Zu Recht erinnert Leserin „Monika“ in ihrem Kommentar zum Artikel „Wie kam sächsische Polizeimunition in die rechte ,Prepper‘-Szene?“ daran, dass da ja in Leipzig bis heute auch noch eine Maschinenpistole aus Polizeibeständen fehlt. Sogar schon seit 2016. Auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Valentin Lippmann musste der damalige Innenminister Markus Ulbig zugeben: Die Maschinenpistole ist weg.
„Es gibt weiterhin keinen Anhaltspunkt für den Verbleib der Dienstwaffe. Aufgrund der umfangreichen Suchmaßnahmen muss gegenwärtig davon ausgegangen werden, dass diese durch eine unberechtigte Person aufgefunden und einbehalten wurde“, teilte er mit. Nur die dazugehörenden Magazine mit 60 Schuss Munition wurden von einem ordnungsliebenden Bürger bei der Polizei abgegeben, nachdem er sie am Straßenrand gefunden hatte.
Der ganze Vorgang ist in der Antwort des Ministers an Valentin Lippmann nachzulesen.
Lippmann hatte damals auch noch weiter gefragt, was sonst so noch aus den Waffen- und Munitionsbeständen der Polizei abhanden kam. Immerhin vermerkt das die Polizei – oft bis zur einzelnen Patrone. Immerhin hat die sächsische Polizei einige tausend Schusswaffen zur Verfügung – darunter Pistolen und Maschinenpistolen diverser Bauart, Flinten, Gewehre und Revolver. Sogar alte Makarows sind noch im Bestand, wie jüngst erst eine Landtagsanfrage von Juliane Nagel (Die Linke) ergab.
Und dabei hat Innenminister Roland Wöller (CDU) nur die Waffen der normalen Polizeikräfte aufgeführt. „Von einer Beantwortung der Frage, welche anderen Pistolen- und Revolvermodelle bzw. Modelle automatischer Handfeuerwaffen und Gewehre den Spezialeinheiten und -kräften zur Verfügung stehen, wird abgesehen. Einer Beantwortung stehen überwiegende Belange des Geheimschutzes sowie der Schutz der Rechte Dritter im Sinne des Artikel 51 Abs. 2 der Verfassung des Freistaates Sachsen entgegen.“
Und da ja zu jedem Waffen- und Herstellertyp die passende Munition vorrätig sein muss, wird deutlich, was für eine Menge die Waffenmeister da akribisch zu verwalten haben. Und dass es zumindest ein paar günstige Gelegenheiten gegeben haben muss, dass auch sächsische Trainingsmunition abhandenkam und dann bei einem ehemaligen SEK-Beamten aus der Prepper-Szene landete.
Wöller in der Antwort auf die jüngste Anfrage von Juliane Nagel zu „Gestohlenen und abhandengekommenen Waffen in Sachsen 2020“: „Ab der Auslieferung von 507.250 Patronen, 9 mm x 19, Trainingspatrone, an die Polizeidirektionen, beginnend ab dem 2. Juni 2018, kamen davon 120 Patronen abhanden, die letztendlich bei dem mittlerweile Verurteilen, Marko G., sichergestellt wurden.“
2018 kamen dann noch ein paar kleinere Posten abhanden, so Wöller: „Im Jahr 2018 sind zwei Patronen 9 mm x 19 Action 4 in der PD Leipzig, eine Leuchtpatrone 40 mm des Präsidiums der Bereitschaftspolizei sowie 30 Patronen 9 mm x 19 Action 4 in der PD Görlitz in Verlust geraten.“
Ansonsten verweist er auf diverse Anfragen anderer Landtagsabgeordneter aus den letzten Jahren. Auch auf die Anfrage von Valentin Lippmann, in der dann auch die beiden 2015 bei einem Einbruch gestohlenen Pistolen auftauchen.
2019 scheinen die sächsischen Polizisten dann wieder besser auf ihre Ausrüstung aufgepasst zu haben. Roland Wöller: „Darüber hinaus sind für die Zeiträume 1. Januar bis 31. Dezember 2019 sowie 1. Januar bis 10. Januar 2020 keine weiteren Verluste bekannt geworden.“
Nur wurde halt auch noch nichts über den Verbleib der Maschinenpistole bekannt.
Einsatz in Grünau: Polizei verliert Maschinenpistole
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