Unsere Landwirtschaft ist völlig aus dem Lot. Das macht nicht nur das Thema „Gülle“ sichtbar. Oder besser: riechbar. Die Felder sind überdüngt, viele Grundwasserkörper, auch in Sachsen, hoch mit Nitrat belastet. Und das hat eben nichts mit unserem landwirtschaftlichen Eigenbedarf zu tun, sondern mit riesigen Mastfabriken, die mehr Gülle produzieren, als verwertet werden kann. Und etliches von dem so produzierten Fleisch wird exportiert. Aber auch lebende Tiere gehen in den Export, zu Zuchtzwecken. Ganz schön viele, wie Volkmar Zschocke nun feststellen kann.
17.000 Rinder wurden in den Jahren 2017 und 2018 zu Zuchtzwecken aus Sachsen in Drittländer verbracht. Das geht aus der Antwort der zuständigen Sozialministerin Barbara Klepsch auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten der Grünen Volkmar Zschocke hervor. Unter den Zielländern sind Staaten wie Ägypten, Aserbaidschan, Irak, Kasachstan, Libanon, Türkei, Turkmenistan oder Usbekistan, bei denen für ihn erhebliche Zweifel daran bestehen, ob die Tierschutzstandards durchgehend beim Transport bis zum Zielort der Tiere eingehalten werden.
Nach Angaben des Sozialministeriums wurden aus Sachsen in den letzten beiden Jahren keine Tiertransporte mit Schlachttieren in Drittländer abgefertigt.
„Bei den von Sachsen abgefertigten Tiertransporten handelt es sich überwiegend um Zuchttiertransporte. Infolgedessen ist bei der Abfertigung nicht bekannt, in welchem Schlachtbetrieb die Tiere nach ihrer Verwendung zur Zucht im Zielland geschlachtet werden“, hatte die Ministerin geantwortet.
Hinzu kommen freilich 6,5 Millionen Geflügeltiere, die in den letzten beiden Jahren in Drittstaaten verbracht wurden, davon ein Großteil in die Ukraine, sowie Ziegen und Pferde.
Volkmar Zschocke, tierschutzpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag, hatte vor dem Hintergrund von Berichten über grausame Transport- und Schlachtpraktiken nach dem Ausmaß an Tiertransporten aus Sachsen in Länder außerhalb der EU bei der Staatsregierung gefragt.
Mit einem entsprechenden Erlass versucht Sachsen nach Angaben des Ministeriums sicherzustellen, dass Tiertransporte in solche Drittstaaten nicht abgefertigt werden dürfen, wenn der Transportplan nicht plausibel und der Zugang zu den Transportdaten nicht gesichert ist.
„Es ist gut, dass es diesen Erlass gibt. Ich habe allerdings Zweifel, ob dieses Vorgehen ausreichend ist. Internationale Tiertransporte müssen generell auf den Prüfstand und deutlich reduziert werden. Die Tiere leiden auf derart langen Transporten und die Überwachung der Einhaltung von Tierschutzvorschriften wird immer nur begrenzt möglich sein. Exporte von Zuchttieren in Drittländer müssen zudem auf die Tiere beschränkt werden, die dort auch nachgewiesenermaßen für Zuchtzwecke genutzt werden“, fordert Zschocke. Denn allein die großen Zahlen exportierter Tiere lassen daran zweifeln, dass diese tatsächlich für Zuchtzwecke gebraucht werden.
„Die Anforderungen der EU-Tiertransportverordnung müssen auf der gesamten Transportroute nachweisbar eingehalten werden. Gerade für Transportstrecken in die zentralasiatischen Staaten sind ausreichende Versorgungsmöglichkeiten tatsächlich zu belegen. Transportrouten ohne durchgehende Versorgungsmöglichkeiten müssen tabu sein“, betont Zschocke.
„Es reicht auch nicht, wenn sich die Ministerin darauf zurückzieht, dass die spätere Unterbringung und Schlachtung der Tiere nicht dokumentiert werden muss. Das Ministerium muss die Haltungs- und Schlachtbedingungen gerade in denjenigen Drittstaaten aufmerksam beobachten, die mit Tierschutzverstößen in Zusammenhang stehen. Sinnvoll ist die Einrichtung einer zentralen Stelle, die alle Informationen bündelt, gesicherte und nachvollziehbare Angaben über die Bedingungen in diesen Staaten sammelt und den Veterinärämtern einheitliche Empfehlungen gibt.“
So wurden 2017 mit 136 Transporten 4.643 Rinder in die Russische Föderation exportiert, 2018 waren es 117 Transporte mit 3.884 Rindern, womit Russland der größte Abnehmer war, noch vor der Ukraine, Kasachstan und der Türkei. Alles Länder, wo allein die Straßenentfernung schon tausende Kilometer beträgt. Die Tiere sind auf den Lastern tagelang unterwegs, ohne dass Sachsen tatsächlich kontrollieren kann, was mit den Tieren am Zielort passiert oder wie sie die Fahrt überstehen.
„Es ist gut, dass Sachsen sich an den bundesweiten Abstimmungen und Gesprächen beteiligt, um endlich ein bundesweit einheitliches Vorgehen zu diesen Tiertransporten zu erreichen“, erklärt Zschocke. „Ich fordere die Ministerin auf, sich dafür starkzumachen, dass in Staaten mit kritischen Haltungs-, Transport- oder Schlachtungsbedingungen überhaupt keine Tiertransporte mehr stattfinden.“
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