Die Impfungen gegen COVID-19 sollen nach Plänen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kurz nach Weihnachten beginnen. Die Impfreihenfolge wird durch eine Rechtsverordnung geregelt, die am Freitag, 18. Dezember 2020, in Kraft treten soll.
Bei einem virtuellen Besuch der Mainzer Firma Biontech zeigte sich Angela Merkel (CDU) am Donnerstag voller Dankbarkeit. „Wir freuen uns schon auf den Tag, an dem das Impfen begonnen werden kann – wenn die Zulassung erteilt wird“, sagte die Bundeskanzlerin. „Wir sind mächtig stolz – auch als Bundesregierung – dass bei uns im Lande solche Forscher tätig sind“, lobte Merkel die Arbeit der Biontech-Gründer.
Die Krebsforscher Uğur Şahin und Özlem Türeci hatten in jahrelanger Forschung die mRNA-Technologie entwickelt, auf die der neuartige Impfstoff basiert. „Wir sind zuversichtlich, dass wir schon im nächsten Winter wieder ein normales Leben haben werden“, sagte Şahin. Er selbst und seine Mitarbeiter werden auch über die Weihnachtsfeiertage arbeiten, um die Auslieferung des Impfstoffs sicherzustellen.
Am 21. Dezember tagt der Zulassungsausschuss der EMA. Danach plant die EU-Kommission, die Zulassung zu erteilen. Im Anschluss folgt die Freigabe der Impfstoff-Chargen durch das Paul-Ehrlich-Institut. Sodann kann der Mainzer Hersteller Biontech den Impfstoff an die 27 Anlieferungszentren der Länder ausliefern. Danach liegt es in der Hand der Länder, den Impfstoff an die regionalen Impfzentren zu verteilen und mit der Impfung zu beginnen. „Unser Ziel ist es, zuerst die zu schützen, die über 80 Jahre alt sind oder in Alten- und Pflegeheimen leben und arbeiten“, berichtete Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Die Reihenfolge der Impfungen wird in einer Rechtsverordnung festgelegt, die Spahn am Freitag unterzeichnen wird.
Sie fußt auf der Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut. Eine generelle Impfpflicht ist weiterhin nicht geplant. Die Bundesregierung setzt auf Freiwilligkeit. Die Impfung wird für alle Bürger komplett kostenlos sein. Die Berechtigten werden informiert werden. Angedacht ist eine telefonische Terminvergabe. Sie wird auf dem bestehenden System der Terminvergabe durch die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigung beruhen.
Dieses Modul wird voraussichtlich von allen Ländern genutzt werden. Auf seiner Internetseite stellt das Ministerium klar, dass Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen auch für geimpfte Personen weiterhin gelten werden.
„An der Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs sind keine Abstriche gemacht worden“, betonte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek. „Im Gegenteil: Der Impfstoff ist an 44.000 Menschen geprüft worden.“ Die eine Hälfte dieser Personen erhielt das Vakzin, die andere ein Placebo. In einer gewöhnlichen Phase-III-Studie würden laut Karliczek lediglich 5.000 bis 10.000 Probanten teilnehmen.
„Durch diese große Prüfgruppe liegen viel mehr Daten über die Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffes vor als das üblich ist“, so die Ministerin. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass die Bundesregierung die Impfbereitschaft der Bevölkerung auf rund 68 Prozent schätzt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte ein entsprechendes Dossier auf dem Weg zur Kabinettsitzung versehentlich offen getragen, sodass es von aufmerksamen Fotografen abgelichtet werden konnte.
Insgesamt hat sich die Bundesregierung durch Abkommen zwischen den Pharmaunternehmen und der Europäischen Union und bilateralen Vereinbarungen mit den deutschen Impfstoffproduzenten 300 Millionen Impfdosen gesichert. Der Biontech-Impfstoff muss zwei Mal verabreicht werden, um seine volle Wirksamkeit zu entfalten.
„Innerhalb von Deutschland werden die Impfdosen nach Bevölkerungsanteil an die Bundesländer verteilt“, teilte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage mit. Laut Spahn können nach der Zulassung „um die 400.000 Dosen ausgeliefert werden“. Zunächst wird deshalb nur ein sehr geringer Anteil der Bevölkerung versorgt werden können.
Wie die Produktion und Verteilung des Impfstoffs in Deutschland vonstatten gehen wird, wollte Spahns Sprecherin aus Sicherheitsgründen nicht beantworten.
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