Das Problem ist nicht neu. Immer wieder kommt es zu Bränden in sächsischen Recyclinganlagen, wo all das landet, was die Sachsen so fleißig in Tonnen sammeln und sortieren. Am 3. August brannte es nun auf dem Gelände des Recyclingunternehmens Pyral AG in Mittweida. Dabei hatte das Landratsamt 2014 den Betrieb in Mittweida schon wegen Mängeln teilweise untersagt. Nicht der einzige Fall in diesem Jahr, wie Volkmar Zschocke erfuhr.

Der Großbrand bei Pyral in Mittweida am letzten Wochenende ist kein Einzelfall, stellt der abfallpolitische Sprecher der Grünenfraktion im Landtag fest. Seit Jahren brennt es durchschnittlich ein bis zweimal pro Monat in Recyclinganlagen in Sachsen. Dieser Trend setzte sich auch in den vergangenen 12 Monaten fort. 25 mal brannte es in diesem Zeitraum in sächsischen Abfall- und Recyclinganlagen. Das ergibt sich aus der aktuellen Antwort von Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Volkmar Zschocke.

„Den Betreibern, Behörden und der Staatsregierung ist es auch im letzten Jahr nicht gelungen, die gefährlichen Abfallbrände substanziell einzudämmen“, bedauert Volkmar Zschocke. „Die Leidtragenden sind Anwohnerinnen und Anwohner, Landwirte oder Imker. Denn Abfallbrände setzen einen regelrechten Cocktail schädlicher Stoffe frei. Wir Grünen wollen und werden uns nicht daran gewöhnen.“

Ein Teil der abgelagerten Stoffe sind naturgemäß leicht brennbare Plastikteile, all die täglichen Verpackungsreste, die bei unserem Konsumverhalten anfallen. Gerade bei hohen Außentemperaturen kommt es dann leicht zu Bränden. Aber selbst gemischte Siedlungsabfälle geraten immer wieder in Brand, weil sich Dinge darin befinden, die nicht hineingehören.

„Ein hoher Anteil bei den Brandursachen ist die Selbstentzündung“, stellt Zschocke fest. Und er kritisiert: „Dies weist auf unsachgemäße Lagerung, Fehlwürfe wie etwa Batterien sowie ungeeignete Eigen- oder Behördenüberwachung hin. Jeder Abfallbrand ist einer zu viel. Eine Lehre aus den wiederholten Bränden muss sein, dass Auflagen hinsichtlich der Lagerung, der Überwachungstechnik und automatischer Feuerlöschanlagen gemacht und konsequent überprüft werden. Diese Auflagen müssen in die Genehmigung für derartige Anlagen aufgenommen werden. Dass dies möglich ist, zeigen eine Reihe von Anlagen, in der solche Schutzeinrichtungen bereits installiert sind. Notwendig sind zudem funktionierende Stoffströme und Recyclingketten, um das Anstauen großer Mengen unter freiem Himmel oder in Hallen zu vermeiden.“

Für Zschocke besteht das Problem darin, dass viele Anlagen noch nicht wirklich professionell arbeiten. Die Anlagenbetreiber geben meist an, dass aus ihrer Sicht kein Sachschaden entstanden ist. Auch über die Schäden an Hallen und Maschinen konnte der befragte Minister keine Angaben machen.

In einer Zeit, in der eigentlich daran gearbeitet werden muss, dass alle Wertstoffe, die gesammelt wurden, auch wieder einer Verwertung zugeführt werden, sei so ein lückenhaftes System eigentlich nicht mehr zumutbar, findet Zschocke: „Es braucht eine bundesweite Ermittlung von Brandursachen in Abfallbehandlungs- und Recyclinganlagen, die in Zusammenarbeit mit der Versicherungswirtschaft, Forschungseinrichtungen und Brandermittlern ausgewertet sowie fachlich und juristisch aufgearbeitet wird.“

33 Brände in Mülldeponien und Recyclinganlagen Sachsens von März 2014 bis Anfang September 2015

33 Brände in Mülldeponien und Recyclinganlagen Sachsens von März 2014 bis Anfang September 2015

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