Am 20. März berichteten wir darüber, dass die Weiße Elster zur Flusslandschaft des Jahres ausgerufen wird. Am Samstag, 21, März, erfolgte dann ganz offiziell die Ausrufung durch die NaturFreunde Deutschlands und den Deutschen Angelfischerverband. Und am 22. März begrüßte Sachsens Umweltminister Wolfram Günther die Entscheidung der beiden Verbände ganz offiziell. Denn sie passt in sein Arbeitsprogramm.

„Die Weiße Elster prägt die Landschaft in Westsachsen. Dabei ist der Fluss ein Abbild vieler mitteleuropäischer Flusslandschaften: in Teilen relativ naturnah und sauber, in anderen Teilen verbaut, begradigt und belastet. Gerade das aber ist uns Ansporn, die Weiße Elster und andere Flüsse in Sachsen stärker ökologisch und als natürlichen Retentionsraum zu entwickeln“, sagte Wolfram Günther am Sonntag.

Günther betonte zudem, die Staatsregierung werde mit dem Auenprogramm in diesem Jahr nach Möglichkeit bis zu sieben Millionen Euro bereitstellen, um die sächsischen Auenlandschaften zu entwickeln.

„Das sind Mittel aus unserem Sofortprogramm Start 2020, welches wir Anfang des Jahres beschlossen haben. Und es ist ein wichtiges Anliegen aus dem Koalitionsvertrag“, so Günther.

Im Koalitionsvertrag hieß es dafür noch recht unkonkret: „Die Renaturierung von Fließgewässern im Rahmen des Hochwasserschutzprogrammes, der nachhaltigen Hochwasserschadensbeseitigung an Gewässern, des Auenprogramms und der Bergbausanierungspläne wollen wir konsequent fortsetzen.“

Erst auf der Klausurtagung im Januar in Oberwiesenthal wurde das dann auch mit Geldern untersetzt.

Im danach veröffentlichten Sofortprogramm „Start 2010“ hieß es dazu: „Die neue Staatsregierung beschloss auf der auswärtigen Kabinettssitzung am 25. Januar 2020 in Oberwiesenthal das Regierungsprogramm ‚Start 2020‘. Zusätzlich zu den noch in der vergangenen Legislaturperiode auf den Weg gebrachten Vorhaben umfasst das Programm rund 170 Projekte, die bereits im Jahr 2020 umgesetzt werden. Dafür stehen in diesem Jahr 220 Millionen Euro bereit.“

Und weiter: „Die Rückgewinnung von Auenflächen wird unterstützt.“

Dass davon auch ein nennenswerter Betrag in das von Wolfram Günther forcierte Auenprogramm fließt, machte dann seine Wortmeldung am Sonntag deutlich.

Neben anderen Maßnahmen im Freistaat sei im Rahmen des Sofortprogramms vorgesehen, die Renaturierung von Teilen der Weiße-Elster-Aue von Pegau bis Schkeuditz voranzubringen und dabei auch ökologische Retentionsflächen, also Flächen für den Wasserrückhalt, zu gewinnen.

Das klingt schon nach einem großen Programm. Dabei greift Günther hier vor allem auf Projekte zurück, die alle schon in der 2005 vom Freistaat beschlossenen Prioritätenliste für den Hochwasserschutz standen.

Die Liste war gegenüber den Plänen, mehr natürlichen Hochwasserschutz zu schaffen, die noch 2003, kurz nach der „Jahrhundertflut“ von 2002, diskutiert worden waren, sowieso schon deutlich kürzer ausgefallen und beinhaltete viele teure und aufwendige Neubauten von technischen Anlagen. Auch die teuren Pläne zu Alter Elster und Luppeüberlauf in Leipzig haben es in die Prioritätenliste geschafft.

Projekte zur Wiedervernässung der Auen kann man da mit der Lupe suchen.

Und selbst die wurden im Leipziger Auensystem nicht umgesetzt, wie Wolfram Günther noch 2018 als umweltpolitischer Sprecher und Fraktionsvorsitzender der Grünen-Fraktion feststellte: „Besonders negativ fällt auf, dass insbesondere die zum Ausgleich eingestellten Auwald-Wiedervernässungsprojekte am Möckernschen Winkel und die Dynamische Aue im Ratsholz immer noch nicht umgesetzt wurden. Damit fehlen vor allem die beiden Projekte, die für die Wiedervernässung der Auen wichtig sind.“

Ob die Deichentfernung im Möckernschen Winkel (zwischen Nahle und Neuer Luppe) tatsächlich mehr Wasser in dieses Waldstück bringt, ist eher fraglich, zu tief haben sich die beiden Flüsse in den Untergrund eingeschnitten. Aber zumindest würde die Entfernung der Deiche hier keinen Schaden anrichten.

In der jüngsten Antwort des Umweltministeriums an den Landtagsabgeordneten Mirko Schultze bestätigte es, dass die Pläne zum Möckernschen Winkel tatsächlich schon gediehen sind, auch wenn die sächsischen Landesbehörden hier unübersehbar im Schneckentempo unterwegs sind.

Dort kommt auch das Vorhaben „Weiße Elster, UL (Unterlauf, d.Red.), Deichrückbau Möckernscher Winkel“ vor mit dem Hinweis: „derzeit in Prüfung bei der Landesdirektion Sachsen“.

Aber von weiteren Retensionsflächen ist da noch keine Rede. Auch nicht die Weiße Elster bei Pegau betreffend.

Dort geht es eher um Deichertüchtigung mit der „Errichtung eines Wehres am Kreuzungspunkt Weiße Elster – Bundesstraße B 2 zur Durchflussregulierung“, der „Verbesserung Hochwasserschutz in Elstertrebnitz“ und der „Ertüchtigung Bahndamm als HWS Deich“ (Hochwasserschutz-Deich, d. Red.).

Ein kleines Projekt zur Flussverbesserung hat die Landestalsperrenverwaltung ja schon 2019 umgesetzt.

„Die Landestalsperrenverwaltung Sachsen hat heute (Montag, 02.12.2019) in Pegau (Lkr. Leipzig) mit dem Abriss einer Wehrschwelle begonnen“, meldete die LTV im Dezember. „Sie befindet sich im Bereich der Brücke Leipziger Straße und wurde im Hochwasser 2013 schwer beschädigt. Bereits im Frühjahr dieses Jahres wurde dazu eine Rampe errichtet, um das Gewässerbett zu erreichen. Diese wird nach den Arbeiten wieder zurückgebaut. Die Maßnahme soll im ersten Quartal 2020 beendet sein und kostet rund 70.000 Euro, finanziert aus Mitteln des Bundes und des Freistaates Sachsen.

Bei diesem Projekt wird neben der Schadensbeseitigung die Gewässerstruktur der Weißen Elster in diesem Bereich aufgewertet. Dabei wird die ökologische Durchgängigkeit des Gewässers wiederhergestellt, wie von der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie gefordert. Außerdem soll der Wassertourismus verbessert werden, indem der Fluss für Sportboote passierbar wird.

Die Umsetzung der Maßnahme erfolgt in enger Abstimmung mit der zuständigen Fischereibehörde, dem Landkreis sowie der Stadt Pegau.“

Coronavirus: Die Allgemeinverfügung des Freistaates Sachsen (22. März 2020) + Update

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