In Sachsen sollen alle Impfzentren bis mindestens Ende Juli 2021 in Betrieb bleiben. Das hat das Landeskabinett am Dienstag, dem 4. Mai, beschlossen. Ursprünglich sollten die Zentren bereits Ende Juni schließen – mit Ausnahme der Einrichtungen in Leipzig, Dresden und Chemnitz. Kritik an dieser Entscheidung kam unter anderem vom Roten Kreuz, das die Impfzentren betreibt. Die Parteien im sächsischen Landtag lobten die nun getroffene Entscheidung.

„Wir brauchen die Impfzentren als starke Säule neben den Hausärzten“, sagte die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Dienstag. „Wenn demnächst größere Impfstofflieferungen kommen, eventuell Kinder ab 12 Jahren impfberechtigt sind und die Impfpriorisierung aufgehoben wird, müssen wir viele Orte haben, an denen geimpft wird.“Politiker/-innen der Koalition stellten sich hinter diese Entscheidung. „Um auch zukünftig jedem, der sich impfen lassen will, zeitnah einen Termin anzubieten, begrüße ich die Entscheidung des Kabinetts“, sagte Alexander Dierks, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. „Darüber hinaus sollte im Juni der Impffortschritt in Sachsen bewertet werden. Jede Impfung ist ein Schritt Richtung Normalität und des Endes der Pandemie.“

Ăśbergang ohne LĂĽcke

Kathleen Kuhfuß, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, sagte: „Mit der jetzt gefundenen Lösung stellen wir sicher, dass die Zuständigkeit für das Impfen nach und nach an die Hausärztinnen und Hausärzte sowie die Betriebsärztinnen und Betriebsärzte übergeben werden kann – ohne dass eine Lücke im Impfangebot entsteht.“

Die SPD-Gesundheitspolitikerin Simone Lang betonte, dass die Impfzentren offen bleiben sollten, solange sie für eine erfolgreiche Impfkampagne notwendig sind. Zudem forderte sie den Freistaat dazu auf, sich auf die Impfungen von Jugendlichen vorzubereiten: „Optimal wäre, wenn sie bis zum Ende der Sommerferien geimpft werden könnten. Das wird eine große logistischer Kraftaufwand. Der ist aber notwendig, damit die Schulen nach den Sommerferien sichere Orte sind.“

So viele Anlaufstellen wie möglich

Lob für die Entscheidung kam auch aus der Opposition. Susanne Schaper, die gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion, forderte die Staatsregierung außerdem dazu auf, „so viele Impf-Anlaufstellen wie möglich zu schaffen, um den zu erwartenden Ansturm nach dem Ende der Priorisierung zu bewältigen“.

Erst vor einer Woche hatte das Landeskabinett eine andere Impfstrategie für den Freistaat beschlossen: die Zentren bereits Ende Juni zu schließen. Grundlage für die Entscheidung waren die zunehmende Impfstoffmenge und der Wunsch, Arztpraxen stärker einzubinden.

Rotes Kreuz hatte Impfstrategie kritisiert

Daraufhin meldete sich das Rote Kreuz zu Wort und bezeichnete die Schließungen als „verfrüht“. Zwar seien Impfzentren nur ein „zeitlich begrenztes Instrument zur Pandemiebekämpfung“, jedoch sollte die Impf-Infrastruktur nicht vor den Urlaubsmonaten heruntergefahren werden. „Gerade jetzt, wo den Menschen in Aussicht gestellt wird, dass sich bald jeder, der will, ohne bürokratische Hürden impfen lassen kann.“

Neuer Ärger droht nun seitens der Hausärzt/-innen. Der Verbandschef des „Deutschen Hausärzteverbands“ Ulrich Weigeldt kritisierte im MDR, dass in den Arztpraxen häufig nicht die bestellten Mengen an Impfstoff ankämen – sondern weniger. Zudem komme es vor, dass die Praxen mit dem falschen Impfstoff für die Zweitimpfung versorgt würden. Weigeldt bezeichnete die Arztpraxen als „Resterampe der Impfzentrum“.

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