Als Sachsens Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU) im April die Anfrage des Grünen-Landtagsabgeordneten Volkmar Zschocke zur wiederholten Auffälligkeit eines Abfalltransporteurs mit Transportgut aus Italien beantwortete, stellte sich heraus, dass dieser nicht nur im März bei einer Kontrolle auffiel, sondern auch im April, bei einer „Schwerverkehrskontrolle ‚Internationale und nationale Abfalltransporte Straße‘“. Es stand im Kleingedruckten und Zschocke fragte natürlich wieder nach.
Denn mittlerweile kommt es nicht nur ihm komisch vor, dass die Polizei am Hermsdorfer Kreuz immer wieder Abfalltransporte mit fragwürdigen Ladungen erwischt. Am 9. und 10. April 2019 fand am Hermsdorfer Kreuz auf der A 9 eine bundesoffene Schwerverkehrskontrolle „Internationale und nationale Abfalltransporte Straße“ statt, bei der nicht nur die Polizei vor Ort war, sondern auch Vertreter der Umweltbehörden aus Thüringen und den Bundesländern Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz sowie aus Luxemburg, den Niederlanden und Österreich.
Denn mittlerweile gibt es einen regelrechten europaweiten Mülltourismus. Gerade gefährliche Abfälle werden oft über tausende Kilometer transportiert.
Was da auf den Straßen rollt, ist alles andere als ungefährlicher Müll. „Die Polizei kontrollierte an beiden Tagen 89 Abfalltransporte. Rund die Hälfte davon war zu bemängeln“, kann Zschocke feststellen. „Bei einem Abfalltransport mit gefährlichem Asbest sei nach Auskunft der Autobahnpolizeiinspektion die Verpackung beschädigt und Asbest ausgetreten.“
Nicht nur bei einem. Aber das Stichwort Asbest machte Zschocke hellhörig.
Der Großteil der bemängelten Transporte war zwar nicht auf dem Weg nach Sachsen. Aber der Transport mit Asbest aus Bareggio (ltalien), der am 10. und 12. April kontrolliert wurde, war es. Sein Ziel: Die Zentraldeponie in Cröbern im Süden Leipzigs. Es war dieselbe Route, die auch der am 25. März kontrollierte Transport genommen hatte.
Die Lieferungen aus Italien sind keine Eintagsfliegen. Die Deponie Cröbern, in den 1990er Jahren für das Abfallaufkommen aus der Region viel zu groß konzipiert, wirbt damit, auch gefährliche Stoffe abzunehmen. Darunter auch Asbest. „Asbest zählt zu den krebserzeugenden Stoffen. Bei der Entsorgung von asbesthaltigen Abfällen gilt oberste Sicherheit, um ein Freisetzen von Fasern zu verhindern“, heißt es auf der Homepage der WEV, die die Deponie betreibt.
„Asbesthaltige Produkte müssen nach TRGS 519
– staubdicht in Bigbags verpackt,
– gekennzeichnet und
– getrennt von anderen Abfällen
auf der Deponie angeliefert werden.“
Aber die abgefangenen Transporte erzählen eher von einem fahrlässigen Umgang mit asbesthaltigen Abfällen.
Und so teilt Landwirtschaftsminister Schmidt jetzt in der neuen Antwort mit, dass bei der Großkontrolle am 9. und 10. April ein weiterer Transport mit Ziel WEV GmbH Großpösna, also zur Zentraldeponie Cröbern, herausgefischt wurde, der eine schlecht gesicherte und gefährliche Ladung hatte.
Die Big Bags mit asbesthaltigen Baustoffen waren teilweise offen, Abfälle waren aus den Big Bags und auf die Ladefläche ausgetreten. Und der LKW war nur mit einer Plane gesichert. Diesmal kam er nicht aus Italien, sondern aus Ulm.
Anders als im Fall Bareggio war der Transportunternehmer bislang noch nicht aufgefallen. Aber das liegt wohl eher daran, dass es solche Großkontrollen von rollendem Abfall auf unseren Autobahnen eher selten gibt. Und auch diese wurde ja erst anberaumt, nachdem die Thüringer Autobahninspektion schon mehrere Lkw in zum Teil schlechtem technischen Zustand von der Straße geholt hatte, die dann auch noch mit gefährlichem Abfall für Cröbern bepackt waren.
Am 10. April gab es den nächsten verdächtigen Abfalltransport aus Italien
Am 10. April gab es den nächsten verdächtigen Abfalltransport aus Italien
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