Zwar fallen einem auf dem Satellitenfoto zuerst die großflächig geschädigten Wälder im Erzgebirge auf. In Nordsachsen sind es eher die dürregeschädigten Wälder um Eilenburg. Aber wenn man sich hineinzoomt in den Leipziger Auwald, sieht man, dass selbst hier mitten in gesunden Waldbeständen ganze Inseln mit erheblichen Dürreschäden aufgetaucht sind. Die Satellitenbilder aus dem April 2020 hat jetzt der Staatsbetrieb Sachsenforst veröffentlicht.
Stürme, Dürre und Borkenkäfer haben im sächsischen Wald seit Oktober 2017 rund 82.000 Hektar Wald geschädigt. Auf zusätzlichen 7.500 Hektar sind Freiflächen entstanden. Das hat eine Analyse von Satellitendaten durch das Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirtschaft von Sachsenforst ergeben. Damit sind 17 Prozent des gesamten Waldes in Sachsen von den Schäden betroffen. Das entspricht fast dreimal der Fläche der Landeshauptstadt Dresden.
„Die Satellitendaten zeigen drastisch die Größe der geschädigten Waldfläche in Sachsen. An den Daten kann man gut erkennen, welche immense Aufgabe Waldbesitzende und Forstleute bei der Schadensbeseitigung bereits bewältigt haben und weiterhin bewältigen müssen. Die Herausforderung durch diese lautlose Naturkatastrophe bleibt riesig“, kommentierte Forstminister Wolfram Günther die Projektergebnisse.
„Wir stehen vor der Generationenaufgabe, unsere Wälder an den Klimawandel anzupassen. Dafür brauchen wir stabile, arten- und strukturreiche, leistungsfähige Mischwälder. Die Daten, die uns die Europäische Raumfahrtagentur ESA zur Verfügung gestellt hat, dienen privaten und kommunalen Waldbesitzern sowie dem Staatsbetrieb Sachsenforst bei der Planung dieses Waldumbaus.“
Erhebliche regionale Unterschiede
Für die Erhebung der Schadflächen wurden Sentinel-Satellitendaten der Europäischen Raumfahrtagentur ausgewertet. Aus dem unterschiedlichen Reflexionsverhalten von gesunder und geschädigter Vegetation können Rückschlüsse auf das Schadausmaß und seine räumliche Verteilung gezogen werden.
„Mithilfe der Fernerkundung können wir die Ausmaße der Waldschäden hinreichend genau bestimmen“, betont Dr. Dirk-Roger Eisenhauer, Leiter des Kompetenzzentrums.
Die Analyse zeigt, dass vom Schadgeschehen der vergangenen drei Jahre besonders der Erzgebirgskreis sowie die Landkreise Bautzen, Nordsachsen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge betroffen sind.
Die Stadt Leipzig ist mit 32 Hektar geschädigter Waldfläche bislang sogar noch relativ glimpflich davongekommen. Aber wer genau hinschaut, findet die Dürreschäden als lila Flecken in der Burgaue genauso wie im Waldgebiet Nonne oder im südlichen Auwald. 11 Hektar entfallen dabei auf den von Sachsenforst bewirtschafteten Landeswald, 18 Hektar auf städtischen Waldbesitz. Der sowieso schon unter Wassermangel leidende Auwald zeigt seit 2020 deutliche Symptome von Dürrestress.
In anderen sächsischen Regionen ist die Lage freilich noch dramatischer.
„In diesen Regionen hat das Zusammenwirken von ungünstigen Wuchsbedingungen und Klimaextremen besonders hohe Schäden verursacht“, erläutert Eisenhauer. Die meisten Freiflächen sind hingegen in den Landkreisen Görlitz und Mittelsachsen entstanden. 45 Prozent der gesamten Waldschäden sind dem Staatswald zuzuordnen, 40 Prozent entfallen auf den Privatwald, 6 Prozent auf den Körperschaftswald.
Waldumbau macht sich positiv bemerkbar
Mit den gewonnenen Daten wird unter anderem die Wiederbewaldung der Freiflächen sowie die aktive Anpassung der Wälder an den fortschreitenden Klimawandel unterstützt, betont Sachsenforst. Allein rund 12.000 Hektar der Schadfläche bzw. 22.100 Einzelflächen entfallen auf die Größenkategorie von 0,3 bis 1,0 Hektar.
„Diese Flächen bieten Potenzial für die Entwicklung strukturreicher Mischwälder, wie wir sie in Zukunft noch stärker benötigen“, bekräftigt Eisenhauer. Den größten Flächenanteil mit rund 33.000 Hektar nehmen die rund 1.150 großen Schadflächen über 10 Hektar ein.
Der geringe Anteil der Freiflächen an der gesamten Schadfläche (rund 8 Prozent) verdeutliche aber auch die Erfolge des intensiven Waldumbaus im Freistaat in den vergangenen drei Jahrzehnten.
„Auf vielen geschädigten Flächen konnten wir unter den abgestorbenen Altbäumen bereits zahlreiche junge Bäume vorfinden.“ Diese neue Generation Wald wurde in den vergangenen 30 Jahren im Schutz der intakten Wälder von den Waldbesitzern verjüngt. „Jetzt zahlt sich das weitsichtige Handeln aus“, sagt Eisenhauer. „Ohne diese neue Generation wäre der Anteil an Freiflächen, die erhebliche Probleme mit sich bringen, deutlich höher.“
Auch 2021 werden neue Waldschäden erwartet
Ein Ende des Schadgeschehens ist derzeit noch nicht absehbar, so Sachsenforst. Im vergangenen Jahr sind die Waldschäden im Vergleich zu den Vorjahren zwar zurückgegangen, sie befinden sich aber weiter auf einem historisch hohen Niveau.
„Auch in diesem Frühjahr werden wieder Borkenkäfer in großer Anzahl ausschwärmen und neue Bäume befallen“, prognostiziert Eisenhauer.
In welchem Umfang?
„Das hängt ganz wesentlich von den Gegenmaßnahmen und der weiteren Witterungsentwicklung ab“, betont Eisenhauer. „Ohne aktives Einschreiten und bei einem trockenen, warmen Sommer oder einem stürmischen Frühjahr werden die Schäden wieder steigen.“
Die Ergebnisse stehen Waldbesitzern und allen Interessierten im Sachsenportal zur Verfügung.
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Durch Intensivforstwirtschaft, wie sie von Sachsenforst u.a. im Leipziger Auwald, aber auch z.B. im Eichholz bei Zwenkau betrieben wird, wird die Resilienz der Wälder systematisch zerstört.
Die Kronendächer müssen so weit wie möglich geschlossen bleiben, der Wald in Ruhe gelassen werden.
Professor Ibisch beschäftigt sich mit dieser Thematik seit Jahren:
https://www.bundestag.de/resource/blob/808970/a70eece0fdcdcc5b837e0a0bcec48c01/Prof-Dr-Pierre-Ibisch-data.pdf