Es ist eigentlich egal, ob es sogenannte „Jahrhundertfluten“ wie 2002 und 2013 sind, oder Dürresommer wie 2018 – Sachsen ist nicht zukunftsfest, was die absehbaren Veränderungen im Klima betrifft. Und die sächsische Staatsregierung tut sich schwer damit, überhaupt zu verstehen, worum es geht und warum man mit bürokratischen Ausreden gar nichts löst. Neben den Linken hatten auch die Grünen das Thema der Brunnendörfer als Anfrage eingebracht.
Und Wolfram Günther, Fraktionsvorsitzender der Grünen, bekam eine genauso vielwortige, aber nichtssagende Auskunft von Agrarminister Thomas Schmidt. Wobei ja die Ernteausfälle wegen Regenmangels auch heftig ins Kontor schlugen. Die sächsische Landwirtschaft ist genauso wenig zuzkunftsfest. Noch immer tut man so, als könne man einfach so weitermachen. Man habe ja noch Zeit.
Und so möchte die Staatsregierung auch die andauernde Diskussion um austrocknende Brunnen und Brunnendörfer in Sachsen erst in einer „Grundsatzkonzeption 2030 für die öffentliche Wasserversorgung“ erörtern, bevor überhaupt Maßnahmen des Freistaates ergriffen werden. Stattdessen verweist sie bei austrocknenden Brunnen lediglich auf die Notfallpläne der Betreiber mit Zapfstellen, Kanister oder Tankwagen. So geht es nun auch aus der Antwort von Minister Thomas Schmidt (CDU) auf eine Kleine Anfrage des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Wolfram Günther hervor.
Somit ist mit einer schnellen überörtlichen Lösung für die zunehmend austrocknenden Brunnen in Sachsen nicht zu rechnen.
„Wir brauchen jetzt ein Landesprogramm für austrocknende Brunnen, nicht erst 2030. Der Umweltminister muss schnell Vorschläge unterbreiten, wie die Probleme in den Brunnendörfern endlich gelöst werden können. Sich als Minister hinter den Gemeinden und Brunnenbetreibern zu verstecken, ist schlicht zu wenig“, fordert Wolfram Günther.
Denn solche Extremereignisse können sich häufen. Das zeigen auch die Klimamodelle des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Die Sommer in Sachsen werden mit steigenden Temperaturen in der Erdatmosphäre insgesamt trockener und heißer. Zwischendrin kann es durchaus auch wieder zu schweren Regenfällen kommen, bei denen die Flüsse über die Ufer treten. Die alten, oft monokulturellen Wälder sind an ihrer Belastungsgrenze angekommen. Bei öfter auftretenden Stürmen wie im vergangenen Winter knicken die Bäume um wie Streichhölzer.
Das gehört alles zusammen. Und ein Land wie Sachsen müsste längst daran arbeiten, das Land möglichst wetterfest zu machen für genau solche extremeren Ereignisse.
Aber die Botschaft kommt in der Regierung einfach nicht an.
„Angesichts der auch in Sachsen spürbaren Klimakrise, trockener werdender Sommermonate und zurückgehender Niederschlagsmengen kommt auch auf die Staatsregierung eine politische Verantwortung zu, gegenzusteuern und die richtigen Konsequenzen zu ziehen“, findet Günther.
„Ziel sollte ein Landesprogramm sein, mit dem ohne erhebliche Kosten für die Einwohnerinnen und Einwohner die Brunnendörfer ans Wassernetz angeschlossen werden können. Das darf nicht erst im Jahr 2030 der Fall sein. Eine entsprechende Förderrichtlinie des Freistaates, die die betroffenen Kommunen beim Anschluss ans Wassernetz unterstützt, braucht keine zwölf Jahre in der Ministerialbürokratie.“
Und dann spricht er ein Thema an, über das gern geredet wird, wenn Regierungspolitiker durch die Lande reisen. Aber augenscheinlich fällt ihnen überhaupt nichts dazu ein, wie man die ländlichen Räume tatsächlich noch funktionsfähig halten kann.
Mit den trockengefallenen Brunnendörfern wird ja ein ganz existenzieller Lebensbereich sichtbar.
„Ein Landesprogramm wäre auch ein Beitrag für die Zukunft dieser Dörfer“, sagt Günther. „Nicht nur die ländliche Siedlungsstruktur würde mit einer aktiven Förderung durch den Freistaat erhalten. Es wäre auch eine Unterstützung für ein gutes Leben auf dem Land.“
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