Der sรคchsische SPD-Landesvorsitzende Martin Dulig hat auf dem Parteitag in Neukieritzsch am Samstag, den 22. Juni, seine Vorstellungen fรผr den Wahlkampf in den kommenden Wochen prรคsentiert. Es gehe darum, keinen Lagerwahlkampf zu fรผhren und zumindest wieder das Ergebnis von 2014 zu erreichen. In vielen Reden spielten die Angst vor einem AfD-Erfolg und der Zustand der SPD eine groรe Rolle.
Die sรคchsische SPD hat am Samstag, den 22. Juni, nicht nur ihr Wahlprogramm fรผr die Landtagswahl beschlossen. Zuvor hielt der Landesvorsitzende und Spitzenkandidat Martin Dulig eine etwa 45-minรผtige Rede.
Dulig zeigte sich โfassungslosโ รผber den Zustand der SPD โ sowohl รผber den Umgang innerhalb der Partei als auch darรผber, dass sie in der Groรen Koalition โausgelaugtโ sei. Ein groรer Teil der gesellschaftlichen Diskurse wรผrde ohne die SPD stattfinden.
Lobend stellte er jedoch heraus, was sein Landesverband geleistet habe. Sowohl die โKรผchentischโ-Tour als auch die Gesprรคche der sรคchsischen Integrationsministerin Petra Kรถpping hรคtten einen regen Austausch mit der Bevรถlkerung bewirkt. Zudem gebe es in keinem anderen Bundesland so viel Beteiligung innerhalb der Partei wie in Sachsen.
Dulig thematisierte auch den Mord an dem Kasseler Regierungsprรคsidenten Walter Lรผbcke: โDer Rechtsterrorismus tritt in eine neue Phase ein.โ 500 Neonazis seien im Untergrund, wรคhrend der sรคchsische Ministerprรคsident Michael Kretschmer die Forderung von Gauck nach mehr Toleranz fรผr rechte Positionen verteidigte. Dulig zeigte sich stolz รผber die โklare Haltungโ vieler SPD-Oberbรผrgermeister in Sachsen.
Ziel fรผr die kommende Landtagswahl sei es, das Ergebnis von 2014 zu halten oder zu verbessern. Das kรถnne man erreichen, indem man Nichtwรคhler mobilisiere โ nicht dadurch, AfD-Wรคhlern hinterherzulaufen. Dabei stellte Dulig auch eine klare Bedingung fรผr eine Koalition: โEntweder das Schulgesetz wird geรคndert oder wir stimmen einem Koalitionsvertrag nicht zu.โ
Dulig sagte zwar, dass โprogressive Politikโ mit Linken und Grรผnen besser umzusetzen sei, mรถchte jedoch keinen Lagerwahlkampf fรผhren. Niemand habe ihm bislang รผberzeugend darlegen kรถnnen, wie das zu mehr Stimmen fรผr die SPD fรผhren wรผrde.
In der anschlieรenden Diskussion meldete sich die momentane Staatsministerin fรผr Gleichstellung Petra Kรถpping zuerst zu Wort โ als fast einzige weibliche Stimmte unter รผberwiegend mรคnnlichen Rednern. Dabei waren genรผgend Frauen im Raum. 50 der 117 Delegierten waren weiblich.
Kรถpping forderte dazu auf, Haltung gegen Rechts zu zeigen, aber auch die Spaltung zwischen jung und alt sowie Stadt und Land zu รผberwinden. Wichtige Themen seien dabei die Grundrente und der Strukturwandel.
Auch Sophie Koch von den Jusos sah einen โGenerationenkonfliktโ, wehrte sich jedoch gegen Kritik, dass die Jusos aktiver um Wรคhler werben mรผssten. Sie selbst wรคre lieber beim Protest gegen das Neonazifestival in Ostritz oder bei der Klimakonferenz in Leipzig gewesen โ aber der Landesparteitag der SPD sei zu wichtig.
Wie ein roter Faden zog sich die Angst vor einem Erfolg der AfD durch die Redebeitrรคge โ obwohl Dulig immer wieder erklรคrt hatte, gegen genau diese Angst Wahlkampf fรผhren zu wollen. Viele Delegierte befรผrchten einen starken Wegzug aus Sachsen im Falle eines AfD-Wahlerfolgs. Doch der 22-jรคhrige Carlo Hohnstedter sagte, dass er in Borna bleibe. โWeil ich es schรถn finde. Wenn wir wegziehen, bleiben die blauen Dรถrfer รผbrig.โ
Die Leipziger Bundestagsabgeordnete Daniela Kolbe kritisierte ihre eigene Partei und bezog sich auf den Abschied der ehemaligen Vorsitzenden Andrea Nahles. Die Partei mรผsse daraus lernen, โwie wir nicht miteinander umgehenโ. In Sachsen sei das Klima anders. Fรผr diese Behauptung erhielt Kolbe jedoch nur verhaltenen Applaus.
Leipzigs SPD-Chef Holger Mann beklagte, dass es im Europawahlkampf keine โAngebote fรผr junge Leuteโ gegeben habe. Im Kommunalwahlkampf habe man mit dem 365-Euro-Ticket und Radschnellwegen passende Themen gesetzt. Zudem habe man nicht nur fรผr soziales, sondern auch fรผr รถkologisch nachhaltiges Wohnen gekรคmpft. Die SPD mรผsse eine inhaltliche Linie mal lรคnger durchhalten, um erfolgreich sein zu kรถnnen.
Weitere Redner beklagten, dass die SPD an Glaubwรผrdigkeit verliere, wenn sie sich ihre Parteitage von Unternehmen wie LEAG finanzieren lieรe, und dass es im zurรผckliegenden Wahlkampf negative Reaktionen auf bestimmte Plakatvorschlรคge gegeben habe. Sรคtze wie โDamit machst du dich angreifbarโ seien besonders in Erinnerung geblieben. Ein mutiger Wahlkampf sei aber der Schlรผssel zum Erfolg.
Landesparteitag in Neukieritzsch: SPD beschlieรt Regierungsprogramm fรผr Landtagswahl
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