Ist es eine Alarmmeldung, wenn der sächsische FDP-Bundestagsabgeordnete Torsten Herbst meldet: „132 Eisenbahnbrücken in Sachsen sind sanierungsbedürftig“? Für die einzelnen Brücken schon. Aber das Bild, das die Antwort der Bundesregierung auf die Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag zeichnet, erzählt eher davon, dass in Sachsen schon sehr viele Eisenbahnbrücken saniert wurden. Beim Rest aber wird’s knapp.

Denn 132 Eisenbahnbrücken im sächsischen Nah- und Fernverkehrsnetz sind sanierungsbedürftig. Dies sind rund 7 Prozent aller Eisenbahnbrücken in Sachsen. Einen deutlich besseren Zustand weisen die sächsischen Autobahn- und Bundesstraßenbrücken auf. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor.

Dazu erklärt der sächsische Bundestagsabgeordnete und Obmann im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur, Torsten Herbst: „Es ist ein bedenklicher Zustand, dass gegenwärtig 132 Eisenbahnbrücken im Freistaat Sachsen sanierungsbedürftig sind. Hier rächen sich die langjährigen Defizite bei Erhalt und Modernisierung des Schienennetzes.

Leider hat die Bundesregierung erst vor wenigen Wochen die Chance vertan, konkrete Maßnahmen zur Beschleunigung des Ersatzneubaus von Brücken in das ‚Planungsbeschleunigungsgesetz‘ aufzunehmen. Denn neben fehlendem Geld sind langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren eine Ursache für den Sanierungsstau. Das betrifft insbesondere Neubauten, die lediglich eine alte Brücke ersetzen.“

Die DB AG benotet ihre Brücken in Zustandsnoten von 1,0 bis 4,0. Erhalten die Bauwerke nur noch Noten über 3,0, gelten sie als sanierungsreif. (3,0 bis 3,4 bedeutet nicht ausreichend, 3,4 bis 4,0 ungenügend).

Die DB Netz AG bewertet 7,5 Prozent der Eisenbahnüberführungen im Fern- & Ballungsnetz (FuB) in Sachsen (77 Brücken von 1.026) im Mittelfristzeitraum (5 Jahre) als sanierungsbedürftig. Es befinden sich davon derzeit 39 Brücken in der Zustandskategorie 3 und 38 Brücken in der Zustandskategorie 4. Davon sind freilich nur 26 Brücken bis 2023 für eine Erneuerung eingeplant.

Wenn man das auf die dringend sanierungsbedürftigen Brücken (Note 3 bis 4) bezieht, stehen nur 30 Prozent dieser Brücken auf der Sanierungsliste. Für 70 Prozent fehlen belastbare zeitnahe Sanierungspläne.

Ganz ähnlich sind die Zustände im Regionalnetz (RN): 6,2 Prozent der Eisenbahnüberführungen des RN (55 Brücken von 884) sind im Mittelfristzeitraum (5 Jahre) sanierungsbedürftig. Es befinden sich davon derzeit 21 Brücken in der Zustandskategorie 3 und 33 Brücken in der Zustandskategorie 4. „Die Brücken stehen sukzessive in den nächsten Jahren zur Erneuerung an“, teilt die Bundesregierung hierzu mit.

Logisch, dass Torsten Herbst betont, dass hier schneller eine Lösung gefunden werden muss. Immerhin tippt er ja damit das derzeit bundesweit heftig diskutierte Thema des riesigen Sanierungsstaus bei der Bahn an. Um den straffen Renditeplänen der Bundesregierung zu genügen, hat die Bahn ihre Investitions- und Sanierungspläne deutlich gestreckt. Das Ergebnis sind viele Langsamfahrstrecken, aber eben auch viele Brückenbauwerke, über die die Züge nur noch im Schneckentempo fahren dürfen.

„Eine zügige Sanierung der Eisenbahnbrücken ist dringend geboten“, betont Torsten Herbst. „Für kürzere Fahrzeiten im Personenverkehr und eine höhere Leistungsfähigkeit der Schiene für den Gütertransport ist die Beseitigung des Instandhaltungsrückstaus immens wichtig. Ein weiteres Verschleppen von Brückensanierungen zieht zudem immer höhere Instandhaltungsaufwendungen nach sich. Glücklicherweise zeigt sich beim Zustand der Brücken an Autobahnen und Bundesstraßen in Sachsen ein anderes Bild. Deren guter Zustand ist vor allem den vielfältigen Neu- und Ausbauprojekten aus den Jahren nach der Wende zu verdanken.“

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