Die Kohlekommission hat einen โKompromissโ gefunden, doch lรคngst nicht alle sind damit zufrieden. Das Bรผndnis โEnde Gelรคndeโ veranstaltet in diesen Tagen in zahlreichen Stรคdten vielfรคltige Protestaktionen. In Leipzig folgten am Samstag, den 2. Februar, mehr als 1.000 Personen einem Demoaufruf. Die Veranstalter meldeten รผber 2.000. Die Teilnehmenden forderten den sofortigen Kohleausstieg, weltweite Klimagerechtigkeit und den Erhalt von Pรถdelwitz und anderer Dรถrfer.
Ginge es nach der deutschen Bundesregierung, hรคtte es fรผr die Demonstration an diesem Samstag, den 2. Februar, gar keinen Anlass gegeben. Die von ihr eingesetzte Kommission fรผr Wachstum, Strukturwandel und Beschรคftigung โ kurz: Kohlekommission โ verkรผndete schlieรlich eine Woche zuvor ihren โKompromissโ: spรคtestens 2038 soll in Deutschland das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet werden. Der Einstieg in den Ausstieg ist also geschafft.
Doch zahlreichen Menschen, darunter vor allem Klimaforscher und -aktivisten, reicht das nicht. Sie befรผrchten unter anderem, dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens damit nicht erreicht werden. Das wichtigste Ziel lautet: den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad begrenzen.
In Leipzig gingen am Samstag nach eigenen Schรคtzungen mehr als 1.000 รผberwiegend junge Personen auf die Straรe. Die Zahl der Teilnehmenden รผberstieg damit die Erwartungen der Veranstalter, die mit 500 bis 1.000 Menschen gerechnet hatten und am Ende von mehr als 2.000 Anwesenden sprachen. Die Demonstration stand unter dem Motto โFรผr den Kohleausstiegโ.

Ausstieg nicht 2038, sondern jetzt
Ein lokaler Ableger des Bรผndnisses โEnde Gelรคndeโ hatte zu der Veranstaltung aufgerufen. Bei der Auftaktkundgebung auf dem Willy-Brandt-Platz sagte eine Sprecherin: โWir sind mit dem Kohlekompromiss nicht einverstanden.โ Ein anderes Mitglied der Ortsgruppe ergรคnzte, dass es zu spรคt sei, erst in knapp 20 Jahren aus der Kohle auszusteigen. โWir brauchen den Ausstieg jetzt.โ
Zudem sei es nicht ausreichend, dass die betroffenen Regionen eine Strukturhilfe erhalten. Die Kohlekommission hatte 20 bis 40 Milliarden Euro vorgeschlagen. Es mรผsse auch jenen Menschen in anderen Staaten geholfen werden, die vom Klimawandel direkt betroffen seien. โDas wรคre Klimagerechtigkeit.โ
Im Kampf gegen den Klimawandel seien neben Demonstrationen auch Mittel des zivilen Ungehorsams legitim. โEnde Gelรคndeโ hatte in den vergangenen Jahren mehrmals zu Blockade- und Besetzungsaktionen aufgerufen. Auch an diesem Samstag blockierten โEnde Gelรคndeโ-Aktivisten ein Kohlekraftwerk โ diesmal in Karlsruhe. Das Bรผndnis ruft auch fรผr die kommende Woche zu Protestaktionen auf, auch das Leipziger Umland und die Lausitz kรถnnten betroffen sein.
Pรถdelwitzer wollen bleiben
In Leipzig meldeten sich neben Politikern von Linkspartei und Grรผnen auch Aktivisten des BUND und der Bรผrgerinitiative โPro Pรถdelwitzโ zu Wort. Jens Hausner, der Sprecher der Bรผrgerinitiative, betonte, dass die geplanten Umsiedlungen durch den Kohlekompromiss รผberflรผssig geworden seien. โEnteignungen sind nicht zu rechtfertigenโ, sagte Hausner (zum Video). Der Grรผnen-Landtagsabgeordnete Gerd Lippold befรผrchtet jedoch, dass die Landesregierung die Umsiedlungen fortsetzen mรถchte.
Vom Willy-Brandt-Platz aus liefen die Demoteilnehmer รผber den Ring in die Innenstadt. Dabei dominierten neben Forderungen nach mehr Klimaschutz auch antikapitalistische Parolen. Auf dem Marktplatz gab es eine Zwischenkundgebung mit Hรผpfeinlagen; der Aufzug endete auf dem Augustusplatz. Kurz vor dem Ziel โverwandeltenโ sich etwa 20 Teilnehmende am Kopf der Demonstration in schlurfende โZombiesโ.

Rauchaktion gegen Umweltzerstรถrung
Aktivisten der Umweltschutzorganisation โRobin Woodโ lieรen auf dem Augustusplatz aus einem der acht Glaszylinder รผber der Tiefgarage etwas Rauch aufsteigen (Video). Mit diesem โqualmenden Kohleschlotโ wollten sie nach eigenen Angaben gegen die anhaltende Zerstรถrung des Planeten protestieren.
Nach wenigen Minuten trafen mindestens fรผnf Fahrzeuge der Feuerwehr am Augustusplatz ein. Der Rauch hatte sich zu diesem Zeitpunkt allerdings schon wieder verzogen. Eine wirkliche Gefahr war nicht erkennbar. Die Polizei stellte die Identitรคten der Aktivisten fest. Wรคhrend dieser Maรnahme solidarisierten sich die รผbrigen Demoteilnehmer und forderten deren โFreilassungโ. Den beiden Aktivisten droht nun ein Verfahren, nachdem der Besitzer der Tiefgarage nach ersten Informationen Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt habe.
Nach etwa drei Stunden war die Veranstaltung zu Ende. Zum Abschluss warb eine Sprecherin der durch โSchulstreiksโ bekannten Jugendorganisation โFridays For Futureโ fรผr deren nรคchste Demonstration (Video). Diese ist fรผr Freitag, den 15. Februar, ab 12:30 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz geplant. Es kรถnnten weit mehr als die rund 800 Schรผler bei der letzten Demonstration am 18. Januar in Leipzig werden.
An diesem Tag ist Zeugnisausgabe, die meisten haben bereits gegen 11 Uhr Schulschluss.
Videos zur Klimademo: Kein Konsens in Leipzig
Die Bilder des Tages (Fotos von Marco Arenas & Michael Freitag)
Die Dรถrfer im Leipziger Sรผdraum und in der Lausitz sind noch immer nicht gerettet
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Fortschreibung des sรคchsischen Klimaprogramms scheitert am Unwillen der CDU
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#fridaysforfuture in Leipzig: โโฆ weil ihr uns die Zukunft klautโ + Video & Bildergalerie
https://www.l-iz.de/Topposts/2019/01/fridaysforfuture-in-Leipzig-%e2%80%9e%e2%80%a6-weil-ihr-uns-die-Zukunft-klaut%e2%80%9c-Video-Bildergalerie-254745?highlight=fridays
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