Der sรคchsische Landtag hat am Mittwoch, den 3. Juli, einen Antrag der AfD-Fraktion fรผr einen Gedenk- und Trauertag am 13. Februar abgelehnt. An diesem Tag jรคhren sich die Luftangriffe der Alliierten auf Dresden im Zweiten Weltkrieg. Vertreter mehrerer Parteien warfen der AfD Revisionismus vor. Zudem gebe es mit dem Volkstrauertag bereits einen geeigneten Gedenktag.
Die Luftangriffe der Alliierten auf Dresden im Februar 1945 nutzen Neonazis und andere Rechtsradikale bis heute fรผr revisionistische Aussagen, etwa รผber falsche Opferzahlen. Besonders in der Landeshauptstadt ist das jรคhrliche Gedenken umstritten. Noch vor etwa zehn Jahren kamen in jedem Jahr mehrere tausend Neonazis nach Dresden und sorgten fรผr die grรถรten Aufmรคrsche dieser Art in Europa.
Es ist also ein heikles Thema, mit dem sich der sรคchsische Landtag am Mittwoch, den 3. Juli, auf Antrag der AfD-Fraktion beschรคftigen musste. Diese wollte den 13. Februar per Gesetz zu einem offiziellen Trauertag erklรคren, an dem โaller Opfer von Bombenkriegen und Massenvernichtungswaffenโ gedacht werden soll.
Andrรฉ Wendt, rechtspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion, bezeichnete das Vorhaben in der Debatte als โBotschaft fรผr den Friedenโ. Zugleich kritisierte er angebliche Verharmlosungen durch Gegner des Gedenkens: โWer Gedenkveranstaltungen stรถrt und wรคhrend einer Schweigeminute Tieffliegerangriffe simuliert, stellt sich mit den Kriegsverbrechern auf die gleiche Stufe.โ Wendt verteidigte Dresden zudem gegen den Vorwurf, โkeine unschuldige Stadtโ gewesen zu sein.
Volkstrauer- und Weltfriedenstag ausreichend
Andrea Dombois (CDU), Vizeprรคsidentin des Landtags, argumentierte, dass sowohl die Frauenkirche beziehungsweise deren Wiederaufbau durch Spenden aus aller Welt als auch der Volkstrauertag im November an die Kriegstoten erinnerten. Dass die AfD in ihrem Antrag Dresden mit Hiroshima und Nagasaki vergleiche, sei Relativierung. Die Atombombenabwรผrfe auf die japanischen Stรคdte im August 1945 tรถteten insgesamt mehrere hunderttausend Menschen.
Die Sprecherin fรผr antifaschistische Politik der Linksfraktion, Kerstin Kรถditz, bedankte sich bei Dombois fรผr die Rede und betonte, dass es bereits den Weltfriedenstag am 1. September gebe, der fรผr dieses Gedenken geeignet sei. โEinen Teil herauszuheben, verharmlost alles andereโ, so Kรถditz. Zudem lehne die Linksfraktion den Antrag nicht nur aus inhaltlichen, sondern auch โaus formal-rechtlichen Grรผndenโ ab.
Wie die Nazis
Deutliche Worte fanden anschlieรend die innenpolitischen Sprecher von SPD und Grรผnen. Der Sozialdemokrat Albrecht Pallas schilderte seinen โEindruck, dass es vor allem um das Gedenken an deutsche Opfer gehtโ. Der Antrag der AfD bediene den โMythos Dresdenโ als unschuldige Stadt und stehe โvoll in Tradition der NPDโ.
Grรผnen-Politiker Valentin Lippmann zog eine รคhnliche Verbindung wie Pallas: Die AfD wรผrde gedanklich der Propaganda der Nazis folgen und einen Mythos bedienen, der zu den jahrelangen Aufmรคrschen beigetragen habe. โDresden hat eine zunehmend vielfรคltige Gedenk- und Erinnerungskultur entwickeltโ, sagte Lippmann. Ein Gedenktag, der โMythen fรถrdert und die Gesellschaft spaltetโ, sei รผberflรผssig.
Der AfD-Abgeordnete Wendt zeigte sich anschlieรend empรถrt รผber die โunverschรคmten รuรerungenโ von Pallas und Lippmann. โSie stellen uns auf eine Stufe mit Goebbels und den Nationalsozialisten. Ich bin schockiert.โ
Zum Ende der Debatte redete der sรคchsische Innenminister Roland Wรถller (CDU). Er verwies ebenfalls auf den Volkstrauertag und kritisierte, dass der AfD-Antrag den 13. Februar aus dem historischen Kontext reiรe. โDas รถffnet Tรผr und Tor fรผr eine Instrumentalisierung des Gedenkens.โ
AfD scheitert im sรคchsischen Landtag mit Antifa-Verbotsantrag
AfD scheitert im sรคchsischen Landtag mit Antifa-Verbotsantrag
Empfohlen auf LZ
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
Keine Kommentare bisher
โZugleich kritisierte er angebliche Verharmlosungen durch Gegner des Gedenkens: โWer Gedenkveranstaltungen stรถrt und wรคhrend einer Schweigeminute Tieffliegerangriffe simuliert, stellt sich mit den Kriegsverbrechern auf die gleiche Stufe.โ
Ah, so in etwa wie die fรผnf AfDler, die den Saal verlassen haben, als eine Schweigeminute fรผr den ermordeten Lรผbcke abgehalten wurde? Oder der andere AfDler, der bei einer solchen Schweigeminute als einziger sitzenblieb? Und die sich damit alle auf die Seite des/der Mรถrder gestellt haben?
Schรถn dass es mal einer aus den eigenen Reihen erwรคhnt.^^