Das anonyme Bekenntnisschreiben auf der für alle nutzbaren Plattform „indymedia“ endet mit der Hoffnung, die Grimmaer mögen den Fäkalienhaufen für Björn Höcke liegen lassen. Man habe am „frühen Morgen des 9. August haben wir das Rathaus in Grimma beschmutzt und beschmiert. Nun schmückt dessen Eingangsbereich ein Graffiti sowie ein fetter Haufen Kacke, der symbolisch für die Scheisze steht, die in Grimma gerade abgeht.“ Auf Nachfrage in der Grimmaer Stadtverwaltung handelte es sich wohl um tierische Fäkalien und die Polizei sei eingeschaltet. Gegen 9:30 Uhr sei nicht mehr viel erkennbar gewesen vom morgendlichen Protest gegen den heutigen Auftritt Björn Höckes in der sächsischen Kleinstadt.
Wir waren mehr als auf Seiten der AfD, so Jürgen Kasek am Bahnhof Grimma. Letzte Worte für heute und erste Infos für den 21. August von Irena Rudolph-Kokot (Leipzig nimmt Platz), wenn André Poggenburg es wohl ein allerletztes Mal vor der Landtagswahl in Leipzig versuchen wird.
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Auf dem Heimweg vom „Fest der Demokratie“ in Grimma. Mit „Nazis raus“ zum Bahnhof.
Impressionen von den 400-500 Anwesenden im Gegenprotest in Grimma
Starker Empfang durch die Grimmaer für die Leipziger
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Der Zug startet
Redebeiträge von Jürgen Kasek und …
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Tobias „Pudding“ aus Grimma am Bahnhof.
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17:40 Uhr: Ankunft in Grimma
Im Vorfeld des Wahlkampftermins hatte der parteilose Grimmaer Oberbürgermeister Matthias Berger ein Schreiben zu den zu erwartenden Verkehrseinschränkungen verfasst, das sich an Geschäftstreibende und Anwohner der Stadt richtet. Ein eigentlich normales Vorgehen, wenn man Absperrungen vornehmen will. Doch die Formulierung, dass man durch das Pkw-Entfernen Beschädigungen „von vornherein auszuschließen“ gedenke, kam in Leipzig, von wo aus heute „Leipzig nimmt Platz“ nach Grimma zum Gegenprotest starten will, ganz anders an. Als meinte man in Grimma, es würden Autos beschädigt, zerstört oder entzündet werden, interpretierte man hier die etwas unglückliche Formulierung im bürgermeisterlichen Rundschreiben. Gewalt vom Gegenprotest erwarte man eher keine, so Berger heute gegenüber L-IZ.de, es würde sicher alles friedlich verlaufen.
Auch den Vorgang mit der Anmietung des – im Gegensatz zu Leipzig – nicht als Arbeitsort der Stadtverwaltung genutzten Rathauses sieht Matthias Berger etwas anders, als im Bekennerschreiben formuliert. Mieter des Saales sei schon vor Wochen der AfD-Kreisverband gewesen und „von Herrn Höcke war da keine Rede zum Zeitpunkt der Anmietung“, so Berger. Die Fäkalien-Aktion samt Graffitis von heute Morgen selbst sieht er eher positiv für die AfD, die bekanntlich gern in der Opferpose daherkommt. „Ich betrachte das als Anschlag auf unser Zusammenleben, der eher der AfD nützen dürfte“, so der OB.
Ob die Anmietung selbst zu verhindern gewesen wäre, ist offen. Die juristische Grauzone, welche die derzeitige Verfassungsschutz-Einordnung des sogenannten „Flügels“ in der AfD, dessen Spitze Höcke darstellt, als „Prüffall“ geschaffen hat, hätte wohl für eine Saal-Verweigerung der Kommune gegenüber der AfD nicht gereicht. Bei einer NPD, die vom Verfassungsgericht als extremistisch eingestuft wurde, wäre die Sachlage klarer gewesen, ist aus der Verwaltung heute zu erfahren.
Andererseits scheint man sich in Grimma auch nicht sonderlich um den Termin gesorgt zu haben, die Haltung, die AfD sei eine demokratische Partei scheint zu überwiegen.
Das Vorgeplänkel für Höckes Auftritt heute dürfte damit mehr oder minder glücklos absolviert sein, 16:45 Uhr startet eine Gruppe von „Leipzig nimmt Platz“ vom Leipziger Hauptbahnhof in die 28.000-Einwohner-Stadt. Dort wollen dann ab 19 Uhr der sächsische AfD-Direktkandidat Jörg Dornau, der AfD-Bundestagsabgeordnete Jens Maier und der thüringische Landesvorsitzende Björn Höcke ihre Auftritte im Rathaussaal absolvieren.
Die L-IZ.de wird vor Ort sein und hier weiter live über die Proteste berichten.
Protest gegen Höcke: Oberbürgermeister von Grimma warnt wegen „Leipzig nimmt Platz“-Demonstration vor beschädigten Autos
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