht nur die Personalien fest, sondern man konnte in Untersuchungshaft landen bis hin zu jahrelanger Inhaftierung. Auch wenn man sich nur Witze erzählt hat.
Wie weit geht also die jeweilige Tolleranzschwelle?
Dass man sich hinstellt und sagt, dass die Einen eben “die Doofen” seien, die “uns vernünftige Leute” stören und quasi in die Suppe spucken, das halte ich wirklich für einen groben Fehler. Schon in der Herangehensweise. Deren Impfverhalten ist einfach nur ein einziger Aspekt im ganzen Charakter, genauso wie es bei “uns” Geimpften nur eine einzige Facette ist.
Ein Geimpfter als Waffenhändler – ein vernünftiger Mensch mit Verantwortung für die Masse?
Ich finde, diese Titulierungen verfangen hier nicht. Da gehts nur um Spaltung. So wie ich kein “naives Schlafschaf” bin, was der Spritze hinterherrennt, darf man sich als Gutmensch auch mal von schwarz-weiß-Ansichten distanzieren.
Es gibt eine gültige Verordnung, erlassen durch die Legislative, die uns alle vertritt (Wahlen und so).
Also tanzen die Beschränkt-Denkenden uns allen (Vernünftigen) auf der Nase herum, weil sie für sich in Anspruch nehmen, dass diese Verordnung für sie nicht gilt. Und werden von der Exekutive auch noch unterstützt, welche nur selektiv tätig wird.
Ob das jemanden stört, ist ein ganz anderes Thema.
Was Frau Kokot damit zu tun hat, bleibt dabei ein Geheimnis.
Frau Eicker, danke für den Hinweis mit dem Zitat. Da lag ich falsch, diesen Fehlerhinweis als Häme zu titulieren. Tut mir leid.
“Nicht schlimm”, also selbstverständlich “entschuldbar” ist natürlich auch Herrn Freitags Fehler – aber die Begründung ist doch komisch. Das ist wie die Begründung für eine eMail voller Fehler – “hab ich schnell auf dem Handy geschrieben!”. Naja, man könnte ja auch einen Computer nehmen. Oder zu anderen Zeiten Texte veröffentlichen, wenn es denn wirklich daran lag…
Wenn ich, wie letztens, 15 DIN A4-Zettel mit kommentierten und unterstrichenen Botschaften der Coronaleugner und Impfskeptiker im Hausflur aufgeklebt sehe, wenn ich deren Wurfzettel im Briefkasten finde oder ich Leute aus dem Whatsapp-Status herausnehmen muss, um nicht mit diesem Irrsin konfrontiert zu werden, da wäre ich bei Ihnen. Die tanzen einem auf der Nase herum, sie belästigen mich damit auch.
Aber bei dieser geringen Menge an friedlichen Leuten (wie gesagt, solange sie nicht provoziert werden) die da ihre Lichter hinstellen, da fühle ich mich absolut nicht belästigt. Sie sprechen da absolut nicht für mich und auch viele anderen Menschen, wenn Sie sagen, dass die “uns allen” auf der Nase herumtanzen würden.
Das ist mir nämlich völlig egal. So egal, wie wenn Frau Kokot mal wieder für Soli mit irgendwem irgendwo platznimmt, oder wenn Leute mit Schildern auf dem Wagnerplatz stehen. Ich gehe dort nicht hin, wenn ich weiß, dass dort was ist.
Und auch ich sehe eine Impfpflicht kritisch. Ab dem Erstimpfzeitpunkt bis zu dem Tag, wo der volle Impfschutz aufgebaut ist, dauert es Wochen. Das ist, wie schon an anderer Stelle gesagt, schön für ein ruhiges Ostern 2022, aber es kann aus meiner Sicht keine Rechtfertigung sein für volle Krankenhausbetten im Dezember 2021. Und da kann ich Leute verstehen, die ebenso wie ich die Unlogik in der Begründung sehen und gleichzeitig das monatelange “es wird keine Impfpflicht geben” der Politik im Ohr haben. Und ganz ehrlich, dann lasst sie halt Kerzen aufstellen, um ihrem Unmut abzuhelfen.
Da sind dem jungen* Reporter im Eifer des Berichts wohl die Hassbegriffe etwas durcheinandergeraten: “und auf der DDR hängengebliebenen „Spaziergängern“ ” – wenn, dann sind diese “Widorschtond” grölenden Querlenker doch wohl auf dem friedlichen Heldenstadt-Mythos hängengeblieben.
*wenn Sie alt genug wären, hätten Sie auch eine Ahnung von der Impfdisziplin in der DDR :-))
Hinweis der Moderation: Der Autor des Textes ist 1989/90 15 Jahre jung gewesen und kennt somit die „DDR-Impfdisziplin“ aus eigener Erfahrung.
Genau mein Humor!
