„In Sachsen erreichten bei der letzten Bestandserfassung Ende 2015 lediglich 3,25 % der Flüsse und Bäche den geforderten guten ökologischen Zustand“, formuliert der BUND Sachsen ganz vorsichtig das, was man zum 18. Geburtstag der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Sachsen sagen kann. Es sind 18 vertrödelte Jahre, auch in Leipzig, wo man sogar da, wo Revitalisierung möglich wäre, bremst, verhindert und mauert.
Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) feiert am heutigen Samstag, 22. Dezember, ihren 18. Geburtstag. Sie ist das Kernelement des EU-Gewässerschutzes und fordert, dass in Flüssen, Bächen und Seen die typischen Pflanzen und Tiere vorkommen und in Oberflächengewässern sowie im Grundwasser festgelegte Grenzwerte für Schadstoffe nicht überschritten werden. Diese Ziele des guten ökologischen und chemischen Zustands sind bis Ende 2027 durch Bund, Länder und Kommunen zu erreichen. Ursprünglich sollte dies bis 2015 der Fall sein, was größtenteils verfehlt wurde.
„In Sachsen erreichten bei der letzten Bestandserfassung Ende 2015 lediglich 3,25 % der Flüsse und Bäche den geforderten guten ökologischen Zustand”, kritisiert der BUND Sachsen. „Nach wie vor fehlen lebensnotwendige Strukturen für auentypische Pflanzen und Tiere in den meisten Fließgewässern. Sowohl im Gewässer wie auch im Bereich der Uferböschungen und des Gewässerumfeldes bewirken weiterhin Begradigung/Laufverkürzung, technischer Verbau, Eintiefung der Gewässersohle und das Fehlen gewässerbegleitender, beschattender Gehölzsäume auch 18 Jahre nach Inkrafttreten der WRRL schwerwiegende funktionale Beeinträchtigungen der Gewässerökologie.”
All das ist auch an Leipzigs Fließgewässern zu beobachten, an der kanalisierten (und nun auch noch ausgebaggerten) Pleiße, an den Kanälen von Nahle und Neuer Luppe oder an der Betonelster im Süden. Von Renaturierungsplänen ist im Leipziger Verwaltungshandeln nichts zu finden. Als existierte die Wasserrahmenrichtlinie für die Stadt Leipzig nicht. Mit dem Ergebnis, dass keins der Leipziger Fließgewässer über die miserablen Noten 4 und 5 hinauskommt. Auch nicht der so gern durchschipperte Floßgraben.
Angesichts dieser Situation stellt Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen, fest: „Seit dem Hochwasser 2002 sind Geld und Personal vor allem in den Hochwasserschutz geflossen. Gewässerökologie und Ansätze eines nicht rein technischen Hochwasserschutzes kamen dabei zu kurz. Heute sind gute Planungsmethoden und Bauweisen verfügbar, um Gewässerökologie, Hochwasserschutz und Kosteneffizienz gleichzeitig zu erreichen. Das muss jetzt endlich geschehen. Und es müssen in der Gewässerunterhaltung und durch Renaturierungsprojekte mehr Gewässer ökologisch aufgewertet werden.“
Der BUND Sachsen arbeitet seit Anfang 2018 an einem vom sächsischen Umweltministerium finanzierten Projekt, das aufzeigt, wie durch Bachrevitalisierung im innerörtlichen Bereich neben der ökologischen Aufwertung des Baches auch attraktive Wohn- und Erlebnisräume entstehen können. Die Projektergebnisse werden im März 2019 in einem anschaulichen und praxisorientierten Handlungsleitfaden veröffentlicht. Er zeigt kommunalen Entscheidungsträgern und Bürgerinitiativen Wege auf, um konkrete Maßnahmen anzustoßen und damit wichtige Beiträge für attraktive und ökologisch intakte Gewässer in Ortslagen zu leisten.
Für die nächsten Jahre sieht Felix Ekardt drei Schwerpunkte: „Die bislang verfehlten Umweltziele der Wasserrahmenrichtlinie verlangen kreative Lösungen. Gewässerökologie, Hochwasserschutz und ein attraktives Wohnumfeld lassen sich durchaus vereinbaren. Ferner braucht das Durchgängigkeitsprogramm Sachsens neuen Schwung, um Flüsse besonders für Fische systematisch durchgängig zu gestalten. Schließlich müssen in den nächsten Jahren außerhalb von Städten und Dörfern deutlich mehr Aufwertungen der Gewässerstruktur umgesetzt werden. Dazu sind Lösungen nötig, die möglichst wenig Fläche beanspruchen.“
Ich glaub’, mich streift das Glück … Die Weihnachts-LZ ist da
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