Irgendwie war er höchst besorgt, als der AfD-Landtagsabgeordnete Carsten Hütter 2017 hörte, die Innenminister würden jetzt auch die sogenannte Prepper-Szene geheimdienstlich beobachten lassen. Prepper, das klingt doch eigentlich nach netten Leuten, ein bisschen kauzig, aber auch um die Zukunft besorgt, so besorgt, dass sie sich den Keller voller Konserven packen, falls morgen doch mal die ganze Zivilisation zusammenbricht.
Also fragte er mehrmals bei der sächsischen Landesregierung nach, wie ernst das eigentlich gemeint ist und wie viele Prepper der Verfassungsschutz in sächsischen Landen schon ausgemacht habe.
So auch im Februar 2018, als Carsten Hütter feststellte: „In der Antwort der Kleinen Anfrage Drs. 6/11541 teilt die Staatsregierung mit, dass diese bei ihren Ausführungen in der Antwort auf die Kleine Anfrage Drs. 6/10809 bleibt, also dass die sog. ,Prepper’-Szene kein Beobachtungsobjekt des Landesamtes für Verfassungsschutz in Sachsen ist. Dort hieß es, […] die Motive, aus denen heraus Personen dem gegebenenfalls nachkommen, sind vielschichtig, kaum sicher abgrenzbar und deuten für sich genommen weder auf einen potentiellen Extremismusbezug noch auf mangelnde Rechtstreue. Derzeit lägen keine neuen Erkenntnisse im Sinne der Fragestellung vor. Gleichzeitig heißt es in Drs. 6/11541: ,Sie [die IMK – Anm. Verfasser] sieht das Erfordernis, die bundesweiten Erkenntnisse von Polizei und Verfassungsschutz zur ,Prepper`-Szene in den fortzuschreibenden Lagebericht zu den Reichsbürgern und Selbstverwaltern einzubeziehen. Neben Erkenntnissen über die Zusammensetzung und Ziele der Szene ist auch zu klären, ob eine Affinität zu Waffen besteht und ob es mögliche Radikalisierungstendenzen und Bezüge zum Extremismus gibt. Die IMK beauftragt den AK IV unter Beteiligung des AK II, ihr einen gemeinsamen Bericht zur IMK-Frühjahrssitzung 2018 vorzulegen.‘“
Also doch keine so harmlosen Leute?
Doch eher so eine Art einsame Wölfe, die schon fest damit rechnen, dass sie sich ab nächste Woche allein durch die Wälder schlagen müssen? Also doch eher Typen, die man bei „Selbstverwaltern und Reichsbürgern“ verorten muss, die unseren Staat grundsätzlich infrage stellen?
Im April fragte Hütter noch einmal nach. Denn irgendetwas müsste Sachsen ja zum Lagebild zu „Reichsbürgern und Selbstverwaltern“ melden. Und wenn es nur die Feststellung wäre, dass man solche kauzigen Leute im Freistaat noch nicht gesichtet habe.
Aber irgendwie hat man wohl doch schon einen entdeckt, teilt jetzt Innenminister Roland Wöller (CDU) mit: „Zur Erstellung des Lagebilds im Jahr 2018 wurde aus Sachsen folgender Sachverhalt übermittelt: Im Rahmen einer Durchsuchungsmaßnahme der Polizeidirektion Chemnitz bei einer Person mit Bezügen zum Phänomenbereich der Politisch motivierten Kriminalität – rechts – ergaben sich vor Ort einzelne Anhaltspunkte auf mögliches ‚Preppen‘. Auf Vorhalt erklärte der Betroffene gegenüber den Durchsuchungskräften, er müsse sich durch ‚Wald und Natur schlagen‘ und wolle auf den Ernstfall vorbereitet sein. In dem Zusammenhang zeigte der Betroffene einen gepackten Trekkingrucksack mit entsprechenden Camping- und Überlebensutensilien. Weiterhin konnten in der Wohnung größere Mengen an Konserven und haltbaren Nahrungsmitteln festgestellt werden.“
Was zumindest nachdenklich macht. Denn eigentlich rüstet man sich ja nicht für den Daueraufenthalt in der Wildnis, wenn man möchte, dass unsere Zivilisation erhalten bleibt und unsere Gesellschaft nicht ins Chaos kippt. Aber das Chaos-Bild ist im rechtsradikalen Spektrum ja allgegenwärtig. Der Weltuntergang steht quasi jederzeit vor der Tür und alles kann nur noch schlimmer werden. Wenn so eine Zukunftsvision lodernder Weltenbrände erst mal im Kopf sitzt, ist natürlich der Schritt zum sich Vorbereiten auf Zeiten ohne schützende Zivilisation nicht weit.
Der Mensch wird wieder „des Menschen Wolf“
So ungefähr ticken ja die Untergangsbesessenen am rechten Außenrand. Irgendwie ist das Chaos aus ihrer Sicht immer gleich um die nächste Ecke. Oder war der Bursche mit dem Trekkingrucksack nur vorbereitet, schnell abtauchen zu können, falls ihm die Polizei auf die Schliche kommt?
Zumindest sorgt das in den letzten Jahren wachsende Potenzial der Prepper auch in Deutschland für Besorgnis. Mit dem Klimawandel und der Finanzkrise seit 2008 sind nicht nur mehr Ängste entstanden. Auch die Prepper-Szene in Deutschland ist gewachsen. Und Nachrichten über eine Bewaffnung der Szene gab es zumindest aus Mecklenburg-Vorpommern. Und da immer mehr Menschen auf alles vorbereitet sein wollen, haben sich längst auch Unternehmen auf die Produktion des Benötigten spezialisiert.
Wovon also erzählt diese Veränderung? Vom Gefühl der Prepper, jetzt alles auf eigene Faust regeln zu müssen? Oder von einem schwindenden Vertrauen in die politische Stabilität und die Funktionsfähigkeit unserer Kommunen, an der die Krisenpolitik seit 2008 nicht ganz unschuldig ist? Eine Krisenpolitik, die ja auch die AfD stark gemacht hat. Preppen da vielleicht noch mehr, reden aber nicht darüber? Und wer profitiert von der Angst, dass die Versorgung morgen schon zusammenbrechen könnte? Garantiert nicht nur die Hersteller lang lagerbarer Konserven.
Es gibt 2 Kommentare
Ob man sich nach solchen Wahlergebnissen besser mal näher mit dem Thema beschäftigen sollte?^^
Und dann noch dieses braun angehauchte Bundesamt für Bevölkerungssschutz und Katastrophenhilfe, welches praktisch zum “Preppen” animiert und allen Ernstes die Bevorratung mit u.a. min. 20l Getränken, 3,5 kg Getreide/ Reis, 2,6 kg Milch- und Milchprodukte und sogar einem Kurbelradio empfiehlt.
Ob der verdächtige Prepper schon so weit war?