10 Personen sind erlaubt. Es sind mehr als 10. Aber macht ja nix, die Polizei, der Freund und Helfer der Beschränkt-Denker. Kerzchen (geht’s noch ne Nummer pathetischer?) sollen nicht ausgepustet werden. Lächerlich!
Aber wehe, es protestiert jemand gegen diesen klaren Verstoß.
Logisch, da melden sich gleich die Relativierer: “ist doch gar nicht schlimm”.
So geht sächsisch.
Kafkaesk.
Auf den Fehler im Original hinzuweisen ist nötig, da man diesen als Zitat meist nicht ändert. Das ist keine Häme. Und mitten in der Nacht ist ein übersehener Fehler zwar ärgerlich, aber entschuldbar.
Und Chemnitz und Zwickau – ja, das wäre gut, auch da zu berichten, aber man kann nicht überall sein, und die Prioritäten einer Leipziger Zeitung liegen dann doch auf Leipzig. Aber was nicht ist kann durchaus werden. Das ist ja eine ständig wachsende Zeitung.
Es hat übrigens nicht mit Meinung durchdrücken zu tun, diese Aktion zu kritisieren. Diese Menschen tanzen mitten in einer Pandemie allen auf der Nase rum und missachten sämtliche Vorschriften. Sie laufen pöbelnd durch die Stadt, bedrohen Menschen, reißen manchen sogar die Masken runter, beschimpfen und schubsen Polizisten. Und das sind nur Dinge, die ich selber gesehen habe, das was ich von anderen höre oder auf Videos sehe, hab ich schon weggelassen. DAS ist für mich eher “Meinung durchdrücken”.
Witzig: Anfangs auf einen kleinen Rechtschreibfehler bei der kommentierten Gegnerschaft hinweisen (“Fehler im Original”), dann aber selbst Quatsch fabrizieren: “Während […] Smartphones für die anschließende gegenseitige Bestätigung des Volksaufstandes gefertigt wurden […]”
Was gemeint ist versteht man in beiden Fällen, aber es wäre natürlich schade gewesen, hätte man sich diese Gelegenheit entgehen lassen auf Fehler der Anderen hinzuweisen…
Es ist sicher nicht das, was hier gern gelesen wird, aber ich finde es sehr gut, wie die Polizei das geregelt hat. Ruhig, Störer fernhalten, Irritationen von außen aushalten. Provokationen sowieso.
Wenn ich im Artikel nichts überlesen oder im Video übersehen habe, war die Menge soweit friedlich, solange sie in Ruhe gelassen wurde. Und was den Begriff “Menge” angeht: 25 Leute vor dem Rathaus. Auf einem großen Platz. Ja, 25 > 10, mathematisch haut das völlig hin was hier kritisiert wird, aber es ist für mich völlig in Ordnung, wenn die Polizei hier Milde walten lässt. Sie haben Kerzen aufgestellt, das ist so ziemlich das Geringste, was man überhaupt tun kann. Diesen Leuten lagen ihre Kerzen, was immer das auch für ein merkwürdiges Symbol im Zusammenhang mit dem Thema Impfen sein soll, am Herzen, und deswegen ist es schön wenn sie gegen einen “Auspuster” geschützt werden.
Ich hätte jetzt noch das Wort “Verhältmismäßigkeit” angebracht, aber es hätte sich sicher ein kluger Kopf gefunden, der das Wort im Sinn dreht und die vielen Krankenhauspatienten damit in Bezug gebracht hätte. Deswegen lasse ich es lieber. Am Ende hat ja alles ein friedliches Ende gefunden, was aus meiner Sicht auch nicht ganz unwichtig ist.
An anderer Stelle im Netz liest man: zu gestern:
“Auch in Chemnitz und Zwickau liefen mehrere hundert Menschen im Protest gegen die Corona-Politik von Land und Bund durch die Stadt. Bis zu 300 Menschen seien zwischenzeitig auf den Straßen unterwegs gewesen, sagten die jeweiligen Polizeisprecher.”
DAS wäre eine ganz andere Hausnummer für einen größeren Artikel gewesen, inklusive Video und Aufregung. Und DAS wäre es aus meiner Sicht auch, was nen gepfefferten Polizeieinsatz rechtfertigen würde.
Ich ahne zu wissen, was Sie an der Kerzenaktion vom ideologischen Unterbau her stört, und ich denke ich sehe mich da eigentlich bei Ihnen, aber man kann nicht in jedem Detail die eigene Meinung durchsetzen. Auch wenn das in Leipzig gern geübte “Platznehmen” Sitte ist.
Hinweis der Moderation: Danke für den Hinweis zu einem Fehler in unserem Text. Wir haben dies natürlich geändert in „Fotos“.
Hinweise wie „Fehler im Original“ stellen keine Häme, sondern eine Kennzeichnung durch den Autor und die Redaktion nicht geänderter Fehler Dritter dar.
Einen harten Polizeieinsatz fordert der Text an keiner Stelle